SASPF

SASPF

Standard-Anwendungs-Software-Produkt-Familien (SASPF) ist ein Projekt der Bundeswehr zur Einführung betriebswirtschaftlicher Standardsoftware, insbesondere der Softwarelösungen der SAP AG (SAP R/3 bzw. mySAP ERP, Business Information Warehouse und weiterer Lösungen auf Basis des SAP NetWeaver), sowie komplementärer Produkte zur Abdeckung spezieller Anforderungen, beispielsweise in der graphischen Unterstützung (GIS, CAD, CAFM) oder im Rahmen des E-Procurements.

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Die Ziele des Projektes sind – vor dem Hintergrund der Haushaltsmittelsituation der öffentlichen Hand im Allgemeinen und der Bundeswehr im Speziellen – geprägt durch die betriebswirtschaftliche Ausrichtung des „Unternehmens Bundeswehr“ mittels Optimierung der Geschäftsprozesse bei gleichzeitiger Kostensenkung sowie die Erneuerung der IT-Landschaft der Bundeswehr mit ihren Insellösungen, Medienbrüchen und der redundanten Datenhaltung, was ebenfalls zu einer deutlichen Kostensenkung führen soll. Dieses Projekt steht daher in engem Zusammenhang mit dem IT-Projekt Herkules der Bundeswehr.

Die Hauptprozesse des Prozessmodells der Bundeswehr, in denen SASPF eingesetzt werden soll, sind:

  • Bundeswehrplanung
  • Controlling
  • Gesundheitsversorgung
  • Individualausbildung
  • Infrastruktur/Umweltschutz
  • Organisation
  • Personalwesen
  • Rechnungswesen
  • Rüstung/Logistik

Projektstruktur

Das Projekt gliedert sich in die Bereiche

  • PZO (Prozessorganisationen), die die Prozesse mit Hilfe des ARIS Toolsets modellieren
  • RealOrg (Realisierungsorganisation), die die modellierten Prozesse im SAP System technisch umsetzt
  • EFO (Einführungsorganisationen), die die in der Software realisierten Prozesse in den betroffenen Truppenteilen und Dienststellen einführt
  • Produktmanagement, welches die Nutzung der Anwendungen steuert
  • Projektlenkungsausschuss (PLA) im Verteidigungsministerium BMVg, der das Projekt steuert.
  • Die Firma BWI Informationstechnik GmbH, die den flächendeckenden Rollout durchführt

Mit dem Teilprojekt SDP (Strategic Development Project) ist die Bundeswehr mit der Firma SAP eine strategische Partnerschaft eingegangen mit dem Ziel, streitkräftespezifische Belange in eine spezielle Branchenlösung (Defense & Security) innerhalb der SAP-Standardsoftware einzubringen.

Beteiligte Firmen

Neben der BWI Informationstechnik und der SAP AG sind u. a. dem Projekt SASPF vertraglich eingebunden:

Einsatz und Kosten

Nach Angaben der Bundesregierung vom 9. Januar 2009 arbeiten bereits rund 22.700 Bundeswehrangehörige mit SASPF, davon rund 15.000 im Bereich des Personalwirtschaftssystems. In 2009 ist die Zahl der Nutzer im Bereich der Rüstung und Logistik von 2.700 auf über 10 000 angewachsen. Die Ausgaben für das integrierte System wurden bis Ende Dezember 2008 mit 928 Millionen Euro angegeben. Im Bundeshaushalt sind ab 2009 weitere 609 Millionen Euro eingeplant.[1] Insgesamt verfügt das Gesamtprojekt bis 2016 über ein Budget von 2,142 Mrd. Euro. 2009 erfolgte die Einführung von SASPF in den ersten Großverband im Heer.[2] 2010 wurde der zweite Großverband mit der logisitischen SASPF ausgestattet. Seit Januar 2011 (KFOR) und März 2011 (Afghanistan) wird SASPF auch im Auslandseinsatz eingesetzt.

Bisher bei der Bundeswehr durch SASPF abgelöste Systeme sind z.B.:

  • Personalführungs- und Informationssystem (PERFIS)
  • Stellenbörse || Organisations und Stellenplan (OSTAN)
  • Haushaltsüberwachung zivil (HUEZ) || Planstellenüberwachung Soldat (PUES)
  • Integriertes Logistisches Informations-Management-System (ILIMS) || Dienstposten Informationsverfahren (DivBw)
  • Materialverfolgung Einsatz (MatVEins) || Gefahrartikel Datenbank Bundeswehr (GefADa)
  • Technisch-Logistische Unterstützung – Anteil Betriebsmittelwirtschaft (TLU) || Unterbringungsfachinformationssystem I (UFIS I)
  • ELBRACHT (Warenwirtschaft)
Haushaltsinformationssystem (HIS) DV-Unterstützung für Unteroffiziere und Mannschaften (DUMU)

Vor der unmittelbaren Ablösung stehen die Systeme:

  • Datenverarbeitungsunterstützung für verbrauchende Truppenteile (DVU-VTT)
  • Materialkontrollzentrum Truppe (MKZ-Tr/InstEinh)
  • Schwachstellen Auswerteverfahren (SERAV-N)
  • Projektgerätestrukturdatei (PGS)
  • Datenauswerte- und Informationstool (DAWIT)
  • Zentrale Truppenbestandsübersicht (ZTBÜ)
  • Betriebsmeldeverfahren FlaRak-Verbände / Radarführungs-Verbände (BMF/BMRII)

Kritik

Eine gewisse öffentliche Aufmerksamkeit erregte im Jahre 2003 der Fall des Bundeswehr-Majors Florian Pfaff, der seine Mitarbeit im Projekt SASPF als indirekte Unterstützung des Irak-Krieges ansah und daher seine Mitarbeit aus Gewissensgründen verweigerte.

Literatur

  • Claudia Negrini: Digitaler Durchblick. In: Y. - Magazin der Bundeswehr. Ausgabe März 2006, S. 74ff

Quellen

  1. http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/115/1611574.pdf
  2. http://www.deutschesheer.de/portal/a/1div/aktuel/nachrichten/jahr2010/februar2010

Weblinks


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