Rütliwiese

Rütliwiese
Blick von Seelisberg auf das Rütli
Rütlischwur, gemalt von Johann Heinrich Füssli

Das Rütli (älter: Grütli „kleine Rodung“, daher auch franz. le Grütli) ist eine Bergwiese auf dem Grund der Urner Gemeinde Seelisberg am westlichen Ufer des Urnersees, eines Arms des Vierwaldstättersees. Auf dieser Wiese soll der Legende nach das „ewige Bündnis“ der drei Urkantone Uri, Schwyz und Unterwalden (Ob- und Nidwalden) geschlossen worden sein (Rütlischwur).

Man weiss jedoch nicht, wo, an welchem Tag genau und wie die Vertreter von Uri, Schwyz und Unterwalden den Beistandspakt von 1291 besiegelt haben. Ein Rütli – am Mythen – wird erst 1307 erwähnt. Dort hätten die Urner nachts zu den Schwyzern stossen können, um im Morgengrauen nördlich ins Territorium des Klosters Einsiedeln einzufallen.

Als „Wiege der Schweiz“ hat die etwa fünf Hektar grosse Wiese den Charakter eines nationalen Denkmals, wobei auf Monumentalität verzichtet wird. Auf dem Rütli finden sich statt dessen ein Gasthaus, eine Picknickwiese, der Dreiländerbrunnen und eine kleine Ausstellung zur Geschichte des Ortes. Über eine Anlegestelle lässt sich das Rütli vom Urnersee aus erreichen, dagegen ist der Zugang von Land her sehr zeitraubend und mühsam.

Ermöglicht wurde die Erhaltung des Rütlis in seiner historischen Form durch eine Sammlung der Schweizerischen Gemeinnützigen Gesellschaft (SGG) im Jahr 1859, die damit das Gelände kaufte und der Schweizerischen Eidgenossenschaft als unveräusserliches Nationaleigentum unter dem Vorbehalt der Verwaltung durch die SGG übergab. Der Anstoss für diese Aktion war der Versuch, an dieser Stelle ein Hotel zu bauen.

Damit wurde das Rütli, das alte Symbol für die Gründung der alten Eidgenossenschaft, lediglich 12 Jahre nach dem Sonderbundskrieg zum Symbol des neu entstandenen liberalen Bundesstaates. In der Folge verteilte die SGG 100'000 Rütlistiche an die Schulkinder der Schweiz. Auch der bereits früh entstandenen Legende, dass die Schulkinder für das Rütli gesammelt hätten, wurde nicht entgegen getreten: Diese Legende verstärkte die Identifikation mit dem Rütli und damit mit der (modernen) Schweiz.

In dieser Tradition des nationalen Symbols fand am 25. Juli 1940 hier der Rütlirapport durch General Henri Guisan statt. Seit 1991 beginnt hier der Weg der Schweiz als Wanderweg rund um den Urnersee.

Seit einigen Jahren findet heute unter der Ägide des Kantons Uri am 1. August eine Bundesfeier auf dem Rütli statt. Die Rütlifeier wurde in den letzten Jahren immer häufiger durch Rechtsextreme gestört. Den bisherigen Höhepunkt dieser Störungen bildete hierbei die Feier vom 1. August 2005, an der Bundespräsident Samuel Schmid beschimpft und niedergeschrien wurde. Aufgrund dieser Vorkommnisse fand 2006 die Feier unter einem massiven Polizeiaufgebot statt.

Auch im Jahr 2007 wurde die Rütlifeier wieder durchgeführt. Der Anlass stand aufgrund der Vorkommnisse des Jahres 2006 lange auf der Kippe. Die Diskussion rief ein großes Echo in den Medien hervor, so dass sogar die Herald Tribune [1] und die New York Times [2] hierüber berichteten.

Im Februar 2008 wurde im Kanton Uri eine Volksinitiative eingereicht, welche verlangt, dass keine nationalen Bundesfeiern auf dem Rütli mehr bewilligt werden. Genehmigt werden sollen nur Feiern der Gemeinde Seelisberg, bei denen keine ausserkantonalen Festredner auftreten. Ob die Initiative rechtlich für gültig erklärt werden kann, ist unklar. [3] [4]

Literatur

  • Georg Kreis: Mythos Rütli – Geschichte eines Erinnerungsortes. Orell Füssli, Zürich 2004, 272 S. mit 72 Abb., ISBN 3-280-06042-7

Einzelnachweise

  1. Bericht der International Herald Tribune
  2. Artikel vom 23. Juli 2007 in der New York Times
  3. NZZ-Online vom 15. Februar 2008
  4. Tagesanzeiger-Online vom 15. Februar 2008

Weblinks


46.9688888888898.59277777777787Koordinaten: 46° 58′ 8″ N, 8° 35′ 34″ O; CH1903: (687828 / 202625)


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