Sag mir, wo die Blumen sind

Sag mir, wo die Blumen sind

Sag mir, wo die Blumen sind, im englischen Original Where Have All the Flowers Gone, ist eines der bekanntesten Antikriegslieder. Das Stück wurde 1955 vom US-amerikanischen Songwriter Pete Seeger geschrieben.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Das Lied entstand im Oktober 1955, als Pete Seeger in einem Flugzeug unterwegs nach Ohio war. Er gibt an, die Grundidee einem ukrainischen Volkslied entlehnt zu haben, von dem er drei Verse als Zitat in dem Roman Der stille Don von Michail Scholochow entdeckt hatte:

А где ж гуси?
В камыш ушли.
А где ж камыш?
Девки выжали.
А где ж девки?
Девки замуж ушли.
А где ж казаки?
На войну пошли …

Und wo sind die Gänse?
Sie liefen ins Schilf.
Und wo ist das Schilf hin?
Von Mädchen gemäht.
Und wo sind die Mädchen?
Verheiratet längst!
Und wo die Kosaken?
Sind fort in den Krieg!

Where are the geese?
They ran into the reeds.
Where have the reeds gone?
Gathered by the girls
Where are the girls?
They've all taken husbands.
Where are the men?
They have gone off to war.

Ähnlichkeiten mit dem ursprünglich litauischen Volkslied Zogen einst fünf wilde Schwäne – dessen deutschen Text Karl Plenzat 1917 verfasste – sind auffällig, auch hier wird die Botschaft über die Assoziationskette „Natur“ – „Brautkranz“ – „Mann im Krieg“ transportiert. Die Frage „Wo sind sie?“ als Stilmittel zur Verdeutlichung von Vergänglichkeit hat eine lange literarische Tradition, etwa im Ubi sunt-Motiv der mittelalterlichen Dichtung.

Die Grundidee zur Melodie entstammt laut Seeger dem amerikanischen Folksong Drill Ye Tarriers Drill, der 1888 von Thomas F. Casey verfasst wurde.

Der Text hat die Form eines Kettenliedes: Jede Strophe beginnt mit dem Schlussgedanken der vorangehenden Strophe. Der Endgedanke der letzten Strophe führt zum Anfangsgedanken der ersten Strophe zurück. Diese Form veranschaulicht einen in sich schlüssigen Gedankenkreis, in diesem Lied die anscheinend ewige Wiederkehr von Krieg zu Krieg. In jeder Strophe fragt der Kehrreim, wann endlich die Menschheit aus den Fehlern früherer Generationen lernen werde.

Im Mai 1960 schrieb Joe Hickerson in Bloomington (Indiana) drei weitere Strophen. Ende 1960 in New York begannen Peter, Paul and Mary, diese Fassung mit sechs Strophen zu singen. Bekannt wurde diese Fassung Ende 1961 durch eine Aufnahme des Kingston Trio. Die Musikgruppe spielte das Lied zunächst ohne Autorenangabe ein, weil sie es irrtümlich für ein Volkslied gehalten hatte. Ein Telefonanruf von Pete Seeger klärte das Missverständnis auf. Im April 1962 wurde die Seeger/Hickerson-Fassung von Peter, Paul and Mary aufgenommen.

Zu den bekanntesten Interpreten des Liedes gehört Joan Baez.

Deutscher Text

Der deutsche Text stammt von dem Liedtexter Max Colpet. Als Vorlage diente ihm neben Seegers/Hickersons Originaltext das Gedicht Nach einem alten Lied (Sagt wo sind die Veilchen hin) von Johann Georg Jacobi aus dem Jahr 1782. Die deutsche Version wurde erstmals 1962 von Marlene Dietrich aufgeführt, die das Lied auch auf Englisch und Französisch sang und maßgeblich zum Welterfolg des Titels beitrug.

Weitere bekannte Interpreten waren unter anderem Lolita, Hildegard Knef, Nana Mouskouri, Juliane Werding, Udo Lindenberg, Hannes Wader und die Rockband City. Auch Joan Baez hat das Lied auf Deutsch gesungen. Pete Seeger erwähnte in einem Interview anerkennend, dass der deutsche Text beeindruckender klinge als sein Originaltext und sich auch besser singen lasse.[1]

Liedtext

(Auszug, 1. Strophe)

Sag mir, wo die Blumen sind.
Wo sind sie geblieben?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Was ist geschehn?
Sag mir, wo die Blumen sind.
Mädchen pflückten sie geschwind.
Wann wird man je verstehn?
Wann wird man je verstehn?

Where have all the flowers gone
Long time passing?
Where have all the flowers gone
Long time ago?
Where have all the flowers gone
Young girls picked them everyone.
When will they ever learn?
When will they ever learn?

Sonstiges

Weblinks

Anmerkungen

  1. Mit einem Teelöffel kannst du helfen. In: Neues Deutschland. 27. Juni 2005 (online).

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