- Roméo Dallaire
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Roméo Alain Dallaire (* 25. Juni 1946 in Denekamp, Niederlande) war von 1993 bis 1994 als General der kanadischen Truppen Kommandeur der Blauhelmtruppen der Vereinten Nationen bei der UNAMIR-Mission in Ruanda.
Inhaltsverzeichnis
Einsatz in Ruanda und Folgezeit
1994 fand in Ruanda der größte Völkermord nach dem Zweiten Weltkrieg statt, der Völkermord an den Tutsi. Binnen 100 Tagen wurden zwischen 800.000 und einer Million Menschen ermordet. In einem späteren Bericht schrieb Dallaire, dass er mit 5.000 Mann den Völkermord der Hutu an den Tutsi vermutlich hätte stoppen können. Dass die UN den eindringlichen Bitten Dallaires nicht nachkam, lag nicht zuletzt an den Vetomächten im UN-Sicherheitsrat. Insbesondere die USA vermieden den Gebrauch des Wortes „Völkermord“, da ein solcher die UN laut Charta zum Eingreifen gezwungen hätte. Die Vereinigten Staaten hatten auf Grund der Ereignisse in Somalia 1993 (Operation Irene) Einsätze in Afrika eingeschränkt. Auch Frankreich scheute vor einem Eingreifen gegen die von ihnen unterstützte, ausgebildete und ausgerüstete Armee des Landes, die von Hutus dominiert wurde, zurück. Im Rahmen der Möglichkeiten bemühte sich Dallaire, trotz der ihm auferlegten Zurückhaltung mit seinen Truppen während des Völkermords in Ruanda Präsenz zu zeigen und in sehr begrenztem Maße Sicherheitszonen zu schaffen.
Nach den Erlebnissen in Ruanda unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung leidend,[1] wurde Dallaire im Jahre 2000 aus der kanadischen Armee entlassen. In der Überzeugung, eine Mitschuld am Genozid in Ruanda zu tragen, unternahm Dallaire zwei Selbstmordversuche. Im Jahr 2003 veröffentlichte er das Buch Shake Hands with the Devil: The Failure of Humanity in Rwanda, in dem er sich selbst mit den Ereignissen des Jahres 1994 auseinandersetzt und die Rolle der Völkergemeinschaft in diesem Konflikt darstellt. Die deutsche Übersetzung Handschlag mit dem Teufel: Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda erschien 2005.
Im Film Hotel Ruanda diente Roméo Dallaire als Vorlage für die Figur des Colonel Oliver (gespielt von Nick Nolte). Ebenfalls im Jahr 2004 wurde der Dokumentarfilm Shake Hands with the Devil – The Journey of Roméo Dallaire mit Roméo Dallaire veröffentlicht. 2007 erschien das kanadische Drama Shake Hands with the Devil, welches ebenfalls auf Dallaires Buch basiert.
2005 wurde Dallaire von Premierminister Paul Martin zum Senator im kanadischen Senat ernannt. Dort vertritt er als liberaler Politiker die Provinz Québec.
2008 hat sich Dallaire der Forderung nach Einrichtung einer Parlamentarischen Versammlung bei den Vereinten Nationen angeschlossen.[2]
Zitate
- „Ich weiß, dass es einen Gott gibt,[…], weil ich in Ruanda dem Teufel die Hand geschüttelt habe. Ich habe ihn gesehen, gerochen und berührt. Ich weiß, dass es den Teufel gibt, und deshalb weiß ich, dass es einen Gott gibt.“[3]
Literatur
- Roméo Dallaire, Brent Beardsley: Handschlag mit dem Teufel: Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda. 2007, ISBN 978-3-86150-799-4
- Roméo Dallaire: Handschlag mit dem Teufel: Die Mitschuld der Weltgemeinschaft am Völkermord in Ruanda. Verlag zu Klampen, 2008, ISBN 978-3-86674-023-5
- Constanze Stelzenmüller: Der Selbstankläger. In: Die Zeit, Nr. 1/2004
- Uli Rauss: Denn sie wussten, was sie taten. In: Stern, 7. April 2004
- Roméo Dallaire: Jeder Mensch zählt. In: taz, 7. April 2004
Weblinks
- Dallaires offizielle Website (engl.)
- Roméo Dallaire, biographische Angaben auf der Webpräsenz des kanadischen Parlaments (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Helmut Slop: Psychologie: Befohlene Hilflosigkeit. In: Truppendienst – Zeitschrift für Ausbildung, Führung und Einsatz im Österreichischen Bundesheer, Ausgabe 4/2008; abgerufen am 28. Februar 2009
- ↑ de.unpacampaign.org
- ↑ Roméo Dallaire: Handschlag mit dem Teufel, S. 19
Kategorien:- Militärperson (Kanada)
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