- Sage vom Hecht im Kaiserwoog
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Die Sage vom Hecht im Kaiserwoog behandelt eine sagenhafte Begebenheit, die sich im ausgehenden Mittelalter in der damaligen Kurpfalz zugetragen haben soll.
Inhaltsverzeichnis
Geschichtlicher Hintergrund
Von 1152 bis 1158 ließ Friedrich Barbarossa, zunächst König und ab 1155 Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, als eine seiner Residenzburgen die Kaiserpfalz zu Lautern erbauen, nach der die Stadt später Kaiserslautern genannt wurde. Die Burg war von einem breiten Wassergraben umgeben, der auf der einen Seite künstlich zu einem großen Fischteich erweitert war, einem Woog. Dieser erhielt später den Namen Kaiserwoog.
Die Sage
Am 6. November 1497 soll im Kaiserwoog ein ungewöhnlicher Fang gemacht worden sein: Bedienstete der Kaiserpfalz fingen einen Hecht, der bei 19 Schuh Länge – nach heutigem Maß 5,70 Meter – ein Gewicht von 350 Pfund aufgewiesen habe. Von diesen unglaublichen Ausmaßen berichtete eine Tafel, die sich früher in der Burg zu Kaiserslautern befand. Um den „Hals“ habe der Riesenfisch einen vergoldeten Kupferring samt Kettchen mit einer griechischen Inschrift getragen. Diese übertrug Bischof Johann von Worms, der zugleich Kanzler des Pfalzgrafen war, ins Deutsche:
„Ich bin der Fisch, so am ersten unter allen in den See getan worden durch des Kaisers Friedrich des Anderen Händ den 5. Weinmonat im Jahre eintausendzweihundertunddreißig.“
Der riesige Hecht wurde in die damalige kurpfälzische Hauptstadt Heidelberg gebracht und an der Tafel des Kurfürsten Philipp verspeist. Der Ring mit der Inschrift wurde lange Zeit in der kurfürstlichen Schatzkammer aufbewahrt. Auf einem daneben aufgestellten Täfelchen war zu lesen:
„Dieses ist die Form des Ringes oder des Kettchens, so der Hecht an seinem Halse 267 Jahre getragen hatte.“
Wahrheitsgehalt
„Friedrich der Andere“ meint den Barbarossa-Enkel Friedrich II.. Dieser verbrachte allerdings den größten Teil seiner Regierungszeit in Sizilien und Süditalien, und seine Anwesenheit in Deutschland zur angegebenen Zeit – 5. Oktober 1230 – ist anderweitig nicht belegt.
Wenn es nahezu drei Jahrhunderte später Ring, Kettchen und Inschrift (die angesichts des knappen Raums sehr umfänglich ist) überhaupt gegeben hat, dürfte es sich um eine geschickte Fälschung gehandelt haben. Zum einen sind schon Hechte über 100 Zentimeter Länge äußerst selten. Zum anderen stellt sich die Frage, wie einem jungen Hecht ein Kettchen um den nicht vorhandenen Hals gelegt werden und wie dies dann 267 Jahre lang mitwachsen soll – weil ja andernfalls der Fisch erwürgt würde. Deshalb liegt der Verdacht nicht fern, dass vielleicht ein findiger Goldschmied eine Art „Imagepflege“ betrieben hat oder einem Dritten dabei behilflich war.
Weblinks
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