- Udo Lindenberg
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Udo Lindenberg (* 17. Mai 1946 in Gronau (Westf.); vollständiger Name Udo Gerhard Lindenberg) ist ein deutscher Rockmusiker, Schriftsteller und Kunstmaler.
Inhaltsverzeichnis
Jugend
Am 17. Mai 1946 wurde Udo Gerhard als Sohn von Hermine und Gustav Lindenberg in Gronau (Westfalen) geboren. Er hat drei Geschwister: den älteren Bruder Erich Lindenberg (1938–2006), der Kunstmaler wurde, sowie zwei jüngere Schwestern.
Bereits in seiner Kindheit manifestierte sich bei Lindenberg ein ausgeprägtes Rhythmusgefühl, und er nahm jede Gelegenheit wahr, zu trommeln, wobei sein erstes Schlagzeug lediglich aus Benzinfässern bestand. Im Alter von 15 Jahren begann er eine Ausbildung zum Kellner im Hotel Breidenbacher Hof in Düsseldorf, wo er in Altstadtkneipen als Schlagzeuger spielte. In einem Interview schilderte er seinen ursprünglichen Traum, als Kellner auf den Kreuzfahrtschiffen dieser Welt anzuheuern, den er dann später verwarf. (Zitat: „Mein Traum waren immer die dicken Pötte.“)[1] Die nachfolgenden „Wanderjahre“ führten ihn über Norddeutschland (unter anderem bei Gunter Hampel) Frankreich und Tripolis nach Münster auf die dortige Musik-Akademie. 1968 kam er nach Hamburg und beschloss, Mitglied in einer Folkloregruppe zu werden. 1969 wurde Udo Lindenberg Schlagzeuger bei den City Preachers, der ersten Folk-Rock-Band Deutschlands.
Karriere
1970er Jahre
1969 gründete Lindenberg seine erste Band Free Orbit (mit Peter Herbolzheimer), deren erste LP im Oktober 1970 erschien (Lindenberg: Schlagzeug, zum Teil Gesang). Außerdem war er zu dieser Zeit als Studio- und Gastmusiker (u. a. bei Michael Naura, Knut Kiesewetter) gefragt. Seine Qualitäten als Schlagzeuger ermöglichten Lindenberg 1970 in München eine Zusammenarbeit mit dem Jazz-Saxophonisten Klaus Doldinger. Auf dem Debütalbum der von ihm gegründeten Formation Passport spielt Lindenberg 1971 Schlagzeug. Auch bei der von Doldinger komponierten Titelmusik der ARD-Fernsehserie Tatort ist Lindenberg in der bis 1978 abgespielten Version als Schlagzeuger zu hören. Die erste LP der Jazzrockformation Emergency war 1971 kein besonderer kommerzieller Erfolg.
Die LP Lindenberg (ebenfalls 1971 und noch englisch gesungen, aber schon mit Steffi Stephan am Bass) floppte ebenfalls. Im Jahr darauf erschien die erste LP auf Deutsch: Daumen im Wind (produziert von Udo Lindenberg und Thomas Kukuck, die auch die nächsten fünf Alben zusammen produzierten), von der gerade mal 7.000 Stück verkauft werden konnten; die daraus ausgekoppelte Single Hoch im Norden wurde jedoch besonders in Norddeutschland ein Hit im Radio. 1973 brachte das nach der Andrea Doria benannte Album Andrea Doria mit den Ohrwürmern Alles klar auf der Andrea Doria und Cello den kommerziellen Durchbruch, es verkaufte sich über 100.000 mal, und Lindenberg bekam recht schnell den ersten Millionenvertrag eines deutschsprachigen Rockmusikers. Im Einerlei der deutschen (insbesondere der deutschsprachigen) Musik zu Beginn der 1970er Jahre nahm Lindenberg eine Sonderstellung ein: Zwischen international ausgerichtetem Krautrock und Schlagern fand er eine Nische. Rock auf Deutsch hatten vorher zwar auch schon Bands wie Ihre Kinder aus Nürnberg oder Ton Steine Scherben mit ihrem Sänger Rio Reiser gemacht, doch die waren zu dieser Zeit vorwiegend politisch und sprachen eher ein Nischenpublikum an.
Lindenbergs schnoddrige Art, alltägliche Geschichten zu erzählen (Bei Onkel Pö…) und sein nuanciertes Sprachgefühl waren dagegen bis dato ungehört. In der Folge profitierten zahlreiche Musiker von Lindenbergs Pionierarbeit. So bekamen zum Beispiel Stefan Waggershausen und Marius Müller-Westernhagen ihre ersten Plattenverträge. Über die Urheberschaft der Sprüche Lindenbergs gab es später eine außergerichtliche Einigung mit dem langjährigen Saxophonisten Olaf Kübler. Lindenberg ging 1973 erstmals mit seinem Panikorchester auf Tournee. Es folgten zahlreiche weitere Platten und Tourneen. Lindenberg erfand in diesen Jahren viele seiner Kunst- und Kultfiguren wie Rudi Ratlos, Elli Pyrelli und Bodo Ballermann.
1975 erschien Lindenbergs erstes Buch Albert Alptraum bis Votan Wahnwitz. Auf dem Album Ball Pompös gelang es Lindenberg, in seinen Liedtexten mit Wortwitz zeitgeistige Gesellschaftserscheinungen pointiert auf den Punkt zu bringen. Ein Beispiel hierfür das Lied Leider nur ein Vakuum, das bestimmte Verhaltensweisen der Jugendkultur satirisch beleuchtet. Riskante Spiele thematisiert Alkoholismus, ohne den Zeigefinger zu erheben. Auch im Nachfolgealbum Votan Wahnwitz wechseln die Liedtexte zwischen Ernst und Witz und werden durch einfallsreiche musikalische Strukturen überhöht. Beispiele hierfür sind die Lieder Der Malocher und Elli Pyrelli.
Das Jahr 1976 wurde für Udo Lindenberg zu einem seiner produktivsten. Neben der LP Galaxo Gang erschien unter dem Pseudonym Das Waldemar Wunderbar Syndicat I make you feel good, eine erste Best of Panik Udo und die erste in einer Reihe von fremdsprachigen Veröffentlichungen: No Panic, auf der Lindenberg seine Lieder auf Englisch intoniert. Im gleichen Jahr (und auf einer weiteren LP: Sister King Kong) artikulierte Lindenberg in dem Lied Rock ’n’ Roll Arena in Jena zum ersten Mal die Forderung nach einer „Panik-Tournee“ durch die DDR. 1976 „entdeckte“ Lindenberg auch Ulla Meinecke und produzierte ihre ersten beiden Alben. Sie war dafür als Gast und Songschreiberin auf der 1977-er LP Panische Nächte und der 1978 erschienenen Dröhnland Symphonie zu hören. Auf Lindenbergs Rock Revue (1978) „deutschte“ Lindenberg zusammen mit Horst Königstein Klassiker des Rock’n’Roll (von Little Richard über die Beatles bis zu den Rolling Stones) ein, und ging danach auf große Tournee. Auch der Nr.-1-Hit We Gotta Get out of This Place wurde in einer deutschen Textversion veröffentlicht.
Die folgende „Dröhnland-Symphonie“-Tour wurde von Peter Zadek als Show mit großer Bühne, Multimedia und einer Vielzahl an kostümierten Statisten inszeniert. Als Ergebnis entstand Lindenbergs erstes Livealbum Livehaftig. 1979 erschien mit Der Detektiv die zweite Rock-Revue, auf der weitere deutsche Coverversionen internationaler Hits wie Candle in the Wind von Elton John, Born to Be Wild von Steppenwolf, My Little Town und As Time Goes By (aus dem Film Casablanca) zu finden sind.
Udo Lindenberg bewohnte in Hamburg-Winterhude die „Villa Kunterbunt“ im Rondeel 29, in der er zeitweise auch mit Otto Waalkes und Marius Müller-Westernhagen in einer WG lebte.[2][3] Lindenbergs Alliterationen inspirierten Waalkes zu Figuren wie Harry Hirsch, Susi Sorglos und anderen.[4]
1980er Jahre
1980 produzierte Lindenberg den Film Panische Zeiten, in dem er neben Karl Dall, Hark Bohm und Eddie Constantine als Schauspieler in einer Doppelrolle (als Detektiv Coolman und er selbst) auftritt. Die gleichnamige Platte erschien im selben Jahr und auf der Tour gastierte Helen Schneider. 1981 erschien neben der Single Wozu sind Kriege da?, einem Duett mit Pascal Kravetz, dem 10-jährigen Sohn des Panikorchester-Pianisten, ein weiteres Buch Rock und Rebellion – ein panisches Panorama. Die LP Udopia wurde aufwendig und vielseitig zwischen hartem Rock und Chanson in Nassau und New York produziert.
Nach der ausgedehnten Tour mit Inga Rumpfs Reality erschien Anfang 1982 das Doppel-Livealbum Intensivstationen mit Mitschnitten der 1980er und 1981er Touren. Das letzte Album 1982 für seine langjährige Plattenfirma Teldec ist auch gleichzeitig das ungewöhnlichste. Keule wird auch als Lindenbergs Punkalbum betitelt. Neben minimalistischen Arrangements (Körper), brachialem Rock (Gesetz) und Texten voll beißender Gesellschaftskritik fällt vor allem das Cover mit Lindenberg als haarigem Neandertaler aus dem Rahmen. 1983 übernahm Lindenberg neben Renan Demirkan und unter der Regie von Adolf Winkelmann eine Rolle im Film Super.
1983 wurde das Lied Sonderzug nach Pankow aus der LP Odyssee, eine Adaption von Harry Warrens Chattanooga Choo Choo, sein bis dahin größter kommerzieller Erfolg und löste eine Diskussion in der Regierung der DDR aus, da Lindenberg deutlich den Wunsch äußert, in der DDR auftreten zu dürfen („All die ganzen Schlageraffen dürfen da singen…“). Im Oktober durfte er dann im Palast der Republik in Ost-Berlin auftreten und feierte danach im Westen sein zehnjähriges Bühnenjubiläum auf der ausverkauften Berliner Waldbühne. Die Tournee 1984 durch die DDR wurde allerdings trotz bereits geschriebener Hymne (Hallo DDR! auf der 1984er LP Götterhämmerung) von der dortigen Regierung abgesagt.[5] Ähnlich ging es im gleichen Jahr der Gruppe BAP.
Götterhämmerung überraschte ebenso wie der Vorgänger Odyssee durch neue Sounds. Disko-Funk (Commander Superfinger) verbindet sich dort mit schnoddrigen Texten mit hohem Aktualitätsbezug. Sie brauchen keinen Führer bezieht deutlich Stellung zum Thema Neonazis. 1985 konnte Lindenberg nach ausgedehnter Sündenknall-Tournee (LP im Frühjahr mit einem Cover von Ich brech’ die Herzen der stolzesten Frau’n) in Moskau auftreten. Bei diesem Konzert sang er das Stück Wozu sind Kriege da im Duett mit der bekannten russischen Sängerin Alla Pugatschowa. Interessanterweise änderte sie in ihrer Strophe die Textzeile „Und ich fürchte mich in diesem Atomraketenwald“ ab in „Ich fürchte mich in diesem Wald aus westlichen Raketen“ (Ja bojus v ljesu iz zapadnich raket). Dies ist zu hören auf der LP Radio Eriwahn, deren A-Seite neue Studiotracks (Moskau) und die B-Seite Livemitschnitte aus den Moskauer Konzerten enthält.
1986 starb Gabi Blitz, die Wegbegleiterin und Privat-Sekretärin Lindenbergs und des Panikorchesters, an einer Überdosis Drogen. Lindenberg widmete ihr die Ballade Horizont („Ein Paar wie Blitz und Donner…“) und landet damit einen weiteren großen Hit. Das dazugehörige Album Phönix ist weitgehend elektronisch dominiert und enthält (unter der Regie von Horst Königstein) vor allem Vertonungen von Texten von Bertolt Brecht und Lieder von Friedrich Holländer in modernen Versionen. Die Nachfolge von Gabi Blitz übernahm 1987 Tom DeLuxe als Lindenbergs Tourneesekretär. Später übernahm dann Arno Köster den Job als Privatsekretär.
1987 schenkte Lindenberg Erich Honecker bei dessen erstem Besuch in der Bundesrepublik Deutschland in Wuppertal neben einer Lederjacke eine Gitarre mit der Aufschrift „Gitarren statt Knarren“ und erhielt im Gegenzug eine Martinstrompete. Diese kam auf der Hymne auf den „Generalsekretär“ vom Album Feuerland zum Einsatz. Die E-Gitarre gilt heute als verschollen. Für seine erste Tournee durch die DDR musste Lindenberg dennoch bis nach dem Mauerfall warten. Im Juni 1988 trat er zusammen mit zahlreichen Musikern, zum Beispiel Michael Jackson, Pink Floyd und Nina Hagen, beim Rockkonzert vor dem Reichstag in West-Berlin auf.
1988 widmete Lindenberg seiner Mutter Hermine die gleichnamige Platte, auf der er als Chansonnier Lieder von 1929 bis 1988 intonierte. Auf dieser Platte findet sich auch die letzte Tonaufnahme von Marlene Dietrich; aufgenommen 1987 in ihrer Pariser Wohnung, die sie seit Jahren nicht mehr verlassen hatte, wurden die Bänder zu Lindenberg gebracht, der in einem nahen Café wartete. Auf Hermine finden sich neben Eigenkompositionen wiederum Lieder von Friedrich Holländer, Theo Mackeben und Texte von Erich Kästner. Lindenberg setzte diese Tradition später mit der LP Gustav (seinem Vater gewidmet), dem Belcanto-Album und seiner Atlantic-Affairs-Revue fort. Auf der folgenden Feuerland-Revue 1988 prallen die Chansons und der harte Rock des Panikorchesters aufeinander. Man ging danach erstmal getrennte Wege.
Das folgende Album CasaNova wurde komplett in London eingespielt und verzichtet größtenteils auf Rock zugunsten von Balladen und Schlüpfrigem (Klavierlehrerin, Dirty Old Man). 1989 stellte Udo Lindenberg mit El Panico seine erste Autobiografie vor. Kieran und Lukas Hilbert aus Tostedt, als Gäste bereits 1988 mit auf Tour, traten dem Panikorchester bei. Die Brüder übernahmen mit Trommler Jean Autret und Hendrik Schaper für mehrere Jahre die musikalische Begleitung Lindenbergs. Sie (ko-)produzieren zum Beispiel das Album Bunte Republik Deutschland, das pünktlich zum Mauerfall und nach einem überstandenen Herzinfarkt im November 1989 erschien.
1990er Jahre
Im Januar 1990 ging das neue Panikorchester zum ersten Mal auf Tournee im Osten Deutschlands. Als Ergebnis wurde Live in Leipzig auf LP und Video gebannt. Für das Album Ich will dich haben (1991) (mit Kompositionen von Annette Humpe und Inga Humpe) erhielt Lindenberg abermals eine goldene Schallplatte. Lukas Hilbert wurde eine Zeit lang sein musikalischer Direktor, dessen Vater Erwin Hilbert sein enger Wegbegleiter und Sekretär. Lindenberg produzierte Hilberts erstes Soloalbum. Es folgte weiter in schnellem Rhythmus Album auf Album. Der große Erfolg blieb aus. Erste Videos liefen auf VIVA. Herauszuheben sind:
- Und ewig rauscht die Linde (1996), das rau und rockig und – im Gegensatz zu den Vorgängeralben − „dancefloorfrei“ produziert wurde von Franz Plasa (Echt/Selig) und die Wiedervereinigung des „alten“ Panikorchesters auf der folgenden Tour zur Folge hatte.
- Belcanto, auf dem Lindenberg alte Hits und neue Lieder und das Deutsche Filmorchester Babelsberg im Chanson-Stil der 1920er und 1930er Jahre zueinander bringt.
- You can’t run away, einer neuen Version des Lindenberg-Songs No Future, zusammen mit Freundeskreis und produziert von 3P
Am 25. Januar 1992 fertigte er im Rahmen des Rockmarathons zur Rettung von Jugendradio DT64 einen „Sonderzug nach Pankow“ der von Fans aus Sachsen zur Fahrt von Leipzig nach Berlin gemietet war, ab.
Neben seinen musikalischen Tätigkeiten trat Lindenberg auch zunehmend als Maler in Erscheinung. 1996 hatte er seine erste Ausstellung, viele weitere folgten. Im Dezember 2003 stellte er – organisiert von Erwin Hilbert – seinen Bilderzyklus „DIE 10 GEBOTE“ in der Hamburger St.-Jacobi-Kirche aus. Nach der am 29. April 2005 eröffneten Ausstellung im Haus der Geschichte in Bonn folgten in Zusammenarbeit mit der Galerie Walentowski Ausstellungen seiner Werke in Werl (Eröffnung 6. November 2005) und Dresden (18. Februar 2006). Als Vernissage der Walentowski-Galerie „Udo Lindenberg & more“ in der neuen Europa Passage, Hamburg, begann diese mit einer exklusiven Udo-Lindenberg-Ausstellung. Zudem erschienen Bildbände über Lindenbergs Werke. Arbeiten des „Strichers aus St. Pauli“, wie er sich ab und zu selbst bezeichnet, befinden sich im Kanzleramt und im Haus der Geschichte. Seine „Likörelle“ – Malereien, eingefärbt mit alkoholischen Getränken – sind ebenso skurril wie der Ejakulator, wo mithilfe eines Schlagzeugs die Leinwand vollgespritzt wird.2000 bis heute
Musikalisch machte Lindenberg 2002 mit seiner Revue Atlantic Affairs wieder auf sich aufmerksam. Er interpretierte Lieder von deutschen Exilanten aus den 20er, 30er und 40er Jahren. Auf dem Album gastierte neben Yvonne Catterfeld und den Prinzen auch Helge Schneider mit einem Saxofonsolo. Der dazugehörige Film (mit Horst Buchholz) lief in der ARD und die Show (mit Otto Sander und Ben Becker) führte die Band für zwei Konzerte bis nach China. Das Album Panikpräsident aus dem Jahr 2003 enthielt Neuaufnahmen alter Songs, eingespielt vom Panikorchester in aktueller Besetzung, und dabei Duette mit Peter Maffay und Nena (auf Horizont). 2004 ging Udo Lindenberg mit dem Album im Gepäck und, aus Anlass seines 30-jährigen Bühnenjubiläums zusammen mit Nina Hagen, Peter Maffay und Eric Burdon, der bereits 1978/79 als Gast dabei war, unter anderem unter dem Motto „Aufmarsch der Giganten“ auf Tournee. Die Konzert-Reise, die bspw. auch am Tag der Deutschen Einheit in Magdeburg Station machte, folgte seinem musikalischen Werdegang chronologisch und wurde auf DVD verewigt. 2004 erschien ebenfalls die Autobiografie, in der unter anderem enthüllt wird, warum Lindenberg seit Anfang der 80er seinen Hut als Markenzeichen trägt und kultiviert, und dass Nena eine seiner zahlreichen Lieben war (was in seiner ersten Biografie El Panico nicht zu erfahren war).
Das Buch wurde als Hörbuch vertont von Ben Becker. RTL (Absolut) widmete Lindenberg eine eigene Show, in der er unter anderem mit Yvonne Catterfeld auf der Bühne steht. Zum 60. Geburtstag im Jahr 2006 und nach dem Erscheinen weiterer Best-Ofs (Damenwahl mit einer Auswahl zum Teil unveröffentlichter Duette mit Kolleginnen) erhielt er Ende des Jahres die Eins Live Krone für sein Lebenswerk und duettierte sich mit Silbermond, Max Herre und Jan Delay. Letzteren unterstützte Lindenberg auf seinem Album Mercedes Dance im Lied Im Arsch, das ihm auf den Leib geschrieben ist und dem „alten“ Lindenberg näher kommt als vieles andere der letzten Jahre (Pimmelkopp, Angela, das merkel ich mir). Im dazugehörigen Video durfte Lindenberg den Paten geben und an eine Zeit erinnern, in der der Mann mit Hut noch nicht die gerne genommene Zielscheibe für Kabarettisten war.
2006 wurde Lindenberg damit beauftragt, die Künstler-Ausgabe der Jubiläums-Edition von „Meyers Großem Taschenlexikon“ zu gestalten und den Einband aller 24 Bände (zuzüglich einem Band mit der Lexikon-DVD) zu illustrieren. Jeder einzelne Band zeigt ein anderes Motiv auf dem Buchumschlag, zudem ergeben alle Buchrücken zusammen ein Gesamtkunstwerk. Udo Lindenberg über diese Arbeit: „Die Menschenfamilie ist ein Panoptikum bunter und skurriler Zeitgenossen. Farbenfroh, detailreich und voller neuer Perspektiven.“[6]
2007 spielte Lindenberg in dem Musikvideo Vom selben Stern von Ich + Ich mit.
Das Album Stark wie Zwei erschien am 28. März 2008 bei Warner Music / Starwatch Music. Es war das erste reguläre Studioalbum von Lindenberg seit dem Jahr 2000. Als erste Single-Auskopplung wurde der Titel Wenn Du durchhängst am 22. März vorab veröffentlicht. Auf dem Album arbeitet Lindenberg unter anderem mit den Künstlern Annette Humpe, Jan Delay, Silbermond, Till Brönner und Helge Schneider zusammen. Produzent ist Andreas Herbig. Sowohl die Fans als auch Kritiker zeigten sich begeistert. Das Album stieg direkt nach Erscheinen auf Platz 1 der Media-Control-Charts ein und wurde das erste Album von Udo Lindenberg, das diese Position erreichte. Auch Lindenberg selbst zeigte sich immer wieder in Interviews sehr überrascht über das herausragende Echo auf sein Album.[7] Insgesamt erreichte das Album Doppelplatin und es wurden bisher rund 630.000 Alben verkauft.
Briefmarken der Deutschen Post, 2010 Seit 2009 vermarktet die Schwarzwälder Brennerei Weisenbach in Abstimmung mit Udo Lindenberg verschiedene Edelliköre als „Leckerelle“ in einer schlanken, schwarzen Flasche mit Likörellen als Etiketten und einem schwarzen Hut als Verschlussaufsatz.[8] Vom Verkaufserlös gehen zwei Euro je Flasche an die Udo-Lindenberg-Stiftung. Am 1. Juli 2010 gab das Bundesministerium der Finanzen zwei von Udo Lindenberg gestaltete Sondermarken heraus: die im Rahmen der Serie „Aktuelles“ erscheinenden Motive zu 45 und 55 Eurocent „Andrea Doria“ und „Sonderzug nach Pankow“. Auf beiden Marken hat Lindenberg auch sich selbst karikaturistisch dargestellt. Das Honorar für die Gestaltung spendet Lindenberg für die Udo-Lindenberg-Stiftung.[9] Angelehnt an die Gestaltung der Sondermarken vermarktet die Deutsche Post als sogenannte Premium Kartonage zwei Packsets der Größen S („Sonderzug nach Pankow“) und M („Andrea Doria“), die Lindenbergs Lebensgefährtin Tine Acke grafisch mitgestaltete.[10]
Am 13. Januar 2011 hatte das Musical Hinterm Horizont mit Liedern Lindenbergs in Berlin im Theater am Potsdamer Platz Premiere.[11] Der Handlung liegt die Liebesgeschichte zwischen ihm und dem besungenen „Mädchen aus Ostberlin“ zugrunde.
Am 3. Juni 2011 absolvierte Udo Lindenberg zudem im Hamburger Kampnagel ein über dreistündiges MTV-unplugged-Konzert. Das entsprechende Album „Udo Lindenberg unplugged - Live aus dem Hotel Atlantic“ wurde bereits nach zwei Wochen mit Platin ausgezeichnet für 200.000 verkaufte CDs. [4]
In der Wetten, dass..?-Sendung vom 5. November 2011 trat er zusammen mit Clueso, Otto Walkes, Hape Kerkeling sowie einigen anderen Prominenten auf und sang eine umgeschriebene Version des Songs Mein Ding zu Ehren von Thomas Gottschalk.[12]
Liedtexte
Lindenbergs Texte umfassen ein breites Spektrum. Die Lieder handeln sowohl von gesellschaftlichen als auch privaten und zwischenmenschlichen Themen. Dabei bedient er sich einer metaphernreichen Sprache und versteht es, Geschichten mit treffenden Worten zu erzählen. Der Autor Benjamin von Stuckrad-Barre bezeichnete Lindenberg als größten deutschen Nachkriegslyriker und initiierte seine Platte, auf der Prominente wie Bryan Adams und Elke Heidenreich Lindenberg-Texte vorlesen (Poesiealbum, 2004).
Wolfgang Müller von der Artpunkband Die Tödliche Doris sagte: „Lindenbergs erste beiden Platten gehören zum Besten, das je in der deutschen Sprache getextet wurde.“[13] Rio Reiser äußerte sich hingegen wie folgt: „Was ich von Anfang an nie mochte, war diese sogenannte Szenensprache, die teilweise sowas von blöde ist, die auch kein Mensch spricht – Gott sei Dank. Das soll irgendwie proletarisch sein, so locker – mein Gott, strengt der Mensch sich an, locker zu sein.“[14]
Lindenberg setzt sich seit Ende der 1960er Jahre mit den politischen Themen seiner Zeit auseinander. Viele seiner Lieder, wie Wozu sind Kriege da, sind Ausdruck seiner pazifistischen Weltsicht. Er bezog zu Beginn der 1980er Jahre Stellung gegen die Stationierung von Pershing-II-Mittelstreckenatomraketen in der Bundesrepublik sowie SS-20-Raketen in der DDR und äußerte sich dementsprechend sowohl bei dem Konzert Rock für den Frieden in der DDR als auch bei Auftritten auf Friedensdemonstrationen in West-Deutschland.
Er kritisiert die Umweltzerstörung im Stück Grande Finale sowie soziale Missstände und wirtschaftliches Ungleichgewicht zwischen Nord und Süd in dem Lied Kleiner Junge. Mit dem Lied Lady Whisky beschreibt er seine eigenen Alkoholprobleme musikalisch. In Mit dem Sakko nach Monaco deutet er seinen eigenen Alkoholismus an („Ich fiel direkt vom Himmel auf ein Doppelkornfeld“, als Metapher für seine Geburt), und er thematisiert Drogen als Problem (Riskante Spiele). Gleichzeitig weist Udo Lindenberg aber auch auf die belebende Wirkung von Substanzen von legalen und illegalen Rauschmitteln hin.
So heißt es beispielsweise in dem Song Nasses Gold aus dem Jahr 2008: „So manche hohe Wissenschaft, Symphonien und höhere Sphären/ Wären nicht entstanden, wenn die Kollegen immer nur nüchtern geblieben wären.“[15] Liebe und Beziehung sind ein weiteres Thema, das in seinen Texten viel Raum einnimmt, wie in Sie liebten sich gigantisch und Cello. Gleichzeitig übt der Sänger Kritik an dem digitalen Zeitalter, in dem jedes menschliche Gefühl von rationalen Profitgedanken geprägt sei, wie in dem Lied Der Deal, das er zusammen mit Stefanie Kloß, der Sängerin von Silbermond, aufgenommen hat.[15]
Begleitmusiker
Das Panikorchester ist die Band von Udo Lindenberg und als solche der „harte Kern“ neben vielen anderen Künstlern, die zeitweise an den Auftritten und Produktionen beteiligt waren und sind. Als Gründungstag wird der 13. August 1973 angegeben, als in Emsdetten das erste Konzert mit der Band stattfand. Seitdem hat das Panikorchester allerdings immer wieder personelle Veränderungen erlebt. Von den ursprünglichen Gründungsmitgliedern (Steffi Stephan – Bass, Gottfried Böttger – Klavier, Peter „Backi“ Backhausen – Schlagzeug, Karl Allaut – Gitarre, Judith Hodosi – Saxophon) ist heute nur noch Steffi Stephan dabei. Bereits in den ersten anderthalb Jahren stiegen erst Hodosi und wenig später Backhausen und Allaut aus.
Als Nachfolger kamen Olaf Kübler sowie die beiden Gitarristen Helmuth Franke und Thomas Kretschmer, die schon vor 1973 als Studiomusiker an Lindenbergs Platten beteiligt gewesen waren. Nach weiteren Um- und Neubesetzungen (u. a. Keith Forsey – Schlagzeug, Roger Hook – Gitarre) stießen 1976 Jean-Jacques Kravetz (Klavier, seit 1973 mit im Studio) und Bertram Engel (Schlagzeug) dazu, die noch heute mit Udo aktiv sind. Im gleichen Jahr kam auch Gitarrist Paul Vincent (bis 1979 – komponierte die Titelmelodie zu Auf Achse) dazu und Gottfried Böttger verließ endgültig die Band. In den 1980er Jahren entwickelte sich das Panikorchester mit dem Eintritt von Hannes Bauer (Gitarre, dabei seit der „Heizer“-Tour 1980), Hendrik Schaper (Keyboards, dabei seit der „Odyssee“-Tour 1983) und Carl Carlton (Gitarre, seit 1986) schließlich zu der heute noch (bzw. wieder) bestehenden Besetzung.
Die Studio-LPs aus der Zeit haben zwar meistens das Panikorchester im Untertitel, eingespielt wurden die Alben jedoch zum großen Teil von einer ganzen Reihe (wechselnder) Studiomusiker. Spätestens seit der Odyssee (1983) begann Lindenberg mit verschiedenen Sounds zu experimentieren. Die LPs wurden poppiger und elektroniklastiger. Drumcomputer und Synthesizer ersetzten herkömmliche Instrumente. Live rockte dann allerdings auf den opulenten Touren (u. a. auch in der UdSSR) das von Lindenberg so titulierte „Orchester Gnadenlos“ – Ausnahme: beim Anti-WAAhnsinns-Festival 1986 musste BAP als Panikorchester herhalten. Zum Bruch kam es nach der 1988er Feuerland-Revue. Das Album Radio Eriwahn war das letzte Album in den 1980er Jahren, auf dem das Panikorchester namentlich erwähnt wurde.
Lindenberg widmete sich (zusammen mit den Produzenten Horst Königstein und Hans Peter und Ernst Ströer) Pfaden abseits des Rock’n’Roll (zu hören auf Hermine, Phönix und CasaNova). Gründungsmitglied Steffi Stephan stieg vorläufig aus, um sich seinem Jovel-Club in Münster zu widmen. Engel, Carlton und Kravetz spielten weiterhin in der Band bei Peter Maffay. Die beiden erstgenannten waren außerdem noch mit Wolfgang Niedecken (als Leopardenfell-Band) und bei Stephan Remmlers „Vamos“-Tour und mit ihrer eigenen Band New Legend aktiv. 1988 traten bei der „Feuerland-Revue“ die damals 12 und 14 Jahre alten „Paniksöhne“ Kieran und Lukas Hilbert, Bekannte und Mitmusiker von Pascal Kravetz, als Gäste auf. Um die „Paniksöhne“ an Gitarre und Bass und Hendrik Schaper formierte sich Anfang 1990 für die erste Tournee durch Ostdeutschland eine (fast) komplett neue Besetzung: Es spielten Jean Autret (Schlagzeug), Frank Oberpichler (Klavier) und noch einmal „Veteran“ Karl Allaut (Gitarre) extrem dreckigen Rock’n’Roll (zu hören auf Live in Leipzig).
In den Folgejahren gab es weitere Umbesetzungen (u. a. mit Curt Cress am Schlagzeug). 1996 fand die „alte“ Band (also die Besetzung aus den 80er Jahren) wieder zusammen und tourte durch zehn deutsche Städte. Bei dieser Kernbesetzung blieb es bis heute. Während der folgenden Tourneen wurde sie von Orchesterbegleitung und verschiedenen Gastmusikern unterstützt. Die meisten Plattenproduktionen erfolgten weiter ohne die Band oder mit überwiegend anderer Besetzung (Und ewig rauscht die Linde 1996 mit Musikern aus dem Umfeld von Franz Plasas Home-Studio in Hamburg), wobei die eigentlichen Bandmitglieder häufig als (Co-)Produzenten und/oder Komponisten beteiligt sind (Der Exzessor 2000).
Seit 2000 ersetzt Jörg Sander – bekannt als Studiomusiker (Tokio Hotel, Kim Wilde, Mel C, Melissa Etheridge u.v. a.) – zeitweilig Carl Carlton an der Gitarre. 2004 wurde Jörg Sander festes Mitglied und ersetzt Carl Carlton vollzeitlich. Auf der aktuellen CD Stark wie zwei ist Sander auch als Co-Autor dabei (Mein Ding, Der Deal). Die Mitglieder des aktuellen Panikorchesters sind auf der DVD Stark wie zwei von 2008 zu sehen.
Aktuelle Besetzung:
- Steffi Stephan – Bass/Gitarre (1971–88, wieder seit 1996)
- Jean-Jacques Kravetz – Klavier (1973–88, wieder seit 1996)
- Bertram Engel – Schlagzeug (1976–88, wieder seit 1996)
- Hannes Bauer – Gitarre (1980–88, wieder seit 1996)
- Hendrik Schaper – Keyboard/Klavier (seit 1983)
- Jörg Sander – Gitarre (seit 2000)
Wesentliche frühere Bandmitglieder und Studiomusiker:
Live Studio Helmut Franke Gitarre ? 1971–76 Peter Herbolzheimer Posaune 1978, 1988 1972–79, 1983 Thomas (Carola) Kretschmer Gitarre 1974–80, 2004 1972–80, 2007 Roger Hook Gitarre, Mandoline 1975 1972, 76 Peter „Backi“ Backhausen Schlagzeug 1973–? 1974 Gottfried Böttger Klavier, Celesta 1973–? 1973–76 Peter Hesslein Gitarre – 1973–76, 1981–84 Lorenz „Lonzo“ Westphal Violine ? 1973–77 Karl Allaut Gitarre 1973–74, 1990 (–92 ?) 1973–74, 83, 85, 89–90 Keith Forsey Percussion 1975 1974–76 Johnny Müller Chromonika, Schalmei ? 1974–78 Olaf Kübler Saxophon 1974 (?), 1983–85 1974, 76, 1983–85 Dieter Ahrendt Schlagzeug – 1974–76, 1980, 85 Wolfgang „Bolle“ Burmeister Sax, Klarinette – 1974, 76, 81, 96 Rale Oberpichler Gesang ? 1975–78, 81 Paul Vincent Gitarre 1976–79 1976–79 Freya Wippich Gesang – 1976–83 (mit Unterbrechungen) Curt Cress Schlagzeug 1994 1976–79, 89, 93 Dave King Bassgitarre, Keyboard – 1976–86, 2002 Kristian Schultze Keyboard, Piano – 1976–78, 1982–84, 86, 2002 Gebhard Gloning Saxophon 1978–81 1978–79 Nippy Noya Percussion 1978–81 1978, 81, 91 Uwe Wegner Keyboard, Klavier – 1979, 85, 88, 91 Thomas Digi Schlagzeug – 1980–82 Frank Loef Saxophon – 1986–88 Moritz Eckert Trompete – 1986–87, 1995 Hans Peter Ströer Keyboard, Bass, Gitarre, Akkordeon, Banjo – 1986–98 Ernst Ströer Percussion – 1986–98 Kieran Hilbert Gitarre 1988–94 1989–92 Lukas Hilbert Bassgitarre 1988–94 1989–95 Jean Autret Schlagzeug 1990 (–92 ?) 1989 Frank Oberpichler Keyboard, Klavier, Hammond-Orgel 1990 (– 92 ?) 1992 Günter Haas Gitarre – 1991–93 Neben den Musikern waren bzw. sind eine Vielzahl weiterer Akteure, Darsteller und Stargäste an den Platten und Liveauftritten beteiligt:
- Orchester
- Peter Herbolzheimer (1975/76, 1988), Münchner Philharmoniker (1987), Deutsches Filmorchester Babelsberg (1997, 2000)
- Stargäste (live)
- 1970er: Jutta Weinhold, Romy Haag, Eric Burdon, Ingeborg Thomson, Ulla Meinecke, Otto Waalkes
- 1980er: Helen Schneider, Inga Rumpf, Gianna Nannini, Dalbello, Alla Pugatschowa, Eric Burdon
- 1990er: Ina Morgan, Die Prinzen, Sezen Aksu, Katja Keller, Nina Hagen, Ben Becker, Otto Waalkes, Esther Ofarim
- seit 2000: Nina Hagen, Helge Schneider, Peter Maffay, Ben Becker, Otto Sander, Otto Waalkes, Tim Fischer, Dorkas Kiefer, Yvonne Catterfeld, Nathalie Dorra, Ellen ten Damme, Jan Delay
- Bühnenakteure (überwiegend 1970er Jahre):
- Renate Dahlke („Elli Pyrelli“), Peter Arff („Rudi Ratlos“, Violine), Thomas Scholz („Felix“), Ralph Hermann (Vampir), Jack Ford (Pantomime), Otto Wanz (Catcher), Klaus Kauroff (Catcher), Eddy Kante (Bodyguard), Arno Köster (Barkeeper und Lokomotive), Berliner Panikgemeinde (Lindenberg-Doubles)
Persönlichkeit
Udo Lindenberg ist ein politischer Mensch. Er bekennt sich zur Sozialdemokratie und trat schon auf einer Geburtstagsfeier des ehemaligen deutschen Bundeskanzlers Gerhard Schröder auf. Er engagierte sich für die Afrikahilfe bei seiner Mitwirkung beim deutschen Beitrag Nackt im Wind für das Projekt Live Aid sowie mit dem Benefiz-Song für Afrika Grüne Mauer. Immer wieder ist er an Projekten gegen den Neonazismus beteiligt und gründete 2000 sein Projekt Rock gegen Rechte Gewalt.
Am 10. Dezember 2006 gründete er die Udo-Lindenberg-Stiftung, um sich kulturpolitisch zu engagieren, humanitäre und soziale Projekte zu unterstützen, und Hermann Hesses Dichtkunst mit moderner Musik zu verbinden. Die Stiftung fördert Nachwuchsbands mit deutschen Texten durch Wettbewerbe und richtet das Hermann-Hesse-Festival aus. Der Sänger ist außerdem bekannt durch das Tragen seines typischen Hutes und einer Sonnenbrille.
Er wohnt im Hamburger Hotel Atlantic Kempinski. Seine rauhe Stimme ist die Folge von Alkohol und übermäßigem Zigarettenkonsum. 1989 erlitt Lindenberg einen Herzinfarkt. Oft hat er mit Kolleginnen und Kollegen gemeinsame Projekte gestaltet, so mit Ulla Meinecke, Die Prinzen, Nena, Zeus B. Held (ex Birthcontrol) oder Freundeskreis, Lukas Hilbert, Mellow Mark, Jan Delay, aber auch mit ausländischen Kolleginnen wie Alla Pugatschowa (Russland), oder Sezen Aksu (Türkei). Er trat mit internationalen Künstlern wie Eric Burdon, Helen Schneider, David Bowie und Gianna Nannini auf. Zudem ist er ein großer Bewunderer der Band Rammstein und des Jazztrompeters Miles Davis.
Lindenberg ist seit Ende der 1990er liiert mit der Fotografin Tine Acke (* 1. Januar 1977 in Hamburg).[16]
Auszeichnungen
- 1960: „Nordwestdeutsches Jazz-Jamboree“: 1. Preis als Schlagzeuger
- 1989: Bundesverdienstkreuz am Bande für seine Bemühungen um die Verständigung zwischen Ost und West
- 1992: Echo (Lebenswerk)
- 1993 und 1997: Goldene Stimmgabel
- 2000: Goldene Europa
- 2003: Paul-Lincke-Ring
- 2004: Frankfurter Musikpreis
- 2004: Goldene Henne „Rockpoet der Einheit“
- 2004: „Pioneers of Pop“-Award auf dem SWR3 New Pop Festival
- 2005: Kultur- und Friedenspreis der Villa Ichon in Bremen
- 2006: Eins Live Krone (Lebenswerk)
- 2007: Carl-Zuckmayer-Medaille
- 2008: Comeback des Jahres
- 2009: Goldene Kamera für sein musikalisches Lebenswerk
- 2009: Echo für den besten Künstler in der Kategorie „Künstler National Rock/Pop“
- 2009: Berliner Bär (B.Z.-Kulturpreis)
- 2010: Verdienstorden des Landes Nordrhein-Westfalen
- 2010: Jacob-Grimm-Preis als eine Kategorie des Kulturpreises Deutsche Sprache. Matthias Matussek hält die Laudatio [17]
- 2010: Bambi (Lebenswerk)
Der Vorplatz des Gronauer Rock’n’Pop-Museums wurde nach Udo Lindenberg benannt (Udo-Lindenberg-Platz). Außerdem erhielt Udo Lindenberg einen eigenen Stern („Walk of Fame“), eingelassen im Gehweg der Hamburger Reeperbahn vor dem (ehemaligen) Café Keese. Am 3. März 2007 wurde unter großer Anteilnahme von Bürgern, Presse, Fans und Freunden eine zu Ehren der „Rocklegende“ von der „Berliner Panikgemeinde“ gestiftete und an seinem Geburtshaus angebrachte „26-Karat-Goldplatte“ (O-Ton Lindenberg) feierlich durch den Künstler enthüllt.
Diskografie
Rezeption
Der Filmtitel des Roadmovies Bis zum Horizont und weiter aus dem Jahr 1999 von Peter Kahane ist eine Anspielung auf die Ballade Horizont. Dieses Lied ist auch im Abspann des Films zu hören.
Markenrechte
Udo Lindenberg war bzw. ist der Inhaber folgender eingetragener Marken:[18]
- Panik-Orchester (Registernummer 1051464, Anmeldetag 2. September 1982, Ausgelaufen am 2. September 2002)
- LIKÖRELL (Registernummer 39746502, Anmeldetag 30. September 1997, Schutzendedatum 30. September 2017)
- LIQUEURELLE (Registernummer 39746503, Anmeldetag 30. September 1997, Schutzendedatum 30. September 2017)
- Atlantic Affairs (Registernummer 30220446, Anmeldetag 23. April 2002, Schutzendedatum 30. April 2012)
- Ejakulator (Registernummer 30640709, Anmeldetag 30. Juni 2006, Schutzendedatum 30. Juni 2016)
- Rock-Liner (Registernummer 302009036055, Anmeldetag 20. Juni 2009, Schutzendedatum 30. Juni 2019)
- Hinterm Horizont geht’s weiter (Registernummer 302009069255, Anmeldetag 25. November 2009, Schutzendedatum 30. November 2019)
- Hinterm Horizont (Registernummer 302009072358, Anmeldetag 9. Dezember 2009, Schutzendedatum 31. Dezember 2019)
- Panikpiraten (Registernummer 302010021468, Anmeldetag 9. April 2010, Schutzendedatum 30. April 2020)
- Woddy Wodka (Registernummer 302011009731, Anmeldetag 17. Februar 2011, Schutzendedatum 28. Februar 2021)
Literatur
- Freitag, Thomas: Udo Lindenberg und der Osten, Neues Leben 2011, ISBN 978-3-355-01788-6
- Herbert Schulze, Torsten Wahl: "Udo Lindenberg 'Wir wollen doch einfach nur zusammen sein' Eine deutsch-deutsche Rockromanze"; Mitteldeutscher Verlag, 2011, ISBN 978-3-89812-845-2
- Karsten Kilian: Vor dieser Marke zieh ich den Hut. In: Absatzwirtschaft 9/2010, S. 92-94. (Udo-Lindenberg-Hommage)
- Holger Zürch: PANIK PUR – 35 Jahre Udo Lindenberg. Das Almanach der Lindenbergschen Kunstgeschichte. Mit einem Vorwort von Heinz Rudolf Kunze, vielen Abbildungen und seltenen Fotos des Leipziger Fotografen Wolfgang Zeyen. Engelsdorfer Verlag, Leipzig 2007.
- Udo Lindenberg, Herbert Schnierle-Lutz (Hrsg.): Mein Hermann Hesse – Ein Lesebuch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2008, ISBN 978-3-518-46017-7
- Udo Lindenberg: Rock’n’Roll und Rebellion – Ein panisches Panorama. Mit einem Vorwort von Bazon Brock, EVA, Hamburg 2007, ISBN 978-3-434-50613-3 - Erstausgabe mit LP 1981
- Lutz Solarek: „Lindianisch für Einsteiger“ – ein erste Aufarbeitung des Lindenberg-Wortschatzes. S(C)le-Verlag. 2006 in Lizenz als 32-seitiges Booklet bei Universal in der Doppel-CD Panik mit Hut
- Ingo Grabowsky, Arno Köster, Ralph Larmann: Keine Panik. Udo Lindenbergs bunte Republik. Stiftung Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland (Hrsg.), Bonn 2005, ISBN 3-937086-07-2
- Udo Lindenberg mit Ralph Larmann und Tine Acke: Udo Lindenberg – Das Lindenwerk. Malerei in Panikcolor mit ausgewählten Texten. Schwarzkopf & Schwarzkopf, Berlin 2005, ISBN 3-89602-618-6
- Udo Lindenberg mit Kai Hermann: Panikpräsident. Die Autobiographie. Random House Entertainment, 2004, ISBN 3-8090-3022-8
- Udo Lindenberg: In eigenen Worten. Herausgeber und Co-Autor Arno Köster. Palmyra-Verlag, Heidelberg 1998, ISBN 3-930378-20-5.
- Udo Lindenberg, Ernst Lechthaler: Mixed Double. Cocktails und Likörelle Droemer Knaur, München 1997, ISBN 3-426-27005-6
- Udo Lindenberg: El Panico oder: Wie werde ich Popstar?. Goldmann, München 1990, ISBN 3-442-09895-5
- Udo Lindenberg: Der Pakt. Vom Leben gezeichnet. Gemälde von Udo Lindenberg. Teneues Buchverlag, ISBN 3-8238-5438-0
- Udo Lindenberg unter Mitarbeit von Rolf Lindner und Rambow/Lienemeyer/van de Sand: Rock’n’Roll und Rebellion – Ein panisches Panorama. Syndikat Autoren und Verlagsgesellschaft, Frankfurt am Main 1981, ISBN 3-8108-0197-6
- Steve B. Peinemann: Udo Lindenberg – Hinter all den Postern. Rowohlt, Reinbek 1979, ISBN 3-499-14522-7
Rundfunkreportagen
- Panik. Poesie. Palast. Ein literarischer Abriss von Erichs Lampenladen. 90-minütiges Hörfunk-Feature über Udo Lindenbergs Auftritt im Palast der Republik von Thilo Schmidt, Südwestrundfunk 2006, Regie: Giuseppe Maio. Gekürzte 54-Minuten-Version in vielen öffentlich-rechtlichen Programmen wiederholt.
Liederbücher
- Panikperlen (die größten Hits, arrangiert für Klavier, Gesang & Gitarre), Bosworth Music 2007, ISBN 978-3-86543-262-9
Filme
- Panische Zeiten (1980)
- Super (Film) (1984)
- WAAhnsinn – Der Wackersdorf-Film (1986)
- 7 Zwerge - Der Wald ist nicht genug (2006)
- Totgesagte leben länger (2008)
Weblinks
Commons: Udo Lindenberg – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWikiquote: Udo Lindenberg – Zitate- Udo Lindenberg – Offizielle Website
- Udo Lindenberg Stiftung
- Beispiele des malerischen Wirkens auf der Webseite einer Kunsthandlung
- Werke von und über Udo Lindenberg im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Udo Lindenberg in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
Einzelnachweise
- ↑ [Interview auf WDR 2 [1] am 17. Mai 2011 zu seinem 65. Geburtstag]
- ↑ Berliner Zeitung vom 2. Januar 2009, Interview Otto Waalkes]
- ↑ Rhein-Main Zeitung vom 19. Dezember 2008
- ↑ Unsere wilden Zeiten in der "Villa Kunterbunt"; Welt Online, 13. Juli 2008
- ↑ Udo Lindenberg in Ostberlin
- ↑ Holger Zürch: Panik pur. 35 Jahre Udo Lindenberg – Die Bilanz. pernobilis-Edition (Engelsdorfer Verlag), Leipzig 2007, ISBN 978-3-86703-318-3, S. 34–35
- ↑ %80 %93_stark_wie_nie_zuvor.43336.htm
- ↑ Kilian, Karsten (2010): Vor dieser Marke zieh ich den Hut, in: Absatzwirtschaft, Nr. 9, S. 94.
- ↑ postfrisch – Das Philatelie-Journal Juli/August 2010, Seiten 4–5, 17
- ↑ [2]
- ↑ East-Side-Story mit Brüll-Rock’n’Roll
- ↑ [3]
- ↑ Spex 05/07
- ↑ Stereoplay, Ausgabe 01/1988, S. 164–166, Ich will Konkurrenz haben, Matthias Inhoffen
- ↑ a b http://www.musik-base.de/cds/U/Udo-Lindenberg/Stark-Wie-Zwei/review-1.html
- ↑ Hamburger Abendblatt vom 29. September 2008
- ↑ http://www.matthias-matussek.de/2010/10/laudatio-zur-verleihung-des-jakob-grimm-preises-an-udo-lindenberg/
- ↑ Registerauskunft des Deutschen Patent- und Markenamtes (DPMA) vom 26. August 2011
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