Rhenania-Ossag

Rhenania-Ossag

Rhenania-Ossag Mineralölwerke AG ist der ehemalige Name eines deutschen Mineralölunternehmen. Es heißt heute Shell Deutschland Oil GmbH.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Benzinwerke Rhenania G.m.b.H. in Reisholz bei Düsseldorf wurden 1902 durch die N.V. de Bataafsche Petroleum Maatschappij in Den Haag, eine Tochtergesellschaft der N.V. Koninklijke Nederlandse Petroleum Maatschappij von Henri Deterding (heute niederländischer Teil von Royal Dutch Shell) als deutsche Tochtergesellschaft zur Verarbeitung von Rohbenzin gegründet. 1913 wurde dann von Royal Dutch die Schmieröl-Raffinerie Mineralölwerke Rhenania GmbH in Monheim am Rhein eingeweiht. Die Mineralölwerke verarbeiteten Rohöl aus Venezuela und Petroleumrückstände aus Rumänien zu Schmieröl; sie wurden damit zum Hauptlieferanten der deutschen Armee.[1]

Am 12. Oktober 1917 wurden die Benzinfabrik, die Schmierölraffinerie und alle Vertriebsfirmen zusammengeschlossen und die Mineralölwerke Rhenania Aktiengesellschaft gegründet.

Während des Ersten Weltkriegs beteiligte sich die Rhenania an den Ölwerken Stern-Sonneborn AG (Ossag). 1924 wurde in Neuss eine Benzinpumpe als erste Tankstelle der Rhenania-Ossag aufgestellt. Im Juni 1925 wurde die Ossag durch die Rhenania komplett übernommen. Seit diesem Zeitpunkt firmierte das Unternehmen als Rhenania-Ossag Mineralölwerke AG.

Shell-Produktemarke der Rhenania-Ossag um 1926

1926 hieß das Benzin des Unternehmens Stellin, das Benzin-Benzol-Gemisch nannte sich Dynamin. Neben die Benzinpumpen wurden die ersten Ölkabinette aufgestellt, um das von der Ossag stammende Voltol zu verkaufen.

1929 wurde das große Werk im damals noch preußischen Harburg-Wilhelmsburg errichtet. Das Unternehmen hatte zu diesem Zeitpunkt 15 große und 104 kleine Tanklager sowie 7500 Mitarbeiter in Deutschland. Nach dem 1929 entschiedenen Wettbewerb wurde von 1930 bis 1932 in Berlin das Shell-Haus der Rhenania-Ossag Mineralöl-Werke AG erbaut. Der Unternehmenssitz wurde 1930 jedoch nach Hamburg verlegt.

Während der Weltwirtschaftskrise gingen die Anteile von MAN und Haniel an der Oelhag vollständig an die Deutsch-Amerikanische Petroleum Gesellschaft und Rhenania-Ossag. Auch die Atlantic Richfield Company gab so viele Anteile ab, dass die drei Unternehmen zu jeweils einem Drittel Anteilseigner wurden.

Shell-Produktemarke der Rhenania-Ossag um 1935

Das Benzin-Benzol-Gemisch Dynamin war in den 1930er Jahren ein Gemisch aus Benzin mit etwa 45 % Benzol plus „Spiritus“ (Kartoffelschnaps, Ethanol) zur Erhöhung der Klopffestigkeit. Der Alkohol kam aufgrund der seit 1930 geltenden Beimischungspflicht in einer Höhe von 2,5 % dazu, schrittweise auf 10 % des Kraftstoffgewichtes ab Oktober 1932 erhöht.

1935 war die Rhenania-Ossag in Deutschland zweitgrößte Tankstellengesellschaft der Großen Fünf mit 16.363 Zapfsäulen (29,3 %) sowie gleich auf mit der DAPG mit einer Absatzquote von 20,9 %. Nur der Benzol-Verband hatte einen höheren Absatz.[2]

1938 übernahmen die DAPG und Rhenania-Ossag mit Hilfe ihrer nicht ausführbaren Devisenreserven die Oelhag je zur Hälfte komplett. In Folge des Anschlusses von Österreich 1938 und der folgenden Neuordnung der dortigen Industrie wurde die Royal Dutch Shell in Wien nebst ihrer Raffinerie in Floridsdorf auch der Rhenania-Ossag zugeordnet.[3]

Mit der Umstellung auf die Kriegswirtschaft im September 1939 und der damit einhergehenden staatlich zentralen Lenkung durch die Arbeitsgemeinschaft Mineralölverteilung verschwanden alle Markennamen, und die dem Zentralbüro für Mineralöl unterstellten Tankstellen gaben gegen Tankausweis oder Bezugsschein markenloses Benzin ab. Die Rhenania-Ossag wurde weiterhin als „deutsches Unternehmen“ eingestuft, stand auf der Liste der Rüstungsunternehmen und erhielt bevorzugt Materialkontingentierungen. In Hamburg und in Freital-Birkigt betrieb das Unternehmen Schmieröl-Raffinerien, in denen Voltol hergestellt wurde.[4] Dieses elektrisch veredelte Spezialschmieröl diente für den Luftwaffeneinsatz in hohen, besonders kalten Luftschichten.[5]

Die Muttergesellschaft Royal Dutch Shell wurde während des Zweiten Weltkriegs unter deutsche Treuhandschaft gestellt.

Der mit der Ossag übernommene, 1922 gebaute Tankdampfer Ossag (2793 BRT) der Tankdampfer-Gesellschaft Ossag, Hamburg, wurde am 22. April 1944 im Schwarzen Meer vor Sewastopol bei den Koordinaten 44°22'N, 32°43'O durch einen Luftangriff versenkt.[6][7] Der am 2. Juli 1939 als Dorsanum für die Anglo Saxon Petroleum, London, vom Stapel gelaufene Tankdampfer wurde im September 1939 der deutschen Tochtergesellschaft Rhenania-Ossag überschrieben und als Ossag II (8152 BRT, 8041 tons) an die gleiche Reederei abgeliefert. Er wurde bereits am 1. Mai 1940 an Russland verkauft, wo er als Tankschiff No. 2 im August 1941 östlich des Keri Leuchtfeuers beim Kap Juminda auf eine Mine lief und sank.[6][8]

1943 bestanden Beteiligungen an der Hydrierwerke Pölitz AG in Pölitz im ehem. Westpommern (zusammen mit der I.G. Farben und der Deutsch-Amerikanischen Petroleum Gesellschaft) sowie an der Ostmärkische Mineralölwerke GmbH in Wien. 1945 sind als Folge des Zweiten Weltkriegs Werke und Raffinerien stark zerstört.

1947 erfolgte die Umbenennung in Deutsche Shell Aktiengesellschaft, und der Wiederaufbau begann.

Siehe auch

Literatur

  • Joachim Kleinmanns: Super, voll! Kleine Kulturgeschichte der Tankstelle. Jonas Verlag, Marburg, 2002. ISBN 3-89445-297-8
  • Bernd Polster: Super oder Normal. Tankstellen – Geschichte eines modernen Mythos. DuMont, Köln, 1996. ISBN 3-7701-3516-4
  • Rainer Karlsch, Raymond G. Stokes: Faktor Öl. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859–1974. Verlag C. H. Beck, München, 2003. ISBN 3-406-50276-8

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Robert Finn – erste Folge der Auseinandersetzung um einen Ehrenbürger des ETV
  2. Joachim Kleinmanns: Super, voll! Kleine Kulturgeschichte der Tankstelle. Jonas Verlag, Marburg, 2002. S. 46.(zitiert nach Walter Ade: Das Tankstellenproblem in Deutschland. Hamburg, 1936.)
  3. Rainer Karlsch, Raymond G. Stokes: Faktor Öl. Die Mineralölwirtschaft in Deutschland 1859-1974. Verlag C. H. Beck, München, 2003. S.199
  4. Birkigt (eingemeindet 1923)
  5. Bomben auf Freital
  6. a b Verluste der Deutschen Handelsmarine 1939–1945: Buchstaben N–O–P
  7. Eintrag zum Tankdampfer Ossag im Miramar Ship Index
  8. Lebenslauf der OSSAG II (Dorsanum)

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