S.T. Coleridge

S.T. Coleridge
Samuel Taylor Coleridge, 1795

Samuel Taylor Coleridge [ˈkoʊlərɪdʒ oder ˈkoʊlrɪdʒ] (* 21. Oktober 1772 in Ottery St Mary, Devon; † 25. Juli 1834 in Highgate, London) war ein englischer Dichter der Romantik, Kritiker und Philosoph. Zusammen mit William Wordsworth und Robert Southey gehörte er den so genannten Lake Poets an. Sein bekanntestes Werk ist die Ballade The Rime of the Ancient Mariner (dt. Ballade vom alten Seemann oder Der alte Matrose) - veröffentlicht 1798 in der gemeinsam mit Wordsworth herausgegebenen Sammlung Lyrical Ballads, die nach traditioneller Auffassung die englische Romantik begründete.

Coleridge prägte die Formel von der willentlichen Aussetzung der Ungläubigkeit.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1772–1796

Coleridge wurde in Ottery St Mary als Sohn eines Pfarrers geboren. Nach dem Tod seines Vaters (1781) wurde er nach London, auf das Internat von Christ's Hospital geschickt. Zu seinen Mitschülern dort gehörten Leigh Hunt und Charles Lamb. Coleridge war ein sehr guter Schüler. Um 1791, als er mit Rheumatismus zu kämpfen hatte, begann er die Opiumtinktur Laudanum einzunehmen, was zu seiner späteren Abhängigkeit führen sollte. Laudanum war zu dieser Zeit ein gängiges Medikament und Stärkungsmittel.

1791 ging Coleridge nach Cambridge, wo er am Jesus College studierte. Während des Studiums häufte er Schulden an, weshalb er 1793 von der Universität flog und sich freiwillig zur Armee meldete. Seine Familie ließ ihn jedoch nach Cambridge zurückbringen. Im folgenden Jahr lernte er Robert Southey kennen und man beschloss das idealistische Projekt der "Pantisocracy", das die Gründung einer Kommune in Pennsylvania vorsah, woraus jedoch nichts wurde. 1795 heiratete Southey Edith Fricker und Coleridge ihre Schwester Sara. 1796 erschien sein erstes Buch, der Gedichtband "Poems on Various Subjects"; im September wurde sein Sohn Hartley David geboren.

Illustration von Gustave Doré zu Rime of the Ancient Mariner

1796–1806

Samuel Taylor Coleridge

Im Dezember 1796 zogen die Coleridges nach Nether Stowey in der Grafschaft Somerset. William Wordsworth und seine Schwester Dorothy Wordsworth zogen kurz darauf ins nahegelegene Alfoxden. Die fruchtbare literarische Partnerschaft zwischen Coleridge und Wordsworth, die sich bereits 1795 kennengelernt hatten, wird gemeinhin als Initialzündung für die englische Romantik angesehen. 1798 erschien der gemeinsame Gedichtband Lyrical Ballads, der mit The Rime of the Ancient Mariner (dt.: Der alte Seefahrer) Coleridges wohl berühmtestes Werk beinhaltet. Die Ballade enthält zahlreiche Formulierungen, die im Englischen inzwischen sprichwörtlich geworden sind. Um dieselbe Zeit schrieb Coleridge auch die meisten anderen seiner berühmten Gedichte, darunter die Schauerballade Christabel und das unter Einfluss von Opium niedergeschriebene Fragment Kubla Khan.

1798 fuhr Coleridge zusammen mit den Wordsworths nach Deutschland, wo er sich intensiv mit deutscher Literatur und Philosophie - unter anderem mit August Wilhelm Schlegel, Friedrich Schelling, Immanuel Kant, Gotthold Ephraim Lessing und Friedrich Schiller - auseinandersetzte. Nach seiner Rückkehr übersetzte er einen Teil von Schillers Wallenstein-Trilogie ins Englische und plante zudem, eine Lessing-Biografie zu verfassen. 1800 zogen die Coleridges nach Keswick im Lake District, in die Nähe der Wordsworths. Gesundheitliche sowie Eheprobleme führten dazu, dass sich in dieser Zeit die Opiumsucht Coleridges entwickelte, während seine literarische Produktion stockte. 1804 nahm Coleridge eine Stelle bei der britischen Zivilverwaltung in Malta an, anschließend bereiste er Italien. Nach seiner Rückkehr im August 1806 trennte er sich von seiner Frau, worauf er einige Zeit mit den Wordsworths zusammen wohnte.

1807–1834

1808 hielt Coleridge seine erste Vortragsreihe unter dem Titel On Poetry and the Principles of Taste am Royal Institute in London. Coleridge war nicht nur ein scharfsinniger Theoretiker, sondern auch ein ausgezeichneter Redner. Seine Vorträge zogen viele Zuhörer an; besonders bedeutend sind seine Vorlesungen über Shakespeare. Coleridge wandelte sich nun zum Konservativen und unterstützte in Zeitungsartikeln die politische Linie der Regierung. 1810 kam es zu Konflikten mit Wordsworth und 1813 zu einem körperlichen wie geistigen Zusammenbruch, von dem er sich nur langsam wieder erholte.

Im Jahre 1816 übersiedelte Coleridge nach London in das Haus des Arztes James Gillman, wo er bis zu seinem Tode lebte. 1817 erschien mit der Biographia Literaria eine Mischung aus autobiographischen und literaturtheoretischen Texten, die heute als das wichtigste theoretische Zeugnis der englischen Romantik gilt. In den folgenden Jahren veröffentlichte er vor allem gesellschaftstheoretische und philosophische Texte. Im Laufe der 1820er Jahre versöhnte er sich mit Wordsworth; 1828 reisten die beiden noch einmal nach Deutschland, wo Coleridge Friedrich Schlegel begegnete. Coleridge starb am 25. Juli 1834 in Highgate, nahe London, an Herzversagen.

Werke

  • Poems on Various Subjects, 1796
  • The Watchman (politische Zeitschrift), 1797
  • Lyrical Ballads (mit William Wordsworth), 1798
  • Dejection: An Ode, 1802
  • The Friend, 1809-10
  • Remorse (Tragödie), 1813
  • Christabel; Kubla Khan, a Vision; The Pains of Sleep, 1816
  • Biographia Literaria, 1817
  • Sibylline Leaves (gesammelte Gedichte), 1817
  • Aids to Reflection, 1825
  • Poetical Works, 1828
  • On the Constitution of the Church and State, 1829
  • Table Talk, 1836 (postum)

Literatur

  • Richard Holmes: Coleridge. Early Visions. Viking Penguin, New York 1990, spätere Ausgabe bei HarperCollins, ISBN 0-375-70540-6 (Biografie, 1. Teil)
  • Richard Holmes: Coleridge. Darker Reflections. HarperCollins, London 1997, ISBN 0-375-70838-3 (Biografie, 2. Teil)
  • Norman Fruman: Coleridge, the Damaged Archangel. Allen and Unwin, London, 1971
  • Molly Lefebure: Samuel Taylor Coleridge. A Bondage of Opium. Gollancz, London, 1974, ISBN 0-575-01731-7
  • Antonia S. Byatt: Unruly Times. Wordsworth and Coleridge in their Time. Hogarth, London 1989, ISBN 0-7012-0857-0
  • Hans Werner Breunig: Verstand und Einbildungskraft in der englischen Romantik. S. T. Coleridge als Kulminationspunkt seiner Zeit. Lit, Münster u. a. 2002, ISBN 3-8258-6244-5
  • Charles Ngiewih Teke: Towards a poetics of becoming. Samuel Taylor Coleridge’s and John Keats’s aesthetics between idealism and deconstruction. Dissertation, Universität Regensburg 2004 (Volltext)
  • Wilfried Steiner: Der Weg nach Xanadu. Roman. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2005, ISBN 3-518-45709-8

Weblinks


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