Ruben Moskowitz

Ruben Moskowitz

Reuven Moskovitz (* 1928) ist ein israelischer Friedensaktivist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Moskovitz wurde 1928 im nordrumänischen Schtetl Frumuşica geboren. Mit elf Jahren wurde er nach eigenen Angaben „ins Ghetto vertrieben“. Er überlebte den Holocaust trotz Verfolgung und Vertreibung. Nach dem Krieg half er im Auftrag seiner zionistischen Jugendorganisation anderen Juden zur Flucht aus Rumänien nach Palästina. 1947 gelang ihm die Einwanderung nach Palästina, wo er den Kibbuz Misgav Am an der libanesischen Grenze mitbegründete. Auch war er einer der Mitbegründer des Friedensdorfes Neve Shalom (s. u.). Er arbeitete als Baggerführer und im Straßenbau, studierte an der Hebräischen Universität Jerusalem Geschichte und hebräische Literatur und wurde Lehrer.

Forschungsaufenthalt in Deutschland

Mit Hilfe eines Stipendiums der Friedrich-Ebert-Stiftung absolvierte Moskovitz 1974 ein Studienjahr an der Freien Universität Berlin. Sein Interesse galt besonders dem Vergleich der damaligen politischen Tendenzen in Israel mit der Situation im Deutschland der Weimarer Republik. Bei Professor Walter Grab schrieb er eine Arbeit mit dem Titel „Deutsche und Juden zwischen der Macht des Geistes und der Ohnmacht der Gewalt“, die seine Dissertation werden sollte. Dieses Promotionsverfahren ist aber nicht zustande gekommen, die drei Exemplare der Arbeit sind nicht mehr vorhanden.

Promotionsproblematik

Reuven Moskovitz lässt sich immer wieder als „Dr. Moskovitz“, „Prof. Dr. Moskowtz“ etc. einladen, obwohl er nicht promoviert hat. Eine Strafanzeige wegen Titelmissbrauchs läuft, vgl. das Interview mit Norbert Jessen und Reuven Moskovitz.

Friedensbewegung

Moskovitz hält die israelische Politik gegenüber den Palästinensern für verfehlt. Demütigung und Gewaltanwendung seitens der Israelis, so Moskovitz, müssten seiner Meinung nach immer mehr palästinensische Gewalt provozieren. Bis heute bekämpft er diese Politik als menschenrechtswidrig und gefährlich. Er engagierte sich früh in der israelischen Friedensbewegung und wurde nach dem Sechstagekrieg Sekretär der neu entstandenen „Bewegung für Frieden und Sicherheit“.

Neve Shalom – Wahat al Salam

Um seine Idee von einem gerechten und friedlichen Miteinander zu verwirklichen, gründete Moskovitz mit dem jüdischstämmigen Mönch Bruno Hussar das arabisch- jüdische Friedensdorf Neve Shalom – Wahat al Salam (Oase des Friedens), nahe dem Kloster Latrun zwischen Tel Aviv und Jerusalem gelegen. Heute leben dort 50 israelisch-palästinensische und jüdische Familien aus eigenem Entschluss in einer Dorfgemeinschaft – Muslime, Juden und Christen in gegenseitigem Respekt. Man spricht beide Sprachen, Hebräisch und Arabisch, die Kinder lernen sie in der Dorfschule, die auch von jüdischen und arabischen Kindern aus der Umgebung besucht wird. Nach außen wirkt das Dorf durch die „Friedensschule“, eine Einrichtung der Erwachsenenbildung, in der palästinensische und jüdische Studenten, Lehrer, Sozialarbeiter etc. in Kursen den fairen Umgang miteinander erlernen. Moskovitz schied aus dem Dorf aus, steht aber in ständigem Kontakt mit den Bewohnern.

Als ein neues Projekt für Neve Shalom plant er ein alternatives Museum: „Friedensräume – Friedenswege“, in dem Israelis, Palästinenser und Deutsche angeregt werden sollen, einander über die vorgegebenen Muster ihrer Geschichte hinaus neu wahrzunehmen.

Friedensaktivitäten in Deutschland

Bei seinem ersten Aufenthalt 1974 in Deutschland, dem Land des Holocaust, fand er viel Interesse und Solidarität für Israel. Er gewann Freunde und Mitdenker, besonders im Umfeld von „Aktion Sühnezeichen“. Seitdem empfindet er es als seine Aufgabe, die Deutschen, die sich bemühen, ihre geschichtliche Last aufzuarbeiten, zu ermutigen. Sie sollen ihre Zurückhaltung überwinden und ihre Verantwortung erkennen, heute überall dort Unrecht zu bekämpfen, wo es geschieht, auch in Israel. Gewalt könne auf keiner Seite des Konflikts toleriert werden, zumal sie keine Lösung verspricht.

An die deutschen und europäischen Politiker richtet er Appelle, nicht nur deutlich gegen Gewalt und Rassismus im Nahen Osten Stellung zu nehmen, sondern sich aktiv in die Lösungskonzepte einzuschalten.

Seine Bemühungen gelten bis heute sowohl der Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen als auch der Israelis und der Palästinenser. In diesem Sinne initiierte auch die Gründung der Deutsch-Israelisch-Palästinensischen Gesellschaft e.V.“ (DIPF [1]) in Berlin. Seit 30 Jahren kommt Moskovitz regelmäßig nach Deutschland, hält Vorträge in politischen Kreisen, in Akademien und Gemeinden und spricht an Schulen als Zeitzeuge, Mahner und kritischer Beobachter Israels und Deutschlands.

Reiseleiter in Israel und Europa

Um das Verständnis für einander und für Deutschland zu fördern, führte Moskovitz viele Jahre lang einerseits Gruppen ausländischer Touristen, Schüler und Studenten durch Israel und organisierte andererseits Reisen für jüdische und arabische Familien durch Europa und besonders durch Deutschland.

Rumänien

Auch in sein Geburtsland kehrte Reuven Moskovitz häufig zurück. Viele Sommer kamen er und seine Frau Varda in ein kleines rumänisches Dorf, Samtul Floresti. Sie brachten junge Leute aus Deutschland mit, um dort beim Wiederaufbau der Gebäude für Kindergarten und Schule zu helfen, mit den Kindern zu lernen, zu musizieren, Theater zu spielen.

Um die menschlichen, kulturellen und politischen Beziehungen der beiden Länder zu fördern, initiierte Moskovitz die Gründung einer „Deutsch-Rumänischen Gesellschaft“[2] in Berlin.

Ehrungen

2001 wurde Moskovitz mit dem Mount Zion Award und 2003 mit dem Aachener Friedenspreis ausgezeichnet.

Werke

  • Der lange Weg zum Frieden. Deutschland – Israel – Palästina. Episoden aus dem Leben eines Friedensabenteurers, Verlag am BEATion/Randlage, 5. Aufl., Berlin 2005, ISBN 3928357050

Weblinks

Quellen

  1. Deutsch-Israelisch-Palästinensische Gesellschaft e.V.
  2. Deutsch-Rumänische Gesellschaft

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