Rocco Buttiglione

Rocco Buttiglione
Rocco Buttiglione

Rocco Buttiglione (* 6. Juni 1948 in Gallipoli, Apulien) ist ein italienischer Politiker der UdC mit engen Verbindungen zum Vatikan. Im zweiten und dritten Kabinett Silvio Berlusconis war er Europaminister (2001 – 2005) und Kulturminister (2005 – 2006). Seit dem 6. Mai 2008 amtiert er als einer von vier Vizepräsidenten der italienischen Abgeordnetenkammer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er besuchte das Massimo-D’Azeglio-Lyzeum in Turin, wo er 1966 die Reifeprüfung ablegte. Anschließend studierte er Rechtswissenschaft in Turin und Rom. Seine Abschlussarbeit befasste sich mit der Geschichte der politischen Doktrinen. 1972 wurde er Assistent am Lehrstuhl für die Geschichte der politischen Doktrinen der Universität Rom. 1973 wechselte er an die Universität Urbino.

1982 veröffentlichte er ein Buch über das philosophische Denken Papst Johannes Pauls II., lernte dafür polnisch. 1986 habilitierte er sich als Professor für politische Philosophie an der Universität Teramo. Im gleichen Jahr gründete er mit Josef Seifert die Internationale Akademie für Philosophie des Fürstentums Liechtenstein, wo er bis 1994 Philosophie, Sozialethik, Wirtschaft und Politik lehrte und Prorektor war. Zuletzt war er Professor für Politikwissenschaft an der Freien Universität St. Pius V. in Rom.

1993 wurde er in die päpstliche Sozialakademie berufen und war seither persönlicher Berater Johannes Pauls II. Im Juli 1994 wurde er zum Vorsitzenden der Italienischen Volkspartei (Partito Popolare Italiano - PPI) gewählt, 1995 zum Chef der Vereinigten Christdemokraten (Cristiani Democratici Uniti - CDU).

Die Katholische Universität Lublin verlieh Buttiglione im Mai 1994 die Ehrendoktorwürde.

Er gehörte dem italienischen Parlament in der 12., 13. und 14. Wahlperiode von 1994 bis 1999 an. 1999 wurde er Mitglied des Europäischen Parlaments. Er war Mitglied des Ausschusses für Freiheit und Bürgerrechte. Von Juni 2001 bis April 2005 war er Europaminister und von April 2005 bis Mai 2006 Kulturminister in den Regierungen Berlusconis.

2002 ermittelte die Staatsanwaltschaft von Monaco wegen des Verdachts der Geldwäsche zugunsten seiner Partei gegen Buttiglione. Es wurde jedoch kein Beweis dafür gefunden, dass er gegen monegassisches Recht verstoßen hat. Gianpiero Catone, ein leitender Mitarbeiter Buttigliones, wurde in Italien wegen betrügerischen Bankrotts angeklagt. Gegen diesen wird zudem wegen des Verschwindens mehrerer Millionen Euro aus italienischen und EU-Fonds ermittelt.

Im August 2004 nominierte ihn Italien als Vizepräsidenten der Europäischen Kommission und Kommissar für Justiz, Freiheit und Sicherheit. Mit seinen Ansichten über Homosexuelle und zur Stellung der Frau in der Gesellschaft während einer Anhörung im EU-Parlament sorgte er Anfang Oktober für Aufregung.[1] Seine Äußerungen führten dazu, dass er als erstes designiertes Mitglied der ab November 2004 amtierenden EU-Kommission von einem Ausschuss der EU abgelehnt wurde. Er verzichtete schließlich freiwillig auf das Amt.[2]

2006 kandidierte er bei den Bürgermeisterwahlen von Turin, erhielt jedoch nur 29,5 % und verlor gegen den Amtsinhaber Sergio Chiamparino (66,6 %).[3]

Buttiglione ist verheiratet und hat vier Kinder. Er spricht Italienisch, Deutsch, Englisch, Französisch, Polnisch, Portugiesisch und Spanisch. Sein politisches Vorbild ist Helmut Kohl.

Werke

  • Dialettica e Nostalgia. Jaca Book, Milano 1978
  • La crisi dell’economia marxista: Gli inizi della scuola di Francoforte. Ed. Studium, Rom 1979
  • Il pensiero di Karol Wojtyla. Jaca Book, Milano 1982
  • Ethik der Leistung. Busse Seewald, Herford 1988, ISBN 3-512-00835-6
  • La crisi della morale. Dino, Roma 1991
  • Die Verantwortung des Menschen in einem globalen Weltzeitalter. Winter, Heidelberg 1996, ISBN 3-8253-0453-1
  • Wie erkennt man Naturrecht? Winter, Heidelberg 1998, ISBN 3-8253-0675-5

Literatur

  • Volker Zotz und Friederike Migneco: Der Fall Buttiglione. Forum für Politik, Gesellschaft und Kultur. - Luxembourg. - Nr. 241 (Nov. 2004), S. 15-20.

Weblinks

Fußnoten

  1. ARD: Rocco Buttiglione: Sieger oder Märtyrer? (nicht mehr online verfügbar)
  2. ARD: Buttiglione verzichtet auf Kandidatur (nicht mehr online verfügbar)
  3. Wahlergebnis bei La Repubblica

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