- Sample-and-Hold-Schaltung
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Eine Sample-and-Hold-Schaltung (kurz: S&H), im Deutschen auch als Abtast-Halte-Glied bzw. Abtast-Halte-Schaltung bzw. Momentanwertabtastung bezeichnet, ist eine elektronische Vorrichtung die es erlaubt, analoge Spannungswerte kurzzeitig auf einem definierten Wert zu halten. Wichtige Kenngrößen sind Einstellzeit, maximale Anstiegsgeschwindigkeit und Haltedrift.
Inhaltsverzeichnis
Anwendungen
Im eingeschalteten Zustand folgt die Ausgangsspannung der Sample-and-Hold-Schaltung der Eingangsspannung. Im ausgeschalteten Zustand hält die Sample-and-Hold-Schaltung mit 0. Ordnung den Wert, den die Eingangsspannung im Augenblick des Abschaltens hatte, wie in nebenstehender Abbildung dargestellt. Sample-and-Hold-Schaltungen mit höherer Ordnung können auch andere Werte als einen Momentanwert liefern. Beispielsweise liefert eine Sample-and-Hold-Schaltung 1. Ordnung den arithmetischen Mittelwert der analogen Eingangsspannung im Messintervall.
Die Schaltung wird meist vor einem Analog-Digital-Umsetzer eingesetzt, welcher die Quantisierung durchführt. Aber auch zur Synchrondemodulation von Signalen. In praktischen Analog-Digital-Umsetzern ist die Sample-and-Hold-Schaltung meist integriert, wodurch ein niedrigerer Preis, ein geringerer Platzbedarf und eine gemeinsame Spezifikation beider Komponenten gewährleistet wird.
Der Einsatz einer Abtast-Halte-Schaltung erlaubt eine korrekte Wandlung auch bei schnellen Änderungen der Eingangsspannung, die ohne Abtast-Halte-Schaltung zu falschen Wandlungsergebnissen führen würden. Nur bei sich – verglichen mit der Konversionsdauer – sehr langsam ändernden Spannungen kann gegebenenfalls auf die Abtast-Halte-Schaltung verzichtet werden.
Wenn die Sample-Frequenz unter der doppelten Frequenz der Messspannung liegt, spricht man von Unterabtastung. Die Schaltung entspricht dann einem Abwärts-Mischer der Hochfrequenztechnik.
Im Synchrondemodulator kann man extrem geringe Wechselspannung bekannter Frequenz messen, wenn man die Eingangsspannung mit einer S&H-Schaltung nur dann abtastet, wenn die zu messende Spannung den Maximalwert erreicht haben müsste. Störspannungen zu anderen Zeitpunkten werden dann ignoriert.
Aufbau und Wirkungsweise
Das zentrale Element der Abtast-Halte-Schaltung ist ein Kondensator. Er hält in der Haltephase die Ausgangsspannung auf einem möglichst konstanten Wert. Hinzu kommt ein elektronischer Schalter, welcher die Abtast- und Haltephase bestimmt.
Ist der Schalter geschlossen, wird der Kondensator über einen Impedanzwandler aufgeladen. Der Impedanzwandler verhindert eine zu hohe Belastung der Spannungsquelle und damit eine Verfälschung des Messergebnisses. Um die Spannung am Ausgang möglichst lange erhalten zu können, wird dem Kondensator ein Spannungsfolger nachgeschaltet.
Nach Schließen des Schalters steigt die Ausgangsspannung nicht sofort auf den Wert der Eingangsspannung, sondern nur mit einer begrenzten Anstiegsgeschwindigkeit (Slew Rate). Diese wird durch den maximalen Ausgangsstrom des Impedanzwandlers und die Größe des Kondensators bestimmt. Hat die Spannung am Kondensator den Wert der Eingangsspannung erreicht, beginnt ein Einschwingvorgang. Die Dauer des Einschwingvorgangs wird maßgeblich durch die Dämpfung des Impedanzwandlers und den Widerstand des Schalters im geschlossenen Zustand bestimmt. Die Zeit, die benötigt wird, bis die Ausgangsspannung auf den Wert der Eingangsspannung innerhalb der vorgegebenen Toleranz schwingt, wird als Einstellzeit tE (Acquisition Time) bezeichnet.
Ist der Schalter geöffnet, hält der Kondensator bzw. der Spannungsfolger die Ausgangsspannung auf dem Wert, der vor dem Öffnen am Eingang anlag.
Die Zeit, die benötigt wird, um in den Halte-Zustand zu wechseln, wird Aperture-Zeit (Aperture Delay) bezeichnet. Die Aperture-Zeit schwankt bedingt durch Variationen im Verhalten des Schalter. Die Schwankungen werden als Aperture-Jitter bezeichnet.
Nichtideales Verhalten
Aufgrund verschiedener Störeinflüsse weicht das Verhalten realer Sample-and-Hold-Schaltungen vom idealen Verhalten ab. Hier ein kurze Liste der zu beobachtenden Effekte.
- Droop oder Haltedrift
- Die wichtigste Größe im Haltezustand ist die Haltedrift (Droop). Sie wird durch den Entladestrom des Kondensators bestimmt, der sich aus dem Sperrstrom des Schalters, dem Eingangsstrom des Impedanzwandlers und dem Selbstentladestrom des Kondensators zusammensetzt.
- Während sich bei der Einstellzeit ein kleiner Kondensator positiv auswirkt, wirkt sich ein kleiner Kondensator im Falle der Entladung über den Schalter und den Spannungsfolger am Ausgang negativ aus. Hier gilt es, zur Bestimmung des idealen Werts des Kondensators, genau zwischen den Vor- und Nachteilen abzuwägen, und einen geeigneten Kompromiss zu erzielen.
- Hold Step
- Die Ausgangsspannung bleibt beim Umschalten in den Halte-Zustand nicht unbedingt auf dem aktuellen Wert der Eingangsspannung. Ein Spannungssprung (Hold Step) mit einem anschließender Einschwingvorgang kann auftreten. Dies ist dadurch bedingt, dass beim Umschalten ein Teil der Kondensatorladung über die Kapazität des Schalters abfließt.
- Feedthrough oder Durchgriff
- Ein weiteres Problem ist der Durchgriff (Feedthrough). Der Durchgriff entsteht dadurch, dass die Kapazität des geöffneten Schalters mit der Speicherkapazität einen Spannungsteiler aus Kondensatoren bildet, auf den die Spannung am Eingang einwirkt.
- Parasitäre Effekte des Kondensators
- Da bei Kondensatoren die Ladung aus den Elektroden mit der Zeit in das Dielektrikum wandert, muss man sich ein dem Kondensator parallel geschaltetes RC-Glied, bestehend aus einem hochohmigen R' (im Gigaohmbereich) und einem C' < C vorstellen. Bei einem Spannungssprung der Größe ΔU kommt es daher zu einer nachträglichen Spannungsänderung ΔU':
- Wie ausgeprägt dieser Effekt ist, hängt maßgeblich von dem verwendeten Dielektrikum ab. Polycarbonat (PC), Polyethylenterephthalat (PET) und keramische Dielektrika weisen hier schlechte Eigenschaften auf. Daher werden in diskret aufgebauten Abtast-Halte-Schaltungen Kondensatoren mit einem Dielektrikum aus Polytetrafluorethylen (Teflon, PTFE), Polystyrol (PS) oder Polypropylen (PP) verwendet.
Bausteine
Typ Hersteller Kondensator
KapazitätKondensator
AufbauEinstell-
zeitAuflösung Anstiegs-
geschwin-
digkeitHaltedrift Technologie LF398 diverse 10 nF extern 20µs 10 Bit 0,5V/µs 3mV/s Bipolar-FET LF398 diverse 1 nF extern 4µs 10 Bit 5V/µs 30mV/s Bipolar-FET AD585 Analog Devices 100 pF intern 3µs 12 Bit 10V/µs 0,1V/s Bipolar SHC5320 Burr Brown 100 pF intern 1,5µs 12 Bit 45V/µs 0,1V/s Bipolar SHM20 Datel 1 F intern 1µs 12 Bit 45V/µs 0,1V/s Bipolar CS3112 Crystal intern 1µs 12 Bit 4V/µs 1mV/s CMOS CS31412[1] Crystal intern 1µs 12 Bit 4V/µs 1mV/s CMOS AD781 Analog Devices intern 0,6µs 12 Bit 60V/µs 10mV/s Bipolar-MOS AD782[2] Analog Devices intern 0,6s 12 Bit 60V/µs 10mV/s Bipolar-MOS AD684[1] Analog Devices intern 0,6s 12 Bit 60V/µs 10mV/s Bipolar-MOS HA5330 Harris 90 pF intern 0,5µs 12 Bit 90V/µs 10mV/s Bipolar AD783 Analog Devices intern 0,2µs 12 Bit 50V/µs 20mV/s Bipolar-MOS LF6197 National Semiconductor 10 pF intern 0,2s 12 Bit 145V/µs 0,6V/s Bipolar-FET HA5351 Harris intern 50µs 12 Bit 130V/µs 100V/s Bipolar AD9100 Analog Devices 22 pF intern 16ns 12 Bit 850V/µs 1kV/s Bipolar SHM12 Datel 15 pF intern 15ns 12 Bit 350V/µs 0,5kV/s Bipolar AD9101 Analog Devices intern 7ns 10 Bit 1800V/µs 5kV/s Bipolar SHC702 Burr Brown intern 0,5µs 16 Bit 150V/µs 0,2V/s Hybrid SP9760 Sipex intern 0,35µs 16 Bit 160V/µs 0,5V/s Hybrid SHC803 Burr Brown intern 0,25µs 12 Bit 160V/µs 0,5V/s Hybrid SHC49 Datel intern 0,16µs 12 Bit 300V/µs 0,5V/s Hybrid HS9730 Sipex intern 0,12µs 12 Bit 200V/µs 50V/s Hybrid SHM43 Datel intern 35ns 12 Bit 250V/µs 1V/s Hybrid SHC601 Burr Brown intern 12ns 10 Bit 350V/µs 20V/s Hybrid HTS0010 Analog Devices intern 10ns 8 Bit 300V/µs 50V/s Hybrid Literatur
- Hans-Jochen Schulze, Georg Engel: Moderne Musikelektronik. Praxisorientierte Elektroakustik und Geräte zur elektronischen Klangerzeugung. Militärverlag der DDR (VEB), Berlin 1989, ISBN 3-327-00772-1 (Amateur-Bibliothek).
- Ulrich Tietze, Christoph Schenk, Eberhard Gamm: Halbleiter-Schaltungstechnik. 12. Auflage. Springer, Berlin u. a. 2002, ISBN 3-540-42849-6, S. 977ff.
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