Erbach (Adelsgeschlecht)

Erbach (Adelsgeschlecht)
Stammwappen derer von Erbach

Die Grafen von Erbach gehören zum rheinfränkischen Uradel und waren zunächst Ministeriale, die das Amt des Vogtes der Abtei Lorsch innehatten. Ihr Versuch, sich als Reichsministerialen der Staufer zu halten, wurde durch die Wittelsbacher Pfalzgrafen bei Rhein verhindert, die die Erbach um 1226 zu ihren Erbschenken machten. Das Geschlecht zählt zum Hohen Adel.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ursprung

Ältere Darstellungen sahen Einhard, den Chronisten Karls des Großen, als Stammvater der Erbacher Grafen an.

Das Geschlecht erscheint urkundlich erstmals im Jahr 1148 mit Eberhard von Erbach.[1] Um 1200 erscheinen die Erbach als Reichsdienstmannen, etwas später als Schenken der Kurfürsten von der Pfalz.

Besitzungen

Die gegen Ende des 12. Jahrhunderts entstandene Burg in Erbach im Odenwald wurde im 13. Jahrhundert gezwungenermaßen den Pfalzgrafen bei Rhein zu Lehen aufgetragen.

Die Güter der Erbacher stammten überwiegend aus dem ehemaligen Besitz des Klosters Lorsch um Michelstadt, das 1232 an Kurmainz gefallen war, sowie Beerfelden, ein Pfälzer Lehen, und Reichelsheim.

Seit 1314 war der gesamte Erbach´sche Besitz pfälzisches Lehen. Das Haus Erbach hatte vorher oft in Kämpfen mit der Kurpfalz gestanden. 1556 kam durch Erbschaft die halbe Herrschaft Breuberg zur Grafschaft.

Linien

Im Jahre 1270 erfolgte die erste Teilung der Erbacher, aus der die folgenden Linien hervorgingen:

  • Erbach-Erbach (bis 1503)
  • Erbach-Reichenberg (Fürstenau)
  • Erbach-Michelstadt (bis 1531)

Es folgten danach weitere Teilungen, bei denen die Namen der erloschenen Linien immer wiedergewählt wurden. Am Ende des Alten Reichs existierten die Linien:

  • Erbach-Fürstenau (mit den Ämtern Michelstadt, Freienstein, Fürstenau und Rothenberg (letzteres erst seit 1797 durch Kauf))
  • Erbach-Erbach (mit den Ämtern Erbach, Reichenberg und Wildenstein); die Linie nahm 1804 durch Adoption zusätzlich den Namen der Grafen von Wartenberg-Roth und deren Besitz, die ehemalige Abtei Rot in Oberschwaben, an.
  • Erbach-Schönberg (mit den Ämtern Schönberg und König und der Hälfte der Herrschaft Breuberg)

Grafschaft Erbach

Karte der Grafschaft Erbach 1645

1532 erfolgte die Erhebung in den Reichsgrafenstand und damit in den Hochadel, nachdem die Erbacher bereits seit dem 13./14. Jahrhundert trotz der Herkunft aus der Reichsministerialität als Angehörige des hochadeligen Herrenstandes gegolten hatten.

Ab 1544 war in der gesamten Grafschaft Erbach die Reformation eingeführt. Erst 1761 setzten für den Bergbau und Verhüttung zugewanderte Fachleute aus katholischen Gebieten wie Tirol, der Steiermark oder dem Erzgebirge durch, dass sie wieder in Michelstadt einen katholischen Gottesdienst abhalten durften. Auch in Erbach ist 40 Jahre später – 1802 – eine katholische Messe nachgewiesen.

Die zum fränkischen Reichskreis gehörende Grafschaft hatte um 1800 etwa 526 km² mit ca. 33.000 Einwohnern.

1806 fiel der Großteil der Grafschaft an das Großherzogtum Hessen, der Rest an das Königreich Bayern. Die Reichsgrafschaft Wartenberg-Roth wurde im gleichen Jahr an Württemberg verkauft.

Wappen

Das Stammwappen zeigt in von Rot und Silber geteiltem Schild drei (2:1) Sterne verwechselter Farbe. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken zwei von Silber und Rot übereck geteilte Büffelhörner.

Historische Wappenbilder

Ortswappen mit Bezug zu den Erbach

Mitglieder des Grafenhauses

Mainzer Erzbischof Dietrich Schenk von Erbach

Einzelnachweise

  1. Codex Laureshamensis I, Mannheim, Ausg. von 1768, S. 254 und Guden, Sylloge, S. 34

Literatur

  • Friedrich Battenberg: Das Schutz- und Hofjudensystem der Grafschaft Erbach. Gedanken zur Geschichte der Juden im Odenwald, besonders im 17. und 18. Jahrhundert. in: AHG NF 53 (1995)
  • Ferdinand Karl Heinrich Beck, Ch. Lauteren: Das Landrecht oder die eigentümlichen bürgerlichen Rechte und Sitten der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg im Odenwalde. Olms, G; Auflage: (Reprint d. Ausg. Darmstadt 1824) (1990), ISBN 978-3487092676
  • Karl Ernst Demandt: Geschichte des Landes Hessen, 2. Auflage, Bärenreiter-Verlag, Kassel und Basel, 1972, ISBN 3-7618-0404-0, S. 490–496.
  • Friedrich Höreth: Beiträge zur Schulgeschichte der Grafschaft Erbach und der Herrschaft Breuberg. Verlag Franz in Erbach 1930.
  • Friedrich Höreth: Die Grafschaft Erbach und die Herrschaft Breuberg vor dem 30-jährigen Krieg. Verlag Franz in Erbach 1930.
  • Friedrich Höreth: Der Odenwald nach dem 30-jährigen Krieg. Verlag Franz in Erbach 1934.
  • Elisabeth Kleberger: Territorialgeschichte des hinteren Odenwalds (Grafschaft Erbach, Herrschaft Breuberg, Herrschaft Fränkisch-Crumbach). Selbstverlag der Hessischen Historischen Kommission Darmstadt 1958 (Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte 19), besonders S. 53–97.
  • Johann Philipp Wilhelm Luck: Versuch einer Reformations- und Kirchen-Geschichte der Grafschaft Erbach und Herrschaft Breuberg aus archivalischen und andern bewährten Urkunden. Frankfurt, Andreä 1772, 270 Seiten
  • Gustav Simon: Die Geschichte der Dynasten und Grafen zu Erbach und ihres Landes. Brönner, Frankfurt a. M. 1858. - XII, 486, 307 S. : Ill. + Kt.-Beil.
  • Uli Steiger: Die Schenken und Herren von Erbach. Eine Familie zwischen Reichsministerialität und Reichsstandschaft. (1165/70 bis 1422). Diss. Universitätsverlag Winter, 2007, ISBN 978-3-8253-5332-2
  • Uli Steiger: Die Herren von Erbach und ihr Aufstieg zur Reichsstandschaft 1422. In: Der Odenwald. Zeitschrift des Breuberg-Bundes Heft 4, 2009, S. 127–143.
  • Thomas Steinmetz: Die Schenken von Erbach. Zur Herrschaftsbildung eines Reichsministerialengeschlechts. Sonderheft 3 „Der Odenwald“, Zeitschrift des Breuberg-Bundes, Breuberg-Neustadt 2000, ISBN 978-3-922903-07-9
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band III, Band 61 der Gesamtreihe, S. 162-163, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 1975, ISSN 0435-2408

Siehe auch

Weblinks

 Commons: Erbach (Adelsgeschlecht) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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