- Sally Bein
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Sally Bein (* 6. November 1881 in Hohensalza (Inowrocław, Polen); † nach dem 1. Juni 1942 wahrscheinlich im KZ Auschwitz) war ein deutscher Volksschul- und Taubstummenlehrer jüdischer Abstammung.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Über Sally Beins Kindheit ist nur sehr wenig bekannt. Er besaß die deutsche Staatsangehörigkeit. 1902 begann er sein Studium als Volksschul- und Taubstummenlehrer an einer jüdischen Lehrerbildungsanstalt, welches er 1906 erfolgreich abschloss. Danach arbeitete er als Lehrer an der Israelitischen Taubstummenanstalt in Berlin-Weißensee. Später ging er mit seiner zukünftigen Frau, Frederike Rebeka Löwenstein (* 15. August 1883 in Holzhausen), nach Beelitz und heiratete diese dort. 1908, mit 26 Jahren, übernahm er die Leitung der israelitischen Erziehungsanstalt für geistig und körperlich behinderte Kinder in Beelitz.
Das Grundstück, auf dem sich ein mehrstöckiges Haus mit Zentralheizung, Lichtanlagen, Wasserleitungen, Kanalisationsanlagen und Sanitäreinrichtungen befand, liegt an der heutigen Karl-Liebknecht-Straße 5. Die Erziehungsanstalt öffnete am 25. Oktober 1908. Ab November lebten dort bereits 34 Kinder, welche anfangs nur von Dr. Bein und seiner Frau, unter anderem in den Fächern Religion, biblische Geschichte, Hebräisch, Deutsch und Rechnen sowie in Handarbeit unterrichtet wurden. Viele seiner Schüler konnten nach der Schulausbildung sogar eine Hochschule besuchen oder einen handwerklichen Beruf ausführen. Mit der Zeit wurden mehr Kinder aufgenommen, weshalb auch zusätzliche Lehrkräfte eingestellt wurden. In den Jahren zwischen 1908 und 1938 waren insgesamt 240 Jungen und 140 Mädchen im Beelitzer Heim gewesen. Ab 1933 suchte die Stadt diverse Vorwände, um die Schließung des Hauses zu fordern. So störte zum Beispiel den Bürgermeister das „Geschrei“ der (taubstummen) Kinder, das angeblich bis zum Bahnhof zu hören war. Von 1933 bis 1942 kämpfte Sally Bein um die Existenz des Heimes. Am 1. Juni 1942 wurden die Kinder und das Personal in Begleitung von Sally Bein schließlich in das Konzentrationslager Auschwitz verschleppt. Wahrscheinlich starb Sally Bein dort. Nach einer anderen Quelle wurde Bein am 3. Juni 1942 von Berlin in das Vernichtungslager Sobibor deportiert [1]. Heute befindet sich auf dem ehemaligen Grundstück des Kinderheimes das Sally-Bein-Gymnasium Beelitz.
Quellen
- Andreas Paetz: Die Israelitische Erziehungsanstalt für geistig zurückgebliebene Kinder in Beelitz. In: Sieglind Ellger-Rüttgardt (Hrsg.): Verloren und Un-Vergessen. Jüdische Heilpädagogik in Deutschland; Weinheim: Deutscher Studien Verlag 1996, S. 311–334.
Einzelnachweise
- ↑ „Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft in Deutschland 1933–1945“ Bundesarchiv 2007
Weblinks
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