Ring der o

Ring der o
Ring der O in der gegenwärtig am weitesten verbreiteten Form.

Der Ring der O ist ein besonderer Fingerring, der seit den 1990er Jahren ein im deutschsprachigen Raum verbreitetes Schmuckstück und Erkennungszeichen für Anhänger des BDSM ist. Er erhielt seinen Namen nach einem Ring, den die Protagonistin O in dem klassischen BDSM-Roman Geschichte der O von Pauline Réage trägt.

Inhaltsverzeichnis

Literarische Vorlage

Vereinfachtes Modell des literarischen Vorbilds mit der Triskele.

Der Ring hat in der literarische Vorlage ein völlig anderes Aussehen und auch eine andere Bedeutung als der Ring, der heute als „Ring der O“ bekannt ist. Im Roman ist der Ring ähnlich geformt wie ein Siegelring.

„… Der Mann hielt ihr nun eine kleine Holzkette mit lauter gleichen Ringen hin und bat sie, daraus einen Ring zu wählen, der an ihren linken Ringfinger passte. Es waren sonderbare Eisenringe, innen mit Gold gerandet; der breite, schwere Reif, ähnlich der Fassung eines Siegelrings, aber hochgewölbt, trug in Nielloarbeit ein goldenes Rad mit drei Speichen, die spiralenförmig gebogen waren, wie beim Sonnenrad der Kelten.“

Pauline Réage: „Geschichte der O“ [1]

Dieses Rad wird auch Triskele, „Dreibein“, genannt.

Die symbolische Bedeutung in der literarischen Vorlage weicht von der im Bereich BDSM allgemein akzeptierten erheblich ab. Im Buch tragen lediglich devote „Sklavinnen“ diesen Ring, der ihnen im Rahmen ihrer Ausbildung verliehen wird. Hierbei sind die Ringträgerinnen verpflichtet, sich jedem Mann, der die Bedeutung des Rings kennt, absolut zu unterwerfen. Jeder Mann, der die Bedeutung kennt, darf mit ihr absolut alles tun, was ihm beliebt. Dies ist ein starker Kontrast zu der heutigen Bedeutung, bei der Träger des Rings damit lediglich zu verstehen gibt, dass er an BDSM Gefallen hat (und anhand der Tragseite, ob er Top oder Bottom ist).

Heutige Formen

Weiblicher Sub (Bottom) mit Halsband im Design des Rings der O.

In der ersten Literaturverfilmung des Romans Die Geschichte der O wurde der Ring als Fingerring, an dem über eine kleine aufgesetzte Kugel ein kleiner Ring beweglich befestigt ist, dargestellt. Er ähnelt somit einer Ringschelle, wie sie in größerer Ausfertigung früher zum Anketten von Tieren oder Gefangenen verwendet wurden (vergleiche das Halsband auf dem Foto) und heute in der BDSM-Szene beliebt sind. Inspiriert von diesem Film wurden Fingerringe mit diesem Aussehen in deutschsprachigen BDSM-Kreisen schnell populär.

Die erste Abbildung eines im Handel erhältlichen Rings in diesem Design erfolgte im September 1989 in Heft Nr. 4 der Schlagzeilen. Seine Entwicklung wird allgemein Jörg Hampel und Jan Scheu zugeschrieben.

Seit Anfang der 1990er Jahre findet sich das Design des Rings zunehmend auch außerhalb des BDSM-Kontextes wieder. Entsprechende Modellvarianten existieren beispielsweise in der Schmuckkollektion von Calvin Klein und wurden teilweise auch von auf jugendliche Zielgruppen spezialisierten Modehausketten vertrieben.

Nachdem das bekannteste Modell zunehmend auch außerhalb der BDSM-Subkultur verwendet wurde, entstanden Designvarianten, die, beispielsweise durch versenkbare Teilelemente und komplexeren Ausbau, eine höhere Exklusivität bei einer gleichzeitig höheren Eindeutigkeit aufweisen und sich zugleich durch eine höhere Diskretion gegenüber Vanillas auszeichnen.

Im englischsprachigen Raum hat sich, angetrieben von The Emblem Project, ein anderes Symbol für BDSM durchgesetzt, das in der Subkultur als das BDSM-Emblem bezeichnet wird und näher an das im Roman beschriebene Design des Rings der O angelehnt ist. Das von einer Einzelperson initiierte und betriebene The Emblem Project wurde wiederholt aufgrund seiner Lizenz- und Kostenbedingungen stark kritisiert.

Die deutsche Ausführung des Rings der O beginnt international erst langsam Anhänger zu finden. Im Englischen wird der Ring meistens „Ring of O“ oder „O-Ring“ genannt. Die letztere Benennung ist allerdings missverständlich, da ein O-Ring eigentlich ein Dichtungsgummiring (z.B. in Wasserhähnen) ist.

Konventionen im Bereich BDSM

Es ist üblich, dass Doms (Tops) den Ring an der linken Hand und Subs (Bottoms) den Ring an der rechten Hand tragen. Dies hat den Vorteil, dass bei Doms, die Rechtshänder sind, die Schlaghand ohne Ring ist. Darüber hinaus wird auf diese Weise bei rechtshändigen Subs die aktivere Hand symbolisch gebunden. Selten ist es dagegen genau umgekehrt. In der Literaturvorlage trug O den Ring als Sub an der linken Hand. Aufgrund dieser unterschiedlichen Konvention kann nicht mit absoluter Sicherheit von der Trageseite des Rings auf die bevorzugte BDSM-Rolle geschlossen werden. Switcher tragen den Ring gelegentlich an einer Kette um den Hals.

O-Ringe an Halsbändern

Auch in Bezug auf Halsbänder ist von O-Ringen (hier im Gegensatz zu den ebenfalls gebräuchlichen D-Ringen) häufiger die Rede. Hiermit ist in der Regel ein einzelner, besonders prägnanter, runder Befestigungsring gemeint. Diese Bezeichnung stammt aus dem Englischen und bezieht sich lediglich auf die Form. Entsprechende Halsbänder werden oft von Subs (Bottoms) getragen, die damit zu verstehen geben, dass sie in festen Händen sind.

Einzelnachweise

  1. Jean Paulhan (Vorwort), Joseph Metzler Verlag, Darmstadt, 1967, S. 86

Literatur

  • Regine Deforges, Pauline Reage, Dominique Aury: Die 'O' hat mir erzählt. Hintergründe eines Bestsellers. Charon, 2000, ISBN 3931406253 (Die Geschichte der O, Rückkehr nach Roissy und Interviews in einem Band)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Ring der O — in der gegenwärtig am weitesten verbreiteten Form Der Ring der O ist ein besonderer Fingerring, der seit den 1990er Jahren ein im deutschsprachigen Raum verbreitetes Schmuckstück und Erkennungszeichen für Anhänger des BDSM ist. Er erhielt seinen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ring, der — Der Ring, des es, plur. die e, Diminut. Oberd. Ringlein, Hochd. im gemeinen Leben Ringelchen, ein sehr altes, weit ausgebreitetes Wort, welches so wohl ein in die Länge ausgedehntes, als auch ein in die Höhe, in die Höhe und Dicke, und endlich… …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Ring, Der — Ring, Der,   1926 aus dem »Zehnerring« hervorgegangene Vereinigung führender Architekten in Berlin, deren Ziel der Kampf gegen die konservative Kulturpolitik der Stadt war. Die Vereinigung, die sich 1933 wieder auflöste, war nicht durch ein… …   Universal-Lexikon

  • Ring der Delphin — Saltar a navegación, búsqueda Ring of the Dolphin/Ring der Delphin LP de Cusco Publicación 1989 Género(s) New Age …   Wikipedia Español

  • Ring der Flieger — Der Ring der Flieger e. V. (auch „Fliegerring genannt) war die Vereinigung verschiedener fliegerischer „kameradschaftlicher Vereinigungen nach dem Ersten Weltkrieg. Seine Existenz endete am 29. Oktober 1933, er ging auf im Deutschen… …   Deutsch Wikipedia

  • Ring der Einzelpaddler — Ring der Einzelpaddler/Faltbootgilde Verein für Kanusport e.V. Vereinswimpel Vereinsdaten Gegründet: 1931 Mitglieder: 600 (Stand 2010) Bootshaus: Falkensteiner Ufer (über 100 Lagerplätze) Anschrift …   Deutsch Wikipedia

  • Der Ring der Nibelungen — Siegfried (Heinrich Gudehus) schmiedet Notung Der Ring des Nibelungen ist ein aus vier Opern bestehender Zyklus von Richard Wagner, der zwischen 1851 und 1874 entstand. Im August 1876 wurde erstmals die gesamte Tetralogie unter der Leitung von… …   Deutsch Wikipedia

  • Der Ring der Musketiere — Seriendaten Deutscher Titel Der Ring der Musketiere Originaltitel Ring of the Musketeers …   Deutsch Wikipedia

  • Der Ring der Nibelungen (Film) — Filmdaten Deutscher Titel Die Nibelungen – Der Fluch des Drachen Originaltitel Ring of the Nibelungs …   Deutsch Wikipedia

  • Ring der Delphine — Infobox Album Name = Ring der Delphine Type = studio Artist = Cusco Released = 1989 Recorded = Genre = cross cultural new age Length = Label = Prudence Producer = Reviews = Last album = Mystic Island (1989) This album = Ring der Delphine (1989)… …   Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”