Rhina

Rhina
Rhina
Ortsgemeinde Haunetal
Koordinaten: 50° 46′ N, 9° 41′ O50.7631555555569.6829583333333228Koordinaten: 50° 45′ 47″ N, 9° 40′ 59″ O
Höhe: 228 m ü. NN
Fläche: 3,68 km²
Einwohner: 509 (2004)
Eingemeindung: 31. Dez. 1971
Postleitzahl: 36166
Vorwahl: 06673

Rhina ist ein Dorf in Ost-Hessen im Landkreis Hersfeld-Rotenburg, das zur Gemeinde Haunetal gehört. Die Einwohnerzahl lag im Jahr 2004 bei 509 Bewohnern.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Ort wird 1003 erstmals urkundlich erwähnt. Allerdings stammen erste Spuren der Anwesenheit des Menschen aus dem Jungpaläolithikum und der Mittelsteinzeit 10000 bis 6000 v. Chr. Die mittelalterliche Siedlung lag zwar im Bereich des Territoriums der Reichsabtei Fulda, allerdings setzte die buchische Ritterschaft ihre Hoheit über den Ort weitgehend durch. So waren nachweislich seit dem Spätmittelalter die Familien von Trubenbach (heute Trümbach genannt), von Bimbach, von Buchenau und von Haune in Rhina begütert. Im 15. Jahrhundert gelang es der Landgrafschaft Hessen, Besitztitel in Rhina zu erwerben. Dies führte seit dem Reformationszeitalter zu heftigen Konflikten zwischen Hessen und den ritterschaftlichen Familien um die Rechte im Dorf.

Die Rhinaer Kirche war ursprünglich St. Nikolaus geweiht. Sie wurde um 1529 und 1530 reformiert. Im Reformationszeitalter ist im Dorf auch eine örtlich produzierende Töpferei nachweisbar. Im Dreißigjährigen Krieg sind erstmals Juden im Dorf schriftlich belegt (1631). Insbesondere seit dem 18. Jahrhundert nahm die jüdische Gemeinde beständig zu. 1782 wurde die erste Synagoge errichtet. 1806 kam der Ort zum Königreich Westfalen. Das benachbarte Wehrda als Sitz der Ritterschaft und Rhina zählten zum Kanton Holzheim. 1814 wurde die Kirche in Rhina neu erbaut. 1821 wurde Rhina dem Kreis Hünfeld in der kurhessischen Provinz Fulda zugeschlagen. 1831 und 1832 wurde die Synagoge umgebaut. 1835 wurden erstmals Kommunalwahlen durchgeführt. 1837 wurde ein eigener jüdischer Friedhof angelegt. Die Einwohner der Dörfer Wehrda, Rhina, Schletzenrod und Wetzlos begehrten in der Revolution von 1848 gegen die adlige Gutsherrschaft von Stein zu Wehrda auf. Im Zuge der Auseinandersetzungen kam es auch zu Angriffen auf Rhinaer Juden. 1862 wurde in Folge der starken Zunahme der jüdischen Bevölkerung eine eigene jüdische Volksschule eröffnet. 1902 kam das erste Telefon nach Rhina, und 1912 erhielt der Ort eine Wasserleitung. 1933 wurden die jüdischen Mitglieder der Gemeindevertretung auf Anordnung der NSDAP-Kreisleitung und des Landratsamtes zum Rücktritt gezwungen. Ab 1934 kam es zu Übergriffen auf jüdisches Eigentum und auch auf Menschen jüdischen Glaubens. 1935 wurden die Besucher der Synagoge zusammengeschlagen. 1937 ereignete sich eine Unwetterkatastrophe. Am 10. November 1938 wurden die Synagoge und die räumlich integrierte jüdische Schule niedergebrannt. Am 1. März 1939 meldete der Bürgermeister den Ort als „judenfrei“. Wohl 49 Menschen wurden im Zuge von Deportationen in Ghettos und Vernichtungslagern ermordet. Ab 1949 erfolgten Wiedergutmachungsleistungen an überlebende Juden und an die JRSO, d.h. die Jewish Restitution Successor Organization in der Amerikanischen Besatzungszone. 1965 wurde auf dem Grundstück der ehemaligen Synagoge das Dorfgemeinschaftshaus eingeweiht. 1966 wurde Rhina durch ein Hochwasser der Haune stark in Mitleidenschaft gezogen. 1971 erfolgte im Rahmen der Gebietsreform in Hessen die Eingliederung in die Gemeinde Haunetal.

Persönlichkeiten

  • Jakob Nussbaum (* 8. Januar 1873 in Rhina; † 19. Dezember 1936 in Kinnereth/Israel), Maler und Graphiker,
  • Leopold Katzenstein (* 23. Juli 1843 in Rhina; † 3. Dezember 1915 in New York City), Marinearchitekt und Marineingenieur,

Literatur

  • Renate Chotjewitz-Häfner, Peter O. Chotjewitz, Die Juden von Rhina aus der Chronik eines osthessischen Dorfes, Oberellenbach 1988, ISBN 3-9802016-0-0
  • Peter O. Chotjewitz, Saumlos, Roman, Verbrecher Verlag, Berlin 2004, ISBN 3-9358433-0-5
  • Peter O. Chotjewitz, Renate Chotjewitz-Häfner, Die mit Tränen säen, Bodenheim 1983, ISBN 3-761-00567-9
  • Claudia C. Müller, Jakob Nussbaum (1873-1936), Ein Frankfurter Maler im Spannungsfeld der Stilrichtungen, Frankfurt am Main 2002, ISBN 3-7829-0522-9
  • Harald Neuber, Rhina im Spiegel seiner christlich-jüdischen Vergangenheit, Haunetal 2005, ISBN 3-00-016677-7
  • Harald Neuber, Haunetaler Geschichte, Haunetal 1992 (Selbstverlag der Gemeinde Haunetal)

Weblinks


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