Rosemarie Banholzer

Rosemarie Banholzer

Rosemarie Banholzer (geb. Amann[1]; * 10. Februar 1925 in Konstanz am Bodensee in Baden-Württemberg) ist eine Mundartdichterin, die in Konstanzer Seealemannisch und in Schriftdeutsch spricht und schreibt. Sie ist eine geborene Alemannin, deren Vater aus Konstanz und Großvater aus dem Linzgau und deren Mutter und anderer Großvater aus Neustadt im Schwarzwald stammen. [2]

Sie hat vierzehn Bücher in alemannisch geschrieben. Daneben hat sie drei hochdeutsche Gedichtbände veröffentlicht. Ihre Lesungen (schon über 2.000 bis zum Februar 2010) werden außer im alemannischen Sprachgebiet der Schweiz, Österreichs und Süddeutschlands auch in norddeutschen Gebieten wie Hamburg oder Eutin gern gehört. Sie hat über 3.000 Gedichte und Betrachtungen verfasst. [3]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sie wuchs in Konstanz am Seerhein auf, zunächst im rechtsrheinischen Stadtteil Petershausen, dann im linksrheinischen Stadtteil Paradies. [4] Nach dem Besuch der Höheren Handelsschule in Konstanz war sie nach dem Zweiten Weltkrieg beim Südverlag in Konstanz beschäftigt. Von 1948 bis 1976 setzte sie wegen Familiengründung in ihrer Berufstätigkeit aus. Im Jahr 1977 fing sie bei der südbadischen Tageszeitung Südkurier in Konstanz wieder an und schied im Jahr 1989 nach Erreichung der Altersgrenze aus dem Berufsleben aus. Seitdem konzentriert sie sich auf das Schreiben und Vorlesen von Gedichten und Texten und ist als freie Mitarbeiterin und Kolumnistin für Zeitungen tätig.[5] Ihre Wurzeln liegen über das Vermächtnis ihrer Mutter auch im Schwarzwald.[6]

Besonderes Engagement

Für die Montagsausgabe des Südkuriers schrieb sie in Schriftdeutsch von 1983 bis 1990 die Beiträge für die Serie „Lachend in die neue Woche“. Für den regionalen Konstanzer Anzeiger schrieb sie von 1978 bis 2006 jede Woche und von 2006 bis 2008 alle zwei Wochen, insgesamt also dreißig Jahre lang, eine Kolumne in Form einer alemannischen Glosse „s Frichtle monnt...“ (in hochdeutsch ungefähr: „Der ungeratene Lausejunge erzählt...“). Auch im Radio war sie zu hören.

Außerdem begleitet sie seit 2003 die Ausstellungen der Grafiken von Friedensreich Hundertwasser mit der Lesung seiner Texte. Sie würdigt so den Menschen Friedensreich Hundertwasser als Friedensstifter und Menschenfreund und sein Werk. Die Ausstellungen mit Banholzers begleitenden Lesungen fanden bisher in Konstanz, Freiburg im Breisgau, München, Meersburg, Zürich, Speyer, Amberg und Eutin statt. [7] [8]

Auszeichnungen

Seit dem Jahr 1979 ist Rosemarie Banholzer Mitglied in der Muettersproch-Gsellschaft in Freiburg im Breisgau. Deren Hegauer Gruppe verlieh ihr 1997 die Johann-Peter-Hebel-Medaille. Des Weiteren verliehen ihr 1997 die Badener Vereine in Deutschland die Verdienstmedaille. Mit einer Auszeichnung, die über das alemannische Sprachgebiet hinaus reicht, dem Verdienstkreuz am Band der Bundesrepublik Deutschland, wurde sie 1999 ausgezeichnet wegen ihres Engagements für die alemannische Sprache in Kindergärten, Schulen und Senioreneinrichtungen.[9]

Künstlerische Philosophie

Rosemarie Banholzer bringt die Natur, die vergänglichen Zeiten sowie das menschliche Miteinander und Füreinander auf einen Nenner. Bei den seealemannische Texten ist zu erkennen, dass sie dem Volk gehörig aufs Maul geschaut hat. Immer vermittelt sie den Grundgedanken: Leben und leben lassen.

Zwar ist das alemannische (konstanzerische) ihre Muttersprache. Im Hochdeutschen drückt sie sich indes gewandt in einem besonderen Versmaß aus. Zudem drücken ihre Verse ihre Verbundenheit mit den Menschen und der Natur aus (ähnlich wie bei Annette von Droste-Hülshoff).

Anhand eines ihrer Gedichte kann man ermessen, dass der gleiche Sachverhalt auf alemannisch und in schriftdeutsch zwar unterschiedlich komponiert ist, aber beide Male die Sprachmelodie trifft.

Auf schriftdeutsch (mit Zustimmung von Rosemarie Banholzer wird hier das vollständige Gedicht zitiert, bitte nicht verändern):

„26. Dezember 1999
Als der Sturm die Bäume knickte,
Wurzeln aus der Erde riss,
als die Uhr entgegentickte
dem Neujahr, war’s ungewiss,
ob die Wende in der Zeit
Folgen hätte im Getriebe
unserer Fortgeschrittenheit?

Angst und Stürme gleichermaßen
legten sich –
das Jahr Zweitausend
ohne Sonderheit begann,
doch es wird noch Jahre dauern,
bis die Kinderbäume bilden
– großgewachsen – einen Tann.“[10]

Auf seealemannisch (mit Zustimmung von Rosemarie Banholzer wird hier das vollständige Gedicht zitiert, bitte nicht verändern):

„De Sturm ‚Lothar‘
Wo de Sturm die Böm hot knickt,
d'Wurzele usem Bode grisse,
wo d’Uhr hot vugegetickt
dem Neujohr, hond alle wisse
welle, ob die Wende vu de Zit
Folge im Getriebe hot
vu dem Fortschritt erdewiet;
d'Angscht und d'Stürm
hond sich vezoge
s Johr Zweitusig fangt ruhig a.
aber 's wird zwei Lebe bruuche,
bis mer zu de junge Pflänzle
wieder ‚Wälder’ sage ka“[11]

Literatur

Weblinks

Literaturverzeichnis

Textproben im Internet

Einzelnachweis

  1. Aufgeführt in Kürschners Deutscher Literatur-Kalender]
  2. Josef Siebler: Hüterin der alemannischen Mundart. In: Südkurier vom 10. Februar 2010
  3. Josef Siebler: Hüterin der alemannischen Mundart. In: Südkurier vom 10. Februar 2010
  4. Konstanzer verraten ihre Lieblingsplätze. In: Südkurier vom 10. Dezember 2009
  5. Rosemarie Banholzer: Unser Weg. Concept design gmbH, Konstanz, 2. Auflage 2005. ISBN 3-9810621-1-6, Lebenslauf auf der Rückseite
  6. Wurzeln auch im Schwarzwald
  7. Banholzer liest Texte von Hunderwasser in Zürich
  8. Presseberichte zu den Hundertwasser-Lesungen von Rosemarie Banholzer
  9. Rosemarie Banholzer: Unser Weg. Verlag concept design gmbh, Konstanz, 2. Auflage 2005, ISBN 3-9810621-1-6, Lebenslauf auf der Rückseite.
  10. Rosemarie Banholzer: Unser Weg. Verlag concept design gmbh, Konstanz, 2. Auflage 2005, ISBN 3-9810621-1-6, 26. Dezember 1999, S. 44. Gesamtgedicht zitiert mit Zustimmung von Rosemarie Banholzer, E-Mail vom 27. März 2009
  11. Rosemarie Banholzer: Mitenand vewobe. Concept design gmbH, Konstanz 2000. ISBN 3-9806314-4-3, De Sturm „Lothar“ S. 77. Gesamtgedicht zitiert mit Zustimmung von Rosemarie Banholzer, E-Mail vom 27. März 2009

Werke

Hochdeutsch

  • Rosemarie Banholzer: Ein Blatt im Wind. 1982. Schriftdeutsche Gedichte mit Schwarzweiß-Fotos von Ulla Ruck und Hugo Schwörer; Titelbild von Hella Wolff-Seybold.
  • Rosemarie Banholzer: Des Lebens Art. Verlag concept design gmbh Konstanz 2000. ISBN 3-9806314-3-5. (hochdeutsche Gedichte).
  • Rosemarie Banholzer: Unser Weg. Verlag concept design gmbh Konstanz, 2. Auflage 2005. ISBN 3-9810621-1-6. (hochdeutsche Gedichte).

Seealemannisch

  • Rosemarie Banholzer: 100 und noch meh. Gesammelte »Frichtle«-Beiträge (Konstanzer Anzeiger). 1980.
  • Rosemarie Banholzer: Des und sell. Neue Gedichte in see-alemannischer Mundart. 1980.
  • Rosemarie Banholzer: Nämme wie's kunnt. Geschichtle und Gedichte mit Zeichnungen von Jürgen Barsch. 1984.
  • Rosemarie Banholzer: Glacht und sinniert. Gedichtle und Geschichtle mit Zeichnungen Jürgen Barsch. Konstanz 1988, Selbstverlag, ISBN 3-9800634-5-1 (formal falsche ISBN).
  • Rosemarie Banholzer: Geschenkte Zit. Mit Seidenmalerei und Batikbildern von Beate Padberg. 1989.
  • Rosemarie Banholzer: Mir Leit vu heit. Zeichnungen von Prof. Hans Sauerbruch. 1991.
  • Rosemarie Banholzer: Wenn de Evangelischt Lukas alemannisch gschwätzt het. Das Lukasevangelium mit Bildern von Christine Schmidt-Heck. Weidling Verlag, Stockach-Wahlwies 1992. ISBN 978-3-922095-25-5.
  • Rosemarie Banholzer: Vu nint kunnt nint. Gedichte und Kurzgeschichten; Umschlagbild von Jürgen Barsch. 1994.
  • Rosemarie Banholzer: Guck emol. Neie Sache zum Sinniere und Lache. Fotos von Ulla Ruck. Conceptdesign GmbH, Konstanz 1998.
  • Rosemarie Banholzer: Geschichten von Wilhelm Busch in alemannischer Mundart. Max und Moritz, Hans Huckebein, Plisch und Plum, übertragen in's Alemannische. Conceptdesign GmbH, Konstanz 1999, ISBN 3-9806314-1-9.
  • Rosemarie Banholzer: Mitenand vewobe. Conceptdesign GmbH, Konstanz 2000, Illustrationen von Beate Padberg. ISBN 3-9806314-4-3 (Im Anhang befindet sich ein Kurz-Wörterbuch alemannisch - hochdeutsch).
  • Rosemarie Banholzer: Alemannisch kocht und gschwätzt. Conceptdesign GmbH, Konstanz 2002
  • Rosemarie Banholzer: Wenn's weihnachtet. Konstanz, 3. Auflage 2005. Gedichte und Kurzgeschichten in Mundart. ISBN 3-9806314-6-X.

Alemannische Lesungen auf CD

  • Rosemarie Banholzer: Wilhelm Busch, Max und Moritz, Hans Huckebein, Plisch und Plum. Musikalisch umrahmt von Hans und Thomas Banholzer. Concept design GmbH, Konstanz. ISBN 3-98063-14-2-7.
  • Rosemarie Banholzer: Wägedem. Gedichte und Jazz auf Konschtanzer Art. Musikalisch umrahmt. Concept design GmbH, Konstanz (Human touch Studio, Konstanz Juli 2001). ISBN 3-9806314-5-1.

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