- Rodensteiner
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Der Rodensteiner ist eine deutsche Sage, deren Handlungsort der Zentralodenwald ist.
Der sogenannte Schnellertsherr soll bei bevorstehenden Kriegen ein Geisterheer anführen, das angeblich lärmend von der Ruine Schnellerts durch einen bestimmten Bauernhof, dann entlang der Gersprenz und durch Fränkisch-Crumbach zur Ruine Rodenstein durch die Lüfte zieht, um beim Ende des Krieges von dort wieder zum Schnellerts zurückzukehren. Man kann diese Sage seit der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts nachweisen. Sie ist verwandt mit den Gespenstererzählungen von der Wilden Jagd und kam vielleicht durch ein unerklärliches akustisches Phänomen zustande. Viele Bauern aus der Umgebung der Ruine Rodenstein beteuerten, Zeuge des Geisterzuges geworden zu sein; und der Schnellertsherr soll sein Pferd von einem Schmied in Fränkisch-Crumbach beschlagen haben lassen. Als im zweiten Viertel des 18. Jahrhunderts immer mehr Leute behaupteten, das Geisterheer beobachtet zu haben und dies als Warnung vor Kriegen usw. interpretierten, ließ der Graf von Erbach die Aussagen dieser angeblichen Zeugen in den Akten publizieren (1742–1748). Dies steigerte rasch den Bekanntheitsgrad der Sage in ganz Deutschland.
Den Schnellertsgeist identifizierte man erst Ende des 18. Jahrhunderts mit einem Mitglied des 1671 im Mannesstamm erloschenen Geschlechts von Rodenstein. Dieser Ritter soll zu Lebzeiten kriegslüstern gewesen und daher trotz der Bitten seiner schwangeren Gattin in den Kampf gezogen sein. Seine Ehefrau sei nach der Geburt eines toten Buben gestorben, habe aber ihre Gatten noch dazu verflucht, immer bei einem drohenden Kriegsausbruch aus seinem Grab steigen und die Leute warnen zu müssen. Zum ersten Mal wurde diese Sage in der Ballade Der Kriegs- und Friedensherold des deutschen Dichters August Friedrich Langbein (1807) literarisch verarbeitet. Es folgten insbesondere bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts viele weitere Gestaltungen des Stoffes in Literatur und Musik. Nach den Befreiungskriegen (1840er Jahre) wandelte sich die Figur des Rodensteiners unter Einfluss der nationaler werdenden Gesinnung von einem wilden Ritter zu einem Krieger, der loyal für den Kaiser kämpft. Das letzte Mal wurde der Schnellertsherr angeblich 1914 gehört. In seinem Buch Rodenstein (1927) bemühte sich der deutschbaltische Schriftsteller Werner Bergengruen, die verschiedenen Sagenmotive auf einen einheitlichen Nenner zu bringen.
Der deutsche Autor Joseph Victor von Scheffel entromantisierte den Sagenstoff in einigen seit 1855 verfassten Gedichten. Der Rodensteiner wurde bei ihm zu einem Säufer, der zur Stillung seiner Lust auf Alkohol als Geist umherzieht und diese Sucht an deutsche Studenten weitergab. In dieser Form fand die gespenstische Figur Einzug in Studentenlieder Deutschlands.
Literatur
- Elisabeth Frenzel: Stoffe der Weltliteratur. 9. Auflage Stuttgart 1998. S. 683.
Weblinks
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Wikisource: Der Burggeist Rodenstein – Quellen und Volltexte
- Wie das Rodensteiner Geisterheer die Behörden auf den Plan rief
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