- Automatisches Parkhaus
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Ein automatisches Parksystem parkt Fahrzeuge mit Hilfe der Fördertechnik vertikal und/oder horizontal ein. Man kann hier zwischen teilautomatischen und vollautomatischen Systemen unterscheiden.
- Teilautomatische Systeme sind mit einer Totmannschaltung ausgestattet, da sich der Benutzer im Inneren des Systems befindet. Der Benutzer muss den Parkvorgang mittels stetigen Knopfdrucks steuern. Beispiele für teilautomatische Systeme sind Doppelparker oder Hubsysteme, Verschiebehubsysteme, Fahrersatzsysteme und einfache Drehscheibensysteme.
- Vollautomatische Systeme bieten keinen Zutritt ins Innere des Parksystems. Bei solchen auch Parkregal genannten Systemen ist Funktionsprinzip und Steuerlogik automatisierten Hochregallagersystemen entlehnt. Die Fahrzeuge werden dabei in einem Einfahrtbereich auf eine bewegliche Parkplattform gefahren, der Fahrer erhält eine Quittung für sein Fahrzeug, mit der er es später wieder abholen kann. Die Parkplattform oder Palette wird dann mit Hilfe von Verschiebeeinheiten und/oder Hubkränen automatisiert durch das System in einem freien Parkbereich abgestellt.
Inhaltsverzeichnis
Typen automatischer Parksysteme
Bereits 1937 wurde in Chicago der erste Parkpaternoster errichtet. Das System bot bis zu 22 Fahrzeugen Platz. Bei solchen Paternoster- bzw. Umlauf-Systemen zirkulieren die Fahrzeuge bis das gewünschte Fahrzeug in der Ein- bzw. Ausfahrt bereitsteht. Heute sind vor allem in Japan solche Systeme verbreitet, da die geringe benötigte Grundfläche dem Platzmangel in japanischen Städten entgegenkommt. Auf einer Grundfläche von nur vier normalen Parkbuchten kann ein derartiger Parkturm mit einer Höhe von ca. 50 Metern ein Fassungsvermögen für bis zu 100 Autos bieten.
Eine horizontale Variante sind so genannte Umsetzsysteme. Auf jeder Parkebene wird eine Parklücke freigehalten. Das System verschiebt nun die Parkpaletten solange bis das angeforderte Fahrzeug verfügbar ist.
Bei Parkregalsystemen gibt es wie bei den meisten vollautomatischen Systemen verschiedene Varianten. So haben Radialsysteme eine kreisförmigen Grundriss. In der Mitte befindet sich eine drehbare Fördereinrichtung, die das Fahrzeug vertikal mit Hilfe eines Krans oder einer Hubeinrichtung in die freie Parkbox befördert.
Gassensysteme haben einen rechteckigen Grundriss. Sie verwenden feststehende Regale und eine Shuttleeinheit, die das Fahrzeug innerhalb einer dazwischenliegenden Gasse horizontal und mit Hilfe eines Krans vertikal bewegt. Auf Höhe der entsprechende Parkbox wird die Palette mit dem Fahrzeug in das Regal geschoben.
Eine Kombination aus feststehenden und verschiebbaren Regalen verwendet ein spezielles Parksystem in Dresden. Hier kommen wie im Gassensystem feststehende Regale zum Einsatz. Allerdings ist die Fahrgasse nicht komplett frei von Stellplätzen. Der Raum der Fahrgasse wird durch verschiebbare Hängeregale maximal genutzt. Diese Hängeregale sind um eine Parkeinheit kürzer als die Festregale. So ermöglicht das System die Beweglichkeit der Übergabeeinheit. Dadurch gewährleistet es schnellste Zugriffszeiten auf das jeweilige Fahrzeug bzw. auf die jeweilige Parkbox. Die Übergabeeinheit kann Fahrzeuge vertikal oder horizontal befördern und einlagern. Das System ist das derzeit größte öffentliche automatische Parksystem im deutschsprachigen Raum.
Vor- und Nachteile von vollautomatischen Parksystemen im Vergleich mit konventionellen Parklösungen
Hauptvorteil von Parkregalsystemen ist die sehr geringe erforderliche Erschließungsfläche im Verhältnis zur Parkfläche – notwendige Flächen für Ein- und Ausfahrt, Auf- und Abfahrt, zum Einparken sowie für Fußgänger können wegfallen, lediglich die für die Fördereinrichtung benötigte Grundfläche verbleibt. Bei zylinderförmigen Parkregalsystemen ist diese besonders gering, noch geringer jedoch bei den Paternoster-Anlagen. Daneben ist im Parkbereich keine Beleuchtung und Klimatisierung erforderlich, Parkregalsysteme können auch sehr gut unterirdisch gebaut werden, ohne dass dadurch die bei Tiefgaragen, aber auch normalen Parkhäusern vorkommenden Angsträume entstehen.
Darüber hinaus sind dadurch, dass nur der Bereich zur Abgabe und zur Entgegennahme der Fahrzeuge ebenerdig zugänglich ist, automatisierte Parkregallösungen behindertengerecht und sehr sicher. Auch die Gefahr von Überfällen und Sachschäden ist geringer. Die Geruchsbelästigung der Parkenden ist geringer, durch den Wegfall von Parkplatzsuchverkehr und Einparkvorgängen ist die Produktion von Abgasen geringer (bei 780 Stellplätzen bis zu 35 % weniger CO2, 44 % weniger Benzol).
Parkregale werden häufig als gestalterisches Element im Stadtkontext eingesetzt, so etwa die bekannten smart-Türme, bei denen allerdings weniger die Parkfunktion als die Funktion als prominente Ausstellungsfläche im Vordergrund steht. Oder auch die AutoTürme der Autostadt Wolfsburg, die weithin sichtbar das Gelände dominieren.
Nachteile von Parkregalen sind der hohe technische und damit Kostenaufwand für die Förderanlage und daneben der geringe Umschlaggrad, da das nächste Fahrzeug erst abgegeben werden kann, wenn der Förderschlitten die Palette mit dem vorhergehenden Fahrzeug einsortiert hat und wieder im Eingangsbereich ist. Gleiches gilt für die Abholung von Fahrzeugen. Die langen Auslieferzeiten können gesenkt werden, wenn parallel mehrere Förderanlagen eingebaut sind, die dadurch mehrere Ein- und Ausfahrten möglich machen. Entsprechend höher sind die Kosten für die Fördertechnik und komplexer die Steuerlogik.
Derzeitige Situation
In Fachkreisen gewinnen automatische Parksysteme vermehrt an Bedeutung. Man sieht in ihnen eine Chance, die Dezentralisierung der Innenstädte zu verhindern. Durch sie können Parklösungen auf geringem Raum ermöglicht werden, die den Menschen in der heutigen Zeit die notwendige Mobilität bieten. Vollautomatische Quartiersgaragen könnten die Parkplatznot in Wohnvierteln gezielt und Platz sparend lindern. Der ADAC und verschiedene Forschungseinrichtungen widmen sich dem Problem des begrenzten Raumes und den Möglichkeiten zur Revitalisierung von Innenstädten, die für Dienstleistungs- und Informationsgesellschaften maßgebend sind. Aus diesem Grunde erhalten Projekte wie das Parkhaus Neustadt in Dresden Auszeichnungen von höchster Stelle.
In Japan sind automatische Parkhäuser – vor allem die Paternoster-Version – seit den 1980er Jahren zu finden.
In Zürich wurde 2001 an der Hallenstrasse im Seefeld-Quartier das "erste" vollautomatische Parkhaus der Schweiz eröffnet. Aufgrund von technischen Problemen (das Ein- und Ausparken von Fahrzeugen dauerte deutlich länger als geplant, gelegentlich wurden Fahrzeuge nicht mehr freigegeben) war es jedoch nur sechs Wochen in Betrieb. Ende 2010 entschied die Stadt Zürich, das Parkhaus abzubrechen.[1]
In Basel wurde in der Nähe der Heuwaage am 10. Mai 1958 das erste vollautomatische Parkhaus Europas eröffnet. Allerdings war es nach Eröffnung gerade einmal eine Stunde in Betrieb und auch in der Folge gab es immer wieder technische Schwierigkeiten. Das Parkhaus wurde 1970 aus Rentabilitätsgründen wieder geschlossen.[2]
Einzelnachweise
- ↑ Das erste vollautomatische Parkhaus der Schweiz wird abgebrochen, Tages-Anzeiger, 29. Dezember 2010
- ↑ Die Druckknopf-Garage, DER SPIEGEL, 18. Juni 1958
Weblinks
- Deutschland-Land der Ideen. Ort des Tages: Automatisches Parkhaus – DirectPark GmbH, Heilbronn
- Japanisches Paternoster-Parkhaus in Aktion
- Auszeichnung des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung Projektgruppe Werkstatt-Stadt
- Artikel in „Die Welt“: Parkproblem durch automatische Systeme lösen
- Artikel in KommunalDirekt „Bau- und Städteplanung – Wir müssen unsere Städte intakt halten“
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