Salzburger Marionettentheater

Salzburger Marionettentheater
Porträt des früheren Hotels Mirabell als nunmehrige Spielstätte des Salzburger Marionettentheaters[1]

Das Salzburger Marionettentheater gehört zu den traditionsreichen Salzburger Kulturinstitutionen und ist älter als die Salzburger Festspiele.

Irrtümlich wird das Marionettentheater in Salzburg immer wieder mit einem Puppentheater für Kinder in Verbindung gebracht. Dies ist aber aufgrund des historischen Kontextes unangebracht. Wenn auch Marionettenfiguren an sich für Kinder einen besonderen Reiz darstellen, so richtet sich das Programm des Salzburger Marionettentheaters ursprünglich auch und speziell an Erwachsene. An erwachsene Liebhaber des Musiktheaters im Allgemeinen und an die Liebhaber der Werke des berühmten Sohnes der Stadt Salzburg, W.A.Mozart. Mozarts große Opern („Die Zauberflöte“, „Don Giovanni“, „Die Hochzeit des Figaro“, „Die Entführung aus dem Serail“) sind im Repertoire des Theaters prominent vertreten. Das Marionettentheater ist somit eine Art kleines Opernhaus und spielt neben den Mozartopern aber auch Werke von Rossini („Barbier von Sevilla“), Offenbach („Hoffmanns Erzählungen“) oder Strauß („Die Fledermaus“). Speziell auch für Kinder wurde Prokofieffs „Peter und der Wolf“ und Humperdincks „Hänsel und Gretel“ inszeniert. Auch die „Nussknackersuite“, „Ein Sommernachtstraum“ (als einziges Sprechstück) und das Broadwaymusical „Sound of Music“ finden sich im Programm.

Die am Marionettentheater aufgeführten Werke sind wie richtige Opern inszeniert: Ein Bühnenbildner entwirft das Bühnenbild, ein Regisseur inszeniert und ein Choreograph erarbeitet den tänzerischen Teil. Die Musik kommt von einem Tonträger und stammt von renommierten Orchestern und ausgewählten Solisten in allerhöchster Qualität. Diese konsequente Vorgangsweise bei den Inszenierungen ergibt ein Gesamtkunstwerk, das den Zuseher und Zuhörer die Illusion einer veritablen Opernaufführung vermittelt.

Die international anerkannten Produktionen des Ensembles des Marionettentheaters führen dazu, dass eine Vorstellung des Marionettentheaters für viele Besucher Salzburgs ein Muss ist und dass es auch im Ausland bei Gastspielen regelmäßig volle Häuser gibt. Die Tourneen führen das Marionettentheater regelmäßig buchstäblich rund um die Welt.

Anerkennung seiner künstlerischen Leistungen erfährt das Marionettentheater zuhause in Salzburg durch wiederholte Kooperationen mit den Salzburger Festspielen - so bei deren Aufführung sämtlicher Mozartopern im Mozartjahr 2006, wo das Marionettentheater mit Bastien und Bastienne sowie mit Der Schauspieldirektor gleich zwei Stücke zum Festspielprogramm beisteuerte.

Die 1971 bezogene Salzburger Spielstätte des Marionettentheaters ist ein 350 Sitzplätze umfassendes kleines im Barockstil gehaltenes Theater. Dieses liegt unmittelbar neben dem (Anfang des 20. Jahrhunderts im Jugendstil erbautem) Mozarteum und war zuvor unter anderem jenes "Hotel Mirabell" in dem der Schriftsteller James Joyce während seines fünf Wochen dauernden Salzburg-Aufenthaltes im Sommer 1928 logierte.[2]

Als Gründungsjahr der Salzburger Marionetten gilt das Jahr 1913, als Anton Aicher, ein aus der Steiermark gebürtiger Bildhauer seine Leidenschaft als Figurenschnitzer und Liebhaber von Puppentheater in die Tat umsetzte und mit „Bastien und Bastienne“ den Salzburgern seine Idee der Welt der Marionetten vorstellte. Der Erfolg war so überwältigend, dass fortan die Marionetten in Salzburg ihren festen Platz bekamen. Inzwischen wird das Theater, nachdem Anton Aichners Sohn Hermann bis zu seinem Tod im Jahr 1977 die künstlerische Leitung innehatte, durch dessen Tochter Prof. Gretl Aicher in der dritten Generation fortgeführt.

Weblinks

Quellen

  1. Andreas Weigel: James Joyce: Spurensuche in Salzburg (Salzburger Nachrichten, 16. Juni 2007).
  2. Andreas Weigel: James Joyces Aufenthalte in Österreich. Innsbruck (1928), Salzburg (1928) und Feldkirch (1915, 1932). In: Michael Ritter (Hrsg.): praesent 2006. Das österreichische Literaturjahrbuch. Das literarische Geschehen in Österreich von Juli 2004 bis Juni 2005. S.93-105. Wien: präsens 2005. S.100f.
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