Rituximab

Rituximab
Rituximab

Vorhandene Strukturdaten: 2OSL
Masse/Länge Primärstruktur 143,9 kDa
Bezeichner
Externe IDs CAS-Nummer174722-31-7
Arzneistoffangaben
ATC-Code L01XC02
DrugBank DB00073
Wirkstoffklasse Zytostatikum, monoklonaler Antikörper
Verschreibungspflicht Ja
Fab-Fragment von Rituximab mit einem Peptid-Epitop

Rituximab (Handelsnamen MabThera®, Fa. Roche in der EU, Rituxan®, Fa. Biogen Idec/Genentech in den USA) ist ein chimärer monoklonaler anti-CD20 Antikörper, der als Arzneistoff in der Krebsimmuntherapie vorwiegend bei der Behandlung von malignen Lymphomen eingesetzt wird. In Studien wird außerdem die Wirksamkeit von Rituximab bei anderen Erkrankungen, etwa Autoimmunerkrankungen wie membranöse Glomerulonephritis geprüft. Rituximab war einer der ersten Wirkstoffe einer neuen Generation von Medikamenten in der Krebsimmuntherapie und gilt daher als Vorreiter der gezielten Krebstherapie. Bei Rituximab handelt es sich um einen biotechnologisch hergestellten chimären monoklonalen Antikörper. Der variable Teil des Antikörpers richtet sich gegen das Zelloberflächenmolekül CD20, welches sich zum Beispiel bei einem Teil der Non-Hodgkin-Lymphome nachweisen lässt.

Inhaltsverzeichnis

Klinische Angaben

Anwendungsgebiete (Indikationen)

Rituximab gehört heutzutage zur Standardtherapie in der Behandlung von niedrig malignen und follikulären Non-Hodgkin-Lymphomen, meist in Kombination mit einer konventionellen Chemotherapie (beispielsweise CHOP). Der Einsatz von Rituximab ist jedoch nur sinnvoll, wenn die Krebszellen sich durch das Oberflächenmolekül CD20 auszeichnen; daher muss vor der Behandlung mit Rituximab das Tumorgewebe entsprechend getestet werden.

Neben der Behandlung von Krebs wird Rituximab zunehmend bei Autoimmunerkrankungen wie der rheumatoiden Arthritis, der idiopathischen thrombozytopenischen Purpura (ITP)[1] oder der Lupusnephritis[2] eingesetzt. Bei der rheumatoiden Arthritis wird Rituximab derzeit nach Versagen von Basismedikamenten und einem TNF-α-Hemmer angewandt. Hier kann mit zwei Infusionen innerhalb von 14 Tagen eine signifikante Verbesserung der Symptome über einen Zeitraum von bis zu über einem Jahr erreicht werden. Weitere Behandlungen können den Therapieerfolg erhalten oder steigern. Phase-III-Studien bestätigen, dass auch die Gelenkzerstörung durch die Therapie aufgehalten wird. Empfohlen wird ein Therapieintervall von sechs Monaten, um die Gelenkzerstörung dauerhaft zu unterbinden.

Rituximab ist das wichtigste Medikament bei der Behandlung von transplantationsassoziierten Lymphomen (PTLD), die häufig CD20-positiv sind.

Unerwünschte Wirkungen (Nebenwirkungen)

Während der Behandlung mit Rituximab kommt es bei bis zu 50 % der Patienten zu teils starken Nebenwirkungen mit Fieber, Schüttelfrost, Atembeschwerden und Hautausschlägen. Die Beschwerden werden vermutlich durch den massiven Zerfall der Krebszellen verursacht, wodurch eine Vielzahl von Zytokinen freigesetzt wird. Man bezeichnet dieses Syndrom daher auch als „Cytokine release-Syndrome“. Diese Probleme treten vor allem bei Patienten mit hoher Tumorlast (viel Tumormasse) bei der ersten Behandlung auf, im weiteren Verlauf der Behandlung bessern sich die Nebenwirkungen meist. Das „Cytokine release-Syndrome“ soll auch für das Auftreten von Todesfällen verantwortlich sein, die in seltenen Fällen unter der Behandlung der rheumatoiden Arthritis auftraten.[3] Patienten erhalten zur Vorbeugung eine Kombination von schützenden Medikamenten (Antihistaminika, Kortison, NSAR), so dass die Therapie insgesamt meist gut vertragen wird.

Unter Behandlung mit Rituximab kam es zum Auftreten einer progressiven multifokalen Leukenzephalopathie (PML) bei einzelnen Patienten. Die PML ist eine schwerwiegende opportunistische Virusinfektion des Gehirns, die bei Patienten mit Immunschwäche durch das JC-Virus ausgelöst wird und oft tödlich verläuft. Die Mehrzahl der bekannten PML-Fälle nach Behandlung mit Rituximab trat bei Patienten mit Lymphknotenkrebs auf. Die Patienten, die nach Therapie mit Rituximab eine PML entwickelten, wurden in der Regel auch mit anderen immunsuppressiven Zytostatika behandelt. Daher kann der Kausalzusammenhang mit Rituximab im Einzelfall nicht als gesichert eingestuft werden. Viele dieser Patienten hatten auch weitere Risikofaktoren. Weitere PML-Fälle wurden bei Patienten mit Autoimmunerkrankungen bekannt.[4][5]

Sonstige Informationen

Geschichtliches

Ursprünglich wurde Rituximab von Lee Nadler, der auch das Antigen CD20 erstmals beschrieb, am Dana-Farber Cancer Institute entwickelt. Rituximab war der erste Antikörper der zur Behandlung von Krebs zugelassen wurde (FDA 1997).

Studien

Die bislang größte Studie für Patienten mit aggressivem Non-Hodgkin-Lymphom (RICOVER-60) erzielte im Vergleich zu anderen Kombinationsbehandlungen die besten Ergebnisse. Der Studie nach sind nach 3 Jahren 78 % der Patienten mit aggressivem NHL nach der Kombinationstherapie CHOP-14 (6x) plus Rituximab (8x) am Leben. Aufgrund dieser Überlegenheit wurde die Studie frühzeitig beendet.[6]

2006 erhielt Roche die Zulassung für Rituximab (MabThera®) gegen rheumatoide Arthritis.

Eine norwegische Studie mit 30 Teilnehmern zeigte gute Erfolge bei der Behandlung des Chronischen Erschöpfungssyndroms ME/CFS . [7]

Einzelnachweise

  1. Braendstrup, P. et al. (2005): Rituximab chimeric anti-CD20 monoclonal antibody treatment for adult refractory idiopathic thrombocytopenic purpura. In: Am. J. Hematol. Bd. 78, S. 275-280. PMID 15795920
  2. Camous L. et al.: Complete remission of lupus nephritis with rituximab and steroids for induction and rituximab alone for maintenance therapy. In: Am J Kidney Dis. 2008 Aug;52(2):346-52 PMID 18572292
  3. Rote-Hand-Brief von Roche am 05. August 2011. Abgerufen am 8. August 2011.
  4. US Food and Drug Administration. Information for Healthcare Professionals. Rituximab (marketed as Rituxan) Information. Zugegriffen am 17. September 2008.
  5. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Progressive multifokale Leukenzephalopathie nach Rituximab (Aus der UAW-Datenbank). Abgerufen am 7. November 2008.
  6. Lebensverlängerung durch Rituximab
  7. Øystein Fluge, Ove Bruland u.a.: Benefit from B-Lymphocyte Depletion Using the Anti-CD20 Antibody Rituximab in Chronic Fatigue Syndrome. A Double-Blind and Placebo-Controlled Study. In: PLoS ONE. 6, 2011, S. e26358, doi:10.1371/journal.pone.0026358.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

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