Ruinöser Wettbewerb

Ruinöser Wettbewerb

Ruinöser Wettbewerb ist ein Konkurrenzverhalten, welches die beteiligten Unternehmen in wirtschaftliche Schwierigkeiten bis zur Insolvenz bringt. Kennzeichen sind Preisverfall, unterdurchschnittliche Gewinne oder Verluste. In der Wirtschaftswissenschaft diskutiert man dieses Phänomen auch gern als Marktversagen in Form von Ruinöser Konkurrenz.

Ein Grund kann dabei die Penetrationsstrategie sein, also der Versuch die eigene Marktmacht zu vergrößern, indem durch Dumpingpreise die Mitbewerber aus dem Markt gedrängt werden. Hierbei verringert sich der Gewinn des Unternehmens bis hin zum Verlust (negativer Gewinn). Außerdem entsteht eine Preisspirale nach unten, da die Konkurrenzunternehmen reagieren werden.

Aber auch ein verzögerter Anpassungsprozess an eine verringerte Nachfrage kann der Grund sein. Dabei reagieren die Unternehmen bei verringerter Nachfrage mit Senkung von Preisen, um ihren Absatz zu sichern und unternehmensindividuell keine Überkapazitäten entstehen zu lassen.

Aus Sicht eines Unternehmens setzt sich der Verkaufspreis aus variablen Kosten und Fixkosten zusammen. Die Fixkosten fallen unabhängig davon an, ob ein Produkt hergestellt wird oder nicht, wohingegen die variablen Kosten nur anfallen, wenn ein Produkt hergestellt wird. Der Verkaufspreis eines Produktes kann bis knapp über die variablen Kosten sinken, da es für ein Unternehmen vorteilhafter ist, eher einen kleinen als gar keinen Deckungsbeitrag zu den Fixkosten zu erwirtschaften. Da die Fixkosten aber auch dann finanziert werden müssen, wenn die erwirtschafteten Deckungsbeiträge hierzu nicht ausreichen, ist ein Wirtschaften zu einem beliebig geringen Deckungsbeitrag auf Dauer nicht möglich. Die klassische Lösung dieses Problems für das Unternehmen besteht in einer Reduktion der Fixkosten, was regelmäßig mit einem Kapazitätsabbau einhergeht. Hierbei können aber Mengeneffekte verloren gehen, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit des Unternehmens dauerhaft schwächen kann. Alternativ kann ein Unternehmen Verluste vorübergehend akzeptieren, um nach einem Kapazitätsabbau bei den Mitbewerbern wieder zu Preisen verkaufen zu können, die einen ausreichenden Beitrag zur Deckung der Fixkosten liefern. Entscheiden sich so viele Unternehmen in einem Marktsegment für letztere Strategie, dass der Kapazitätsabbau geringer als der Nachfragerückgang bleibt, kann das Überangebot nur durch Ausscheiden eines oder mehrerer Wettbewerber aus dem Markt beseitigt werden. Dies geschieht dann zumeist durch Insolvenz. Alternativ kommen auch ein Herauskaufen von Wettbewerbern aus dem Markt oder eine Kapazitätsanpassung im Rahmen von Fusionen in Betracht.

In den meisten Ländern versucht die Wettbewerbspolitik die marktstrategischen Verhaltensweisen durch Regeln gegen unlauteren Wettbewerb zu begrenzen. Verzögerte Anpassungsprozesse können hingegen nicht grundsätzlich durch staatliche Intervention beseitigt werden.

Literatur

  • Hans-Rudolf Peters: Wirtschaftspolitik. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, 2000, ISBN 9783486255027, Seite 191–192.
  • Michael Fritsch, Thomas Wein, Hans-Jürgen Ewers: Marktversagen und Wirtschaftspolitik. Mikroökonomische Grundlagen staatlichen Handelns. Verlag Vahlen, 2003, ISBN 9783800629435.
  • Lothar Wildmann: Einführung in die Volkswirtschaftslehre, Mikroökonomie und Wettbewerbspolitik. Oldenbourg, 2007, ISBN 9783486581959.

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