Schlacht von Mogadischu

Schlacht von Mogadischu
Schlacht von Mogadischu
Teil von: UNOSOM II
Black-Hawk-Hubschrauber (Super64) über Mogadischu
Black-Hawk-Hubschrauber (Super64) über Mogadischu
Datum 3. Oktober4. Oktober 1993
Ort Mogadischu, Somalia
Ausgang unerwartet hohe Verluste der US-Truppen
Folgen Abzug der US-Truppen aus Somalia
Konfliktparteien
somalische Milizionäre US Army Rangers,
Delta Force
24th Special Tactics Squadron (Air Force)
160th Special Operations Aviation Regiment (Airborne)
10th Mountain Division
UNO-Truppen aus Malaysia und den Streitkräften Pakistans
Befehlshaber
Mohammed Farah Aidid William Garrison
Truppenstärke
ca. 2000 160 US-Soldaten
Verluste
Faktenlage unklar, schätzungsweise 1000 Gefallene 19 Gefallene während des Einsatzes
(18 US-Soldaten
1 UN-Soldat aus Malaysia)
93 Verwundete

Die Schlacht von Mogadischu war eine Auseinandersetzung zwischen US-Soldaten sowie Soldaten einer UNO-Mission aus Malaysia und Pakistan mit somalischen Milizionären im somalischen Bürgerkrieg. Sie fand am 3. und 4. Oktober 1993 in Mogadischu statt. Der Tod von 18 US-Soldaten[1] führte zu einer grundlegenden Änderung der Interventionspolitik der US-Regierung unter Bill Clinton hin zu „No Dead!“. Die Schlacht ist in der westlichen Welt auch unter den Namen Operation Irene (dem Start-Code) bekannt oder als Schlacht um das schwarze Meer nach dem Stadtteil Mogadischus, in dem sie größtenteils stattfand. Der Operationsname war Gothic Serpent.

Inhaltsverzeichnis

Hintergrund

Die UNO-Mission

Im April 1992 begann die UNO-Mission UNOSOM I, die die Nahrungsversorgung der Bevölkerung in Somalia sicherstellen und zu einem Ende des Bürgerkriegs führen sollte. Später wurden rund 500 pakistanische Blauhelmsoldaten dort stationiert. Während in Sachen Versorgung trotz wiederholter Überfälle und Diebstahls von Hilfsgütern einige Erfolge erzielt wurden, erreichten die 50 UNOSOM-Beobachter keinen Friedensschluss.

Ab August 1992 beteiligte sich das US-Militär an der UNO-Mission: Militärflugzeuge brachten Hilfsgüter in das Land und in die Flüchtlingslager in Nord-Kenia. Ein kleines Team begann mit der Vorbereitung einer Militäroperation, die die Verteilung der Hilfsgüter schützen und ein Ende des Bürgerkriegs herbeiführen sollte. Ebenfalls im August wurde die UNO-Truppe im Land um 3500 Mann aufgestockt.

Operation Restore Hope

US-Soldaten während eines Einsatzes im Norden von Mogadischu, Januar 1993

Hauptartikel: Operation Restore Hope

Dennoch verschlechterte sich die Sicherheitslage rapide. Die Nahrungslieferungen wurden immer wieder geplündert, im November beschossen Bewaffnete ein mit Hilfsgütern beladenes Schiff, das abdrehen musste, bevor seine Fracht gelöscht werden konnte. Die Hungersnot nahm immer katastrophalere Züge an. Nicht zuletzt auf Grund der drastischen Bilder aus Somalia in den Medien verabschiedete der UNO-Sicherheitsrat im Dezember 1992 eine Resolution über die Aufstellung der Unified Task Force (UNITAF) unter US-Führung. Sie sollte in Südsomalia die öffentliche Ordnung wiederherstellen, um die Verteilung von Hilfsgütern zu ermöglichen. Der Militäreinsatz erhielt die Bezeichnung Operation Restore Hope (Operation Wiederherstellung der Hoffnung).

Zur Speerspitze des Einsatzes wurde die Tripoli Amphibious Task Unit bestimmt, deren Soldaten sich gerade auf dem Weg zu einem Manöver am Persischen Golf befanden. Am frühen Morgen des 9. Dezember 1992 landeten 44 Marines und Navy SEALs an der Küste nahe dem Hafen sowie dem Flughafen von Mogadischu.

Bis März 1993 gelang es den Soldaten und verschiedenen Diplomaten weitgehend ohne den Einsatz von Gewalt, die Kämpfe in Somalia einzudämmen und ein funktionierendes System zur Nahrungsmittelverteilung einzurichten. Parallel dazu begannen die Truppen mit dem Aufbau einer Basis in Mogadischu, sprachen sich mit den zahlreichen Hilfsorganisationen ab, die ihre Arbeit begannen, und wiesen die übrigen Teile des internationalen Blauhelmkontingents ein.

Im März 1993 sahen die US-Truppen ihre Aufgabe als beendet an. Auf Drängen der UNO wurde die Operation jedoch verlängert.

Operation Continue Hope

Verantwortungsbereiche der Leitnationen von UNOSOM II (1993)
Ein UH-1N während der Operation Continue Hope über Mogadischu

UNOSOM II wurde im März 1993 vom UNO-Sicherheitsrat beschlossen. Die als Operation Continue Hope bezeichnete Operation sollte UNOSOM I mit erweiterten Aufgaben fortsetzen. Über die Unterstützung der humanitären Hilfe hinaus sollten politische Strukturen in Somalia wieder aufgebaut und das gesamte Land befriedet werden, einschließlich des Nordens Somalias (Somaliland), der sich im Mai 1992 für unabhängig erklärt hatte. Neben 3000 Soldaten für die eigentliche UNO-Mission stellte die USA eine schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force − QRF) von 800 Mann. Letztere setzte sich aus einem leichten Infanterie-Bataillon und zwei Helikopter-Bataillonen der 10. US-Gebirgsjägerdivision zusammen.

Schon kurz nach Beginn von UNOSOM II zeigten sich erste Probleme: Die Truppenstärke war zu gering, um im gesamten Land auf Dauer die Ordnung aufrechtzuerhalten. Außerdem funktionierte die Koordination zwischen den verschiedenen beteiligten Nationalitäten schlecht. Auch den Versuchen, mit den Bürgerkriegsparteien zu verhandeln, war von Anfang an wenig Erfolg beschieden. Im Mai 1993 trafen sich auf Vermittlung des wichtigsten Clanführers Mohammed Farah Aidid UNO-Vertreter und Anführer von Bürgerkriegs-Truppen zu Verhandlungen über einen Waffenstillstand. Als keine Einigung erzielt wurde, trafen sich am 4. Juni rund 200 Vertreter von Clans, um einen eigenen Waffenstillstand zu schließen. Im Zuge dieser Vereinbarung kündigten sie die Zusammenarbeit mit der UNO auf, die daraufhin den Waffenstillstand für ungültig erklärte. Am Tag darauf kontrollierten pakistanische Blauhelme ein Gebäude mit einem Waffenlager von Aidids SNA, in dem sich deren Radiosender befand. Aidids Truppen eröffneten die Kämpfe, die 24 Pakistanern das Leben kosteten. Nach einer UNO-Resolution, die das Vorgehen der Milizen verurteilte und die Festnahme der Schuldigen verlangte, führten die UNO-Truppen Mitte Juni einen Luftschlag gegen Aidids Hauptquartier aus.

Verschärft wurden die Auseinandersetzungen zwischen US-Truppen und Somaliern, nachdem Kampfhubschrauber in der Annahme, Aidid befinde sich darunter, am 12. Juli 1993 eine vermeintliche Versammlung von Aidid-Anhängern beschossen und dabei vermutlich 50 Menschen töteten. Es wurde angenommen, dass es sich um Friedensverhandlungen von Clan-Ältesten gehandelt hatte; eine Bestätigung gab es dafür nicht, weil Journalisten vor Ort von Somaliern getötet wurden.

Das Desaster von Mogadischu

Die Ausgangslage

Die „grüne Linie“, Straße in Mogadischu und Trennlinie zwischen Nord und Süd

Die Hauptlast der Fahndung nach Aidid ruhte zunächst auf der schnellen Eingreiftruppe der 10. US-Gebirgsdivision (10th Mountain Division) unter dem Kommando von General Thomas Montgomery. Die Kommandeure vor Ort forderten vom US-Verteidigungsministerium gepanzerte Unterstützung an, die jedoch verweigert wurde. Dafür wurde Ende August eine Einsatzgruppe (Task Force, TF) bestehend aus Mitgliedern der Delta Force und US Army Rangers des 75th Ranger Regiment unter dem Kommando von General William Garrison nach Mogadischu verlegt. Die Task Force Ranger (TFR) sollte die schnelle Eingreiftruppe bei der Jagd nach Aidid entlasten.

Auch die CIA beteiligte sich mit bereits im Land befindlichen Agenten der Special Activities Division an der Informationsbeschaffung über den Aufenthalt Aidids, konnte jedoch keine brauchbaren Ergebnisse liefern. Dennoch überfiel die TFR mehrfach vermeintliche Aufenthaltsorte Aidids.

Parallel zur Jagd verhandelte das UNO-Kommando vor Ort mit Aidid, um einen Waffenstillstand nach UNO-Bedingungen zu ermöglichen. Im gleichen Zeitraum nahmen Angriffe auf die UNO-Truppen sowie auf die schnellen Eingreiftruppen zu. Unter anderem stellte dies eine Reaktion Aidids und seiner SNA-Miliz auf die Angriffe durch die TFR dar, die zwar nicht ihn persönlich trafen, aber zur Verhaftung mehrerer Vertrauter führten. Gleichzeitig verschärften sich die Auflösungserscheinungen innerhalb des UNO-Kontingents. Verschiedene Staaten zogen ihre Soldaten zurück oder weigerten sich, die amerikanische Jagd nach Aidid zu unterstützen.

Am 3. Oktober 1993 kam es schließlich zu einem katastrophal gescheiterten Überfall der Amerikaner auf einen Stützpunkt Aidids.

Der Plan

Geplant war, dass Mitglieder der amerikanischen Spezialeinheit Delta Force am frühen Nachmittag wichtige Berater Aidids oder den Clanchef selbst festnehmen sollten. Die Gesuchten sollten sich angeblich um 15 Uhr in einem Gebäude nahe dem Hotel Olympic im Bakara-Bezirk in Mogadischu zu Gesprächen treffen. Dieses Gebäude würden Männer der Delta Force, die um 15:45 Uhr aus MH-6 Little Bird-Helikoptern direkt am und auf dem Gebäude abgesetzt werden sollten, stürmen. Um 15:46 Uhr würden sich Rangers aus MH-60 Black Hawks abseilen und die vier Eckpunkte des Gebäudes sichern, um das Eindringen feindlicher Milizen oder die Flucht der im Gebäude befindlichen Menschen zu verhindern. Nach der Festnahme sollte ein aus Humvees und 5-Ton-Trucks bestehender Konvoi alle Soldaten sowie die Gefangenen aufnehmen und zum US-Stützpunkt bringen. Die kalkulierte Operationsdauer betrug maximal eine Stunde, weswegen die Soldaten darauf verzichteten, Nachtsichtgeräte und Wasser mitzuführen.

Der Verlauf

Übersicht Verlauf

Um 15:40 Uhr begann die TFR mit dem Anflug auf ihr Ziel. Zunächst verlief die Operation wie geplant. Doch bald stellte sich heraus, dass die SNA-Miliz dieses Mal deutlich schneller reagierte als bei vorherigen Überfällen der Task Force. Kurz nach Beginn der Aktion gab es die ersten Verwundeten unter den Rangers. Dennoch gelang das Verladen der Festgenommenen und eines Teils der TFR (Teile des 4. Zuges, „Chalk 4“) in den Fahrzeugkonvoi. Auf dem Rückweg nahm der Widerstand der Miliz ungeahnte Stärke an. Zwei Fahrzeuge wurden von raketengetriebenen Granaten (RPG) zerstört.

Kurz darauf wurde ein MH-60 „Black Hawk“-Hubschrauber (Rufname: Super Six-One), der über dem Kampfgebiet flog, von einer RPG getroffen. Der Hubschrauber mit sieben Mann Besatzung stürzte knapp 300 Meter vom Zielgebäude entfernt ab. Sofort wurden ein Helikopter-Rettungsteam und die noch nicht eingesammelten Bodentruppen dorthin geschickt. Die Besatzung eines Hughes MH-6-'Little-Bird'-Kampfhubschraubers (Rufname: Star Four-One), der bei der Absturzstelle landete, barg zwei Leichtverletzte und flog sie aus. Ein weiterer Hubschrauber setzte ein CSAR-Team (Combat Search and Rescue) aus der TFR ab, wurde allerdings selbst beschossen und musste beschädigt zum Stützpunkt zurückkehren. Das Rettungsteam saß am Hubschrauberwrack fest und wurde von einer schnell größer werdenden Menge aus SNA-Milizionären und bewaffneten Zivilisten angegriffen, unter ihnen Frauen und Kinder. Während sich der Rettungstrupp gegen die Angreifer wehrte, bemühte sich der Fahrzeugkonvoi, zur Absturzstelle durchzubrechen. Allerdings konnten sich die Soldaten in den Straßen Mogadischus nur schwer orientieren, wurden aus der Luft ungenau dirigiert, lagen unter ständigem Beschuss und konnten ohne Panzerfahrzeuge und schwere Waffen die Straßensperren nicht durchbrechen. Als die Sinnlosigkeit ihrer Versuche deutlich wurde, entschied Colonel Daniel McKnight, kommandierender Offizier der Fahrzeugkolonne, zur Basis zurückzukehren, um sich neu zu formieren und aufzumunitionieren. Der Konvoi hatte mittlerweile so viele Verletzte und Tote, dass der Aufenthalt an der Absturzstelle nach Einschätzung McKnights mehr geschadet als genutzt hätte.

Zum gleichen Zeitpunkt, etwa 17 Uhr, wurde ein weiterer Black Hawk (Super Six-Four) abgeschossen. Er schlug rund einen Kilometer vom ursprünglichen Einsatzort der TFR entfernt auf. Im Hauptquartier stellte Garrison unterdessen einen provisorischen Trupp aus Stabspersonal und leichten Infanteristen der schnellen Eingreiftruppe zusammen, der mit nur leicht gepanzerten Fahrzeugen in die Stadt geschickt wurde. Dieser Versuch scheiterte daran, dass fast sämtliche Straßen in und aus der Stadt durch Sperren verriegelt waren. Die Soldaten kamen unter massiven Beschuss und fanden keinen Weg um die Blockaden. Kurz nach dem Absturz wurde ein neuer Luftrettungsversuch über der zweiten Absturzstelle gestartet: Ein Black Hawk setzte zwei Mitglieder der Delta Force ab, wurde dann aber in der Luft von einer raketengetriebenen Granate getroffen und konnte nur mit Mühe in der Nähe des Flughafens bruchlanden. Die beiden abgesetzten Soldaten, Master Sergeant Gary Gordon und Sergeant First Class Randall Shughart, versuchten, das Wrack zu verteidigen, wurden aber, ebenso wie fast die gesamte Besatzung von Super Six-Four, von einer Übermacht Somalier überrannt und getötet. Beide Scharfschützen wurden posthum mit der Medal of Honor ausgezeichnet. Ihre Leichen wurden durch die Straßen geschleift. Diese Bilder gingen um die Welt. Nur ein Crewmitglied überlebte dieses Gefecht: Michael J. Durant, der Pilot. Er war elf Tage in somalischer Gefangenschaft, bevor er freigelassen wurde.

Als es dunkel wurde, befanden sich noch 99 TFR-Soldaten in Mogadischu. Sie verschanzten sich nahe der ersten Helikopter-Absturzstelle und wehrten sich gegen die Angriffe der Somalier. Erst zu diesem Zeitpunkt wandte sich General Garrison an die pakistanischen und malaysischen Blauhelm-Truppen und bat um Hilfe. Es gelang bis 23:30 Uhr einen Konvoi aus vier pakistanischen Panzern, 24 malaysischen gepanzerten Mannschaftstransportern, zwei leichten US-Infanterie-Kompanien der 10. US-Gebirgsdivision und rund 50 TFR-Mitgliedern in Bewegung zu setzen. Rund zweieinhalb Stunden lang kämpfte sich der Verband bei Dunkelheit und unter Beschuss durch Mogadischu. Der genaue Standort der abgeschnittenen Rangers war unbekannt, so dass sich der Rettungskonvoi in zwei Teile spaltete, die sich jeweils zu einer der beiden Helikopter-Absturzstellen durchkämpften. Bei Super Six-One gelang das Zusammentreffen mit den verschanzten Rangern. Der zweite Trupp fand bei Super Six-Four keine Überlebenden mehr.

Obwohl die Wiedervereinigung der beiden Teile des Panzerkontingents nicht gelang, konnten sich dennoch alle Fahrzeuge und die Geretteten zum pakistanischen Stützpunkt zurückziehen.

Folgen

Insgesamt starben in dem über zwölfstündigen Feuergefecht 18 US-amerikanische Soldaten, ein Malaysier und eine nicht genau zu ermittelnde Zahl Somalier, die um 1000 liegen dürfte. 84 US-Amerikaner (rund zwei Drittel der eingesetzten Bodentruppen), sieben Malaysier und zwei Pakistaner wurden verwundet. Ein weiterer US-Soldat wurde zwei Tage später durch einen Anschlag getötet, weshalb viele Quellen die Anzahl der US-amerikanischen Verluste mit 19 angeben.

Insbesondere die Fernsehbilder getöteter und durch die Straßen Mogadischus geschleifter US-Soldaten führten in den USA zu einem Wandel der öffentlichen Meinung über das Engagement in Somalia. Erst nach dieser Schlacht beschloss die US-Regierung, gepanzerte Truppentransporter, Panzer und AC-130H-Gunship-Flugzeuge nach Somalia zu entsenden. Auf der anderen Seite verbot US-Präsident Bill Clinton am 6. Oktober alle weiteren Militäroperationen gegen Aidid außer zur Selbstverteidigung der Truppen in Somalia und kündigte an, dass bis Ende März 1994 alle US-Soldaten aus dem Land abgezogen werden sollten. Gleichzeitig wurde der ehemalige Botschafter Robert B. Oakley als Sondergesandter nach Somalia entsandt, um auf politischem Weg ein Ende des Bürgerkrieges herbeizuführen. Am 15. Dezember 1993 erklärte Verteidigungsminister Les Aspin seinen Rücktritt aus „persönlichen Gründen“. Ausschlaggebend dürften aber die Ereignisse in Mogadischu gewesen sein. Der Rücktritt wurde zum 4. Februar 1994 wirksam.

Am 25. März 1994 wurden fast alle US-Soldaten aus Somalia abgezogen. Auf Schiffen vor der Küste blieb ein kleines Marineinfantrie-Kontingent zurück, um falls nötig die 1000 US-amerikanischen Zivilisten im Land zu evakuieren. UNOSOM II endete am 31. März 1995 ohne Erfolg, nachdem die verbleibenden UNO-Truppen vollkommen die Kontrolle über Mogadischu verloren hatten. Zu diesem Termin wurden auch die letzten verbleibenden US-Truppen abgezogen.

Das Desaster von Mogadischu übte bleibenden Einfluss auf die US-Politik aus, der dazu führte, dass sich die USA in den Folgejahren nur zurückhaltend an Blauhelm-Einsätzen beteiligten. Unter anderem drückte sich dies im Nicht-Eingreifen während des Völkermords in Ruanda im April 1994 und in der fast ausschließlich auf Luftangriffen basierenden Strategie der NATO während der Jugoslawienkriege aus.

Darüber hinaus dämpfte der Abzug aus Somalia als Konsequenz der Schlacht den Glauben an ein zwangsläufiges „Ende der Geschichte“ (Francis Fukuyama, „The End of History and the Last Man“, 1992). Den westlichen Gesellschaften, allen voran der der Vereinigten Staaten, wurde die strategische Komplexität und das Risiko der Demokratisierung und des sogenannten Nation Building verdeutlicht, nachdem dieser Glaube zuvor durch den Zusammenbruch der Sowjetunion und den Erfolg des multilateral geführten 2. Golfkrieges genährt worden war.

Als Garrison am 2. August 1996 von Aidids Tod infolge einer Schussverletzung erfuhr, gab er öffentlich seinen Rücktritt bekannt.

Der Kriegsfilm Black Hawk Down von Ridley Scott basiert auf den Ereignissen des 3. Oktober 1993. In Somalia ist jener Tag als Maalintii Rangers („Tag der Rangers“) bekannt.

Analyse

Bei der Erforschung der Ursachen für den desaströsen Verlauf des Überfalls haben US-Militärkreise eine Reihe von Gründen herausgearbeitet. Demnach existierten 1993 keinerlei Richtlinien für das Vorgehen von US-Truppen in einer Operation, die sowohl friedenserhaltende als auch militärische Komponenten besaß. Darüber hinaus war das Einsatzziel nicht klar genug definiert und wandelte sich im Verlauf der Mission mehrfach.

Auf taktischer Ebene wird bemängelt, dass Garrison sich zu einer persönlichen Jagd auf Aidid habe hinreißen lassen, obwohl keine verlässlichen nachrichtendienstlichen Erkenntnisse über dessen Aufenthaltsort vorlagen. Neben der schlechten Informationslage war die Vorausberechenbarkeit des amerikanischen Vorgehens der Hauptgrund für das Scheitern. Die US-Truppen hatten schon mehrere Überfälle nach dem gleichen Muster durchgeführt, bei denen die einzige Variation zwischen einem Betreten oder Verlassen der Kampfzone per Konvoi oder Hubschrauber und in deren Kombination bestanden hatte. Dadurch war die SNA-Miliz in der Lage, sich auf ihren Gegner einzustellen und die eigentlich überlegenen US-Truppen zu schlagen. Das Problem wurde dadurch verschärft, dass der gescheiterte Überfall im Herzen des von der SNA kontrollierten Gebietes stattfand. Darüber hinaus behinderten die Befehlsstrukturen den Einsatz. Die Koordination zwischen den einzelnen Befehlsebenen, der TFR, der QRF und dem Oberkommando in den USA funktionierte zu langsam. Der Beobachtungshubschrauber konnte z. B. aus Gründen der Geheimhaltung keine Daten direkt vom Aufklärungsflugzeug anfordern, sondern musste dazu stets die Genehmigung des Stabes einholen.

Des Weiteren wurden mehrere operative Fehler begangen. So waren erst kurz zuvor die schwer bewaffneten Flugzeuge vom Typ AC-130H Gunship auf Betreiben von General Montgomery abgezogen worden. Durch diese „Abrüstung“ sollte Aidid zu Verhandlungen bewegt werden. Am 3. Oktober fehlten die Maschinen, die den Bodentruppen schlagkräftigen Feuerschutz aus der Luft hätten geben können. Ähnliches gilt für gepanzerte Fahrzeuge, die von Montgomery angefordert, aber vom Verteidigungsminister Les Aspin abgelehnt worden waren. In Washington wurden unverhältnismäßig hohe Verluste unter der Zivilbevölkerung befürchtet, falls Panzer eingesetzt worden wären. Garrison selbst hat zu verantworten, dass die Bodentruppen unzureichend ausgerüstet waren. Sie verfügten kaum über schwere Waffen wie Granatwerfer oder über Tränengas, das gegen die angreifenden Somalier sinnvoll hätte eingesetzt werden können. Außerdem wurde zugelassen, dass die Rangers nur einen Teil ihrer Keramik-Panzerung trugen, was zwar ihre Beweglichkeit erhöhte, aber einige Menschenleben gekostet haben dürfte. Schließlich waren nicht nur die Operation selbst, sondern auch die meisten Rettungsversuche ineffektiv, vor allem der Versuch, mit einem leichten Fahrzeugkonvoi in die Straßen Mogadischus einzubrechen oder das Absetzen von lediglich zwei Mitgliedern der Delta Force zur Sicherung eines abgeschossenen Helikopters. Zu den übrigen UNO-Truppen, die über schwerere Waffen verfügten, wurde zu spät Kontakt aufgenommen.

Literatur

  • Clifford E. Day: Critical Analysis on the Defeat of Task Force Ranger. März 1997 (Abschlussarbeit eines Studenten am Air Command and Staff College, PDF Dokument, abgerufen am 6. März 2009).
  • Mark Bowden: Black Hawk Down. Kein Mann bleibt zurück. Heyne, München 2003, ISBN 3-453-86831-5.
  • Mathias Weber: Der UNO-Einsatz in Somalia. Denzlingen 1997.

Weblinks

 Commons: Schlacht von Mogadischu – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. 18 Soldaten während des Kampfeinsatzes! Nr. 19 starb nach den Kampfhandlungen am 6. Oktober 1993 durch einen Mörserangriff, siehe Abschnitt Folgen
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