Rodenstein (Adelsgeschlecht)

Rodenstein (Adelsgeschlecht)
Wappen der Herren von Rodenstein in Siebmachers Wappenbuch.

Die Herren von Rodenstein (auch Herren von Crumbach, Herren von Crumbach-Rodenstein, von Rotenstein ) waren eine ritterständige Adelsfamilie, die im heutigen Südhessen und im nördlichen Odenwald begütert war. Ihr Stammsitz befand sich in Fränkisch-Crumbach. Nach der Erbauung der Burg Rodenstein um die Mitte des 13. Jahrhunderts nahmen sie den Namen der Burg an, die bis zum Aussterben der Familie im 17. Jahrhundert deren Hauptsitz bildete.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die Herkunft und der Stand der seit 1080 nachweisbaren Herren von Crumpach ist unsicher. Die Tatsache, dass einige frühe Familienmitglieder den Titel advocatus trugen, hat zu Überlegungen geführt, ob sie ursprünglich der Reichsministerialität zuzurechnen sind. Da im oberen Gersprenztal aber kein Reichsgut nachweisbar ist, könnten sie im südlichen Teil des Wildbann Dreieich oder im Umfeld der Reichsstadt Frankfurt in kaiserlichen Diensten gestanden haben. Noch wahrscheinlicher ist aber, dass dies auf ein Amt in Seligenstadt zurückzuführen ist, das bis 1303 den Status einer Reichsstadt besaß und durch den Bau des Palatium im Interesse kaiserlicher Politik lag. Auffällig ist, dass die Herren von Crumbach Streubesitz im Bachgau und besonders in Seligenstadt besaßen.[1]

Über die frühesten, urkundlich fassbaren Besitzverhältnisse am Stammsitz der Crumbacher im oberen Gersprenztal ist nur wenig bekannt. Bis zum Erwerb des allodialen Territorium durch die Schenken von Erbach zu Beginn des 13. Jahrhunderts scheint das Gebiet in relativ kleine Besitzungen der lokalen Ministerialen zerstückelt. Für eine Reihe früher Burganlagen wie das Beerfurther Schlösschen oder die Burg Schnellerts ist kein Besitzer bekannt.[2]

Mit der Sicherung des Gebiets durch die Gründung der erbachischen Burg Reichenberg traten die Interessen größerer Landesherren hinzu, da die Schenken von Erbach zu Gefolgsleuten der Pfalzgrafen zählten. Die Grafschaft Katzenelnbogen antwortete darauf mit der Erbauung der Burg Lichtenberg, während als Trutzburg gegen Reichenberg um die Mitte des 13. Jahrhunderts die Burg Rodenstein entstand. Rodenstein wurde in einem Seitental westsüdwestlich von Fränkisch-Crumbach und nordwestlich von Reichelsheim als katzenelnbogisches Lehen durch Angehörige der Herren von Crumpach erbaut. Deren Stammsitz ist bislang unbekannt. Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist eine ältere Wasserburg im Bereich der Kirche in Fränkisch-Crumbach anzunehmen, die nach dem Bau der Burg Rodenstein aufgegeben oder zu dem heutigen Adelshof umgebaut wurde. 1575 sollen dort noch Teile einer älteren Ringmauer sichtbar gewesen sein.

In einer Urkunde des Jahres 1256 erscheint erstmals der Name Rodenstein neben dem Namen Crumbach, als Friedrich und Rudolf von Rodenstein in Lichtenberg als Zeugen einer Urkunde siegelten. Beide sind zuvor im Jahre 1245 in einer Urkunde als Friedrich und Rudolf von Crumpach mit identischen Siegelwappen belegt.[3] Dies verdeutlicht, dass sich ein Seitenzweig fortan nach der Burg benannte und die Bauzeit zwischen 1245 und 1256 gelegen haben muss. Andere Zweige blieben anscheinend weiterhin in Crumbach wohnhaft. Der Name „von Crumbach“ ist zuletzt 1387 belegt mit Rudolf von Crumbach, Stiftsgeistlicher Im Wormser Andreasstift.

Mit dem Aussterben der älteren Line der Herren von Crumbach am Ende des 14. Jahrhunderts erbten die Rodensteiner deren allodialen Besitz im Gersprenztal. Als Teil der Reichsritterschaft waren sie im Ritterkanton Odenwald organisiert.

Von 1585 (Heirat von Otto von Boineburgs Tochter Anna mit Jörg III. von Rodenstein) bis zu ihrem Aussterben im Mannesstamm 1671 sind die von Rodenstein als Besitzer und Namensgeber des Rodensteiner Schlosses in Groß-Umstadt nachgewiesen.

Auch bei den Herren von Rodenstein erreichten Familienangehörige hohe kirchliche Ämter, etwa als Domherren in Mainz, Würzburg oder Worms. Einige wurden auch Deutschordensritter, zwei Rodensteiner sind als Komture in Horneck und Rothenburg belegt.

1635 starb Adam von Rodenstein mit seiner ganzen Familie an der Pest. In der Folge wurde die Stammburg Rodenstein nicht mehr bewohnt und verfiel zur Ruine. Als letzter männlicher Rodensteiner starb 1671 Georg Friedrich von Rodenstein. Das Erbe fiel zunächst an Johann Rudolf Victor Freiherr von Pretlack,[4] dessen Nachkommen es 1802 an die Freiherren von Gemmingen-Hornberg verkauften, in deren Besitz es sich heute noch teilweise befindet. Einen weiteren Teil des Besitzes konnte der kurpfälzische Geheimrat Franz Caspar Überbruck erwerben, dessen Familie seitdem den Namen Freiherr Überbruck von Rodenstein trägt.

Auf einen – nicht näher fassbaren – Angehörigen der Herren von Rodenstein bezieht sich die Sage vom Rodensteiner, der verflucht wurde, bei einem drohenden Kriegsausbruch aus seinem Grab zu steigen und die Leute zu warnen. Die Sage entstand erst nach dem Aussterben der Rodensteiner.

Wappen der Herren von Rodenstein mit dem Wappen der Herren von Habern am Hofgut der Freiherren von Gemmingen in Fränkisch-Crumbach.

Wappen

Der Wappenschild der Herren von Rodenstein ist von Gold und Rot farbengewechselt gespalten und zweimal geteilt (sechs Felder), in manchen Darstellungen auch von Silber und Rot. Auf dem Helm mit rot-goldenen (bzw. rot-silbernen) Decken ein rotes Kissen mit goldenen bzw. silbernen Quasten, auf dem ein goldener bzw. silberner sechsstrahliger Stern steht, von dem fünf Spitzen mit je einer golden Kugel besteckt sind, die wiederum mit je mit fünf schwarzen Hahnenfedern besteckt sind. In Nikolaus Bertschis «Wappenbuch besonders deutscher Geschlechter» ist statt des Kissens eine Helmkrone dargestellt und die Kugeln an den Sternspitzen fehlen, die Hahnenfedern fehlen aber nicht.[5]

Historischer Besitz und Bauwerke

Die Familiengrablege der Herren von Rodenstein befindet sich in der Evangelischen Kirche Fränkisch-Crumbach. Sehenswert ist neben den zahlreichen qualitätvollen Epitaphen ein Sterngewölbe im Chor der Kirche. Die Grabdenkmäler gehören zu den besten Leistungen der spätgotischen Skulptur.

Bekannte Rodensteiner

  • Eberhard von Rodenstein, Fürstabt von Fulda 1313–1315
  • Herrmann von Rodenstein, Landvogt der Wetterau (Beginn des 15. Jahrhunderts)
  • Philipp von Rodenstein, Bischof von Worms 1595–1604
  • Georg Anton von Rodenstein, Bischof von Worms 1629–1652

Literatur

  • Wolfram Becher: Eine Urkunde zur Geschichte der Herren von Crumbach-Rodenstein. In: Der Odenwald 18, 1971, Heft 3, S. 71–86.
  • Heinrich Bingemer: Das Frankfurter Wappenbüchlein. 2. Auflage, Kramer, Frankfurt 1987, ISBN 3-7829-0348-X S. 31 Tafel 24.
  • Walter Hotz und Karl Heinz Mittenhuber: Die Kirche von Fränkisch-Crumbach und die Herren von Rodenstein (Große Baudenkmäler, Heft 292). 2. Auflage, München/Berlin 1996
  • Walter Hotz: Die letzten Rodensteiner und ihre Grabdenkmäler. in: Beiträge zur Erforschung des Odenwaldes und seiner Randlandschaften 3, 1980, S. 237–258.
  • Elisabeth Kleberger: Territorialgeschichte des hinteren Odenwalds (Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg, Herrschaft Fränkisch-Crumbach). Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt 1958 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 19), S. 98–120.
  • Ernst Heinrich Kneschke: Neues allgemeines deutsches Adels-Lexicon, Band 7, 1868; Neudruck 1996, ISBN 3-89557-020-6, S. 533f.
  • Wilhelm Franck: Urkundliche Geschichte der Herren von Rodenstein und ihrer Besitzungen (1293-1671), (Drittes Heft von 1867), S. 561 - 645 in: Archiv für Hessische Geschichte und Alterthumskunde, 11. Band, Darmstadt, 1867.

Einzelnachweise

  1. Wolfram Becher: Eine Urkunde zur Geschichte der Herren von Crumbach-Rodenstein. In: Der Odenwald 18, 1971, Heft 3, S. 80f.
  2. Thomas Steinmetz: Burgen im Odenwald. Verlag Ellen Schmid, Brensbach 1998, ISBN 3-931529-02-9, S. 25.
  3. Wolfram Becher: Eine Urkunde zur Geschichte der Herren von Crumbach-Rodenstein. In: Der Odenwald 18, 1971, Heft 3, S. 76.
  4. „Pretlack, Johann Rudolf Victor Freiherr von“, in: Hessische Biografie [1] (Stand: 10. Juli 2010).
  5. Nikolaus Bertschi, «Wappenbuch besonders deutscher Geschlechter», Augsburg 1515 (Digitalisat)

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Rodenstein — bezeichnet Burg Rodenstein: Ruine im Gersprenz Tal im Odenwald. Der Rodensteiner ist eine Sagenfigur, die letzterer Ruine entstammt. die Herren von Rodenstein, ein Adelsgeschlecht, das sich nach der Burg benannte. Rodenstein (früher auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Burg Rodenstein — Teile der Ringmauer mit dem so genannten Mühlturm Entstehungszeit …   Deutsch Wikipedia

  • Rode (Adelsgeschlecht) — Wappen der Rode Rode oder auch von Roden, Rode von Weilburg bzw. Roth von Burgschwalbach, war der Name eines alten Adelsgeschlechts, das zum nassau hessischen Uradel gehörte. Geschichte Besitz hatten die Rode vor allem in und um Weilburg sowie …   Deutsch Wikipedia

  • Zum Esel — Jungfrau Maria und der Esel die Symbole der Gesellschaft Wappenbuch um 1450 Die Gesellschaft mit dem Esel − auch „Der Esel“, „Zum Esel“,„Turniergesellschaft zum Esel“, „Ober Esel“, „Nieder Esel“ o.Ä. − war ein 1387 erstmals bezeugter, als… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste deutscher Adelsgeschlechter N–Z — Diese Liste umfasst nur Adelsgeschlechter im deutschen Sprachraum (Deutschland, Österreich, Schweiz und teilweise Polen und Italien), die schon in der deutschsprachigen Wikipedia enthalten sind. Ausländische Geschlechter, die nicht in den… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Ritter des Deutschen Ordens — Ernst von Aufseß im Deutschen Orden: Aufschwörschild in St. Jakob in Nürnberg …   Deutsch Wikipedia

  • Ritter des Deutschen Ordens — Ernst von Aufseß im Deutschen Orden: Aufschwörschild in St. Jakob in Nürnberg …   Deutsch Wikipedia

  • Dagsberg — p1 Burg Jossa Alternativname(n): Dagsberg Entstehungszeit: um 1290 bis 1300 Burgentyp: Gipfelburg Erhaltungszustand: Ruine …   Deutsch Wikipedia

  • Rodensteiner Hof — Der Rodensteiner Hof (die Westfassade an der Darmstädter Straße) De …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Fechenbach — Das Schloss Fechenbach zu Dieburg ist ein Stadtschlösschen, in dem von 1842 bis 1939 die Freiherren von Fechenbach lebten. Schloss Fechenbach in Dieburg 2007. Das Gebäude geht auf den Sitz der vornehmen Burgmannenfamilie der Ulner von Dieburg… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”