- Restaurationszeit
-
Mit dem historischen Fachbegriff Restauration (lat. restaurare = wiederherstellen) wird allgemein die Wiederherstellung eines politischen Zustandes, in der Regel die Wiedereinsetzung einer alten Dynastie, die im Zuge einer Revolution beseitigt worden war, bezeichnet. Gemeint ist ferner die Wiederherstellung einer legitimen Herrschaftsform, die vorübergehend durch innere oder äußere Einflüsse (Gewalt) unterbrochen war. Hingegen bezeichnet man die Wiedereinsetzung einer Herrschaftsform, die durch frühere Vorkommnisse ihr Ansehen verloren oder die in einem Lande keine Tradition hat, als Instauration.
Der Name war dem Hauptwerk des Schweizer Staatsrechtlers Karl Ludwig von Haller, "Die Restauration der Staatswissenschaft oder Theorie des natürlich-geselligen Zustandes der Chimäre des künstlich-bürgerlichen entgegengesetzt", (1816–1842), entlehnt. Während von Haller den Begriff noch positiv gefüllt hatte, verlor er bereits im 19. Jahrhundert jeden guten Klang und wurde bald nur noch mit Reaktion gleichgesetzt.
In erster Linie denkt man dabei an die Restauration des Hauses Stuart in England (1660–1688), oder die Restauration der Bourbonen in Frankreich (1814/15–1830).
In zweiter Linie versteht man darunter im Besonderen die im Zeitraum von 1815 bis 1830 in allen deutschsprachigen Staaten zu konstatierenden Anstrengungen der jeweiligen Fürsten und ihrer Minister, hier allen voran Metternich, die noch jungen Verfassungen der süddeutschen Staaten im Gefolge der Französischen Revolution von 1789 sowie im Zuge der Preußischen Reformen mehr oder minder freiwillig gewährten Neuerungen oder solchen, die aus napoleonischer Besatzungszeit datierten, durch verwaltungs- und verfassungsrechtliche Einschränkungen (z. B. Zensur) zu beseitigen und gleichsam die alte Ordnung wiederherzustellen. Auch die Zeit nach 1848 in Deutschland wird teilweise Restaurationszeit genannt. Verbreiteter ist allerdings der Begriff Reaktionsära.
Restaurative Tendenzen lassen sich in ganz Europa feststellen, wobei England aufgrund seiner Vorgeschichte – die eigentliche Revolution (Glorious Revolution) hatte bereits 1688 stattgefunden und die sozialen Zugeständnisse am Anfang des 19. Jahrhunderts waren in Form von Arbeitskämpfen und Parlamentsdebatten ausgetragen worden – die Ausnahme bildete und folgerichtig auch eine der wenigen Nationen in Europa blieb, in der keine Märzrevolution stattfand.
Siehe auch
- Wiener Kongress
- Metternich'sches System, Karlsbader Beschlüsse
- Vormärz
- Restauration (Schweiz)
- Biedermeier
- Restaurationskomödie
- Meiji-Restauration
- Deutscher Bund
Literatur
- Faber, Karl-Georg: Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Restauration und Revolution von 1815 bis 1851, Wiesbaden 1971.
- Ders.: Die Rheinlande zwischen Restauration und Revolution. Probleme der Rheinischen Geschichte von 1814-1848 im Spiegel der zeitgenössischen Publizistik, Wiesbaden 1966.
- Hubatsch, W.: Stein-Studien. Die preußischen Reformen und des Reichsfreiherrn Karl vom Stein zwischen Revolution und Restauration, Köln/Berlin 1975.
- Kann, R. A. : Die Restauration als Phänomen in der Geschichte, 1974.
- Langewiesche, Dieter: Europa zwischen Restauration und Revolution 1815-1849, München 1985
- Ritter, G. A. (Hrsg.): Europa zwischen Revolution und Restauration, 1986.
Weblinks
Wikimedia Foundation.