Kyrene

Kyrene
Ruinen von Kyrene*
UNESCO-Welterbe Welterbe.svg

Cyrene8.jpg
Staatsgebiet LibyenLibyen Libyen
Typ Kultur
Kriterien ii, iii, vi
Referenz-Nr. 190
Regionª Afrika
Geschichte der Einschreibung
Einschreibung 1982  (Sitzung 6)

* Der Name ist auf der Welterbe-Liste aufgeführt.
ª Die Region ist von der UNESCO klassifiziert.

Kyrene (griechisch Κυρήνη), eine altgriechische Stadt im heutigen Libyen, war die älteste und bedeutendste der fünf griechischen Städte der Region und gab Ostlibyen den klassischen Namen Kyrenaika, den es bis heute behalten hat. Sie liegt in einem fruchtbaren Tal im Hochland des Al-Dschabal al-Achdar. Seit 1982 steht Kyrene auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbe.

Römische Provinz Creta et Cyrene
Plan der Ausgrabungsstätte 1860

Kyrene wurde als griechische Kolonie von Alt-Thera auf der Kykladeninsel Santorin gegründet, und wie überliefert, um 630 v. Chr. von Aristoteles (später Battos genannt) von Thera regiert (siehe: Battiaden). Die Details hinsichtlich der Stadtgründung schildert Herodot im Buch IV der Historien. Aristoteles berichtet im VI. Buch seiner Politik, dass sich Kyrene unter den Battiaden erfolgreich gegen die persischen Achämeniden behauptete. Die Bürger stürzten 440 v. Chr. die Monarchie und errichteten eine Demokratie in Kyrene. In der Folgezeit erlebt die Stadt eine große kulturelle Blüte.

Kyrenaika wurde im 4. Jahrhundert v. Chr. Teil des Ptolemäerreiches und später Roms. Kyrene war Geburtsort des Eratosthenes; die Zahl der Philosophen, die in Verbindung zu der Stadt stehen, ist groß; dazu zählen Kallimachos, Karneades, Aristipp, Theodoros von Kyrene und Arete.

Münze aus der Kyrenaika, um 322-312 v. Chr.

Die Einwohner von Kyrene zur Zeit des Sulla (ca. 85 v. Chr.) wurden in vier Klassen geteilt: Bürger, Landwirte, Ausländer und Juden. Lucius Licinius Lucullus wurde von Sulla nach Kyrene gesandt, um Unruhen zu unterdrücken, in denen Juden eine bedeutende Rolle spielten. 74 v. Chr. wurde Kyrene römische Provinz; aber während unter den Ptolemäern die jüdischen Einwohner gleiche Rechte genossen hatten, sahen sie sich jetzt von der autonomen griechischen Bevölkerung unterdrückt. Kulturelle Konflikte spitzten sich zu durch das Wiederaufleben des jüdischen Nationalismus einerseits und Hellenisierungstendenzen bei einem Teil der Juden andererseits. Die Spannungen entluden sich im Aufstand der Juden von Kyrene unter Trajan (117). Diese Revolte wurde von Quintus Marcius Turbo unterdrückt, doch zuvor sollen etwa 200.000 Römer und Griechen getötet worden sein (Cassius Dio 68,32). Diese Erschütterung entvölkerte nach Eusebius Libyen derart, dass dort einige Jahre später neue Kolonien gegründet werden mussten.

Kyrenes Hauptexport erstreckte sich seit seiner Frühgeschichte auf das dort geerntete Heilkraut Silphium, das auf dem meisten kyrenischen Münzen dargestellt ist. Obwohl die kommerzielle Konkurrenz Karthagos und Alexandrias dem Handel abträglich war, blieb Kyrene mit seinem Hafen Apollonia, neben dem heutigen Marsa Susa gelegen, ein wichtiges städtisches Zentrum bis zum Erdbeben von 365. Ammianus Marcellinus schilderte im 4. Jahrhundert die verlassene Stadt und Synesios, in Kyrene geboren, beschrieb sie im folgenden Jahrhundert als wüste, den Nomaden ausgelieferte Ruine.

Kyrene ist heute ein archäologischer Platz nahe dem Dorf Shahat. Zu den nennenswerten Denkmalen zählen der Tempel des Apollon, der ursprünglich schon im 7. Jahrhundert v. Chr. errichtet wurde. Weiter ein Tempel der Demeter und ein teilweise unausgegrabener Zeustempel. Es gibt eine ca. zehn km² große Nekropole zwischen Kyrene und dem alten Tor von Apollonia.

Kyrene wird auch im Neuen Testament erwähnt: Ein Simon von Cyrene trägt das Kreuz Christi (Markus 15,21). Siehe auch Apostelgeschichte 6,9; 11,20; 13,1.

Siehe auch

Literatur

  • James Copland Thorn: The Necropolis of Cyrene. Two Hundred Years of Exploration. L’Erma di Bretschneider, Roma 2005 (Monografie di Archeologia Libica, Band 26).

Weblinks

 Commons: Kyrene – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien
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