- Samuel Benedict Carpzov
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Samuel Benedict Carpzov (* 17. Januar 1647 in Leipzig; † 31. August 1707 in Dresden) war ein deutscher Poet und lutherischer Theologe.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Samuel Benedict Carpzov war ein Sohn von Johann Benedikt Carpzov I. Er wuchs in Leipzig auf, besuchte die Thomasschule und immatrikulierte sich 1663 an der Universität Leipzig. Dort wurde er durch seinen Schwager Martin Geier gefördert. 1664 erwarb er das Bakkalaureat und am 23. Januar 1666 den philosophischen Magistergrad. Am 20. August 1668 wechselte er an die Universität Wittenberg und setzte seine Studien fort.
Dabei widmete er sich bei Aegidius Strauch II. der Kirchengeschichte und Moral und wurde zum Adjunkten der philosophischen Fakultät. Im Februar 1670 bewarb er sich trotz umfangreicher Konkurrenz für die Professur für Poetik. Nach einem komplizierten Auswahlverfahren fiel im April des gleichen Jahres die Wahl auf ihn und er trat die ordentliche Professur für Poetik an.
Jedoch sah er sein Ziel nicht in der Poetik. Bereits beeinflusst durch seinen Vater, wollte er sich mehr theologischen Fragen widmen. Einfluss darauf hatte auch sein Kontakt mit Abraham Calov, in dessen Haus er wohnte, dessen lutherischer Orthodoxie er jedoch reserviert gegenüberstand. 1674 erhielt er dazu die Möglichkeit und folgte einem Ruf nach Dresden als zweiter Hofprediger.
Dort wurde er 1680 Superintendent und damit verbunden Pastor an der Kreuzkirche. Um den gestiegenen theologischen Ansprüchen auch im akademischen Kontext begegnen zu können, absolvierte er weitere Studien. Am 27. April 1681 erwarb er den akademischen Grad eines Lizentiaten der Theologie, am darauf folgenden Tag promovierte er zum Doktor der Theologie. Im selben Jahr wurde er an das Oberkonsistorium berufen.
In dieser Funktion vermittelte er 1686 unter anderem die Berufung des Pietisten Philipp Jakob Speners als Oberhofprediger an den Dresdner Hof. Nachdem jedoch sein Bruder, Johann Benedict Carpzov II., ab 1688 die Gegnerschaft der Pietisten anführte, stellte sich Samuel Benedict auf dessen Seite und gegen Spener. Nach Speners Rückzug aus Dresden übernahm Samuel Carpzov 1692 dessen Stelle.
Würdigung
Als Gegner des Pietismus hielt er sich weitestgehend von den theologischen Auseinandersetzungen zurück, versuchte jedoch die Einigungsbemühungen der unterschiedlichen Auffassungen zu verhindern. In der Überlieferung aus seiner Zeit werden seine rhetorischen Fähigkeiten bei der Predigt gelobt. Seine Schriften allerdings zeichneten sich weniger durch herausragende Qualität aus, dürften jedoch im Rahmen moderner Pietismusforschung im sächsischen Raum interessant sein.
Familie und Nachfahren
Aus seiner am 3. März 1674 mit Anna Maria Ostermann (* 29. Juni 1657 in Wittenberg; † 5. Juli 1729 in Dresden) geschlossenen Ehe, einer Tochter des Wittenberger Professors Johann Erich Ostermann, gingen sechs Söhne und zwei Töchter hervor. Davon sind die Kinder Johann Friedrich, Johanna Sophia, Samuel Gottfried, Friedrich Gottlieb und Samuel im Kindesalter verstorben. Die Söhne Johann Gottlob Carpzov sowie Johann Benedict Carpzov III. und die Tochter Johanna Elisabeth überlebten ihn. Die Tochter verheiratete sich mit dem königlich-sächsischen Vizekanzler Georg Gottlieb Ritter.
Werke
- Malenii noua praxis orthodaxam fidem discernendi & amplectendi. Wittenberg 1670
- Die grünenden Gebeine.
- Lanx satura.
- Die fruchtbringende Gesellschaft der Christen. Dresden 1711
- ein umfangreiches Literaturverzeichnis befindet sich bei Michael Ranfft in Leben und Schriften aller Chursächsischen Gottesgelehrten,... erschienen 1742 in Leipzig bei Wolfgang Deer
Literatur
- Heinz Kathe: Die Wittenberger Philosophische Fakultät 1502–1817. Böhlau Verlag, Köln 2002, ISBN 3-412-04402-4
- Wolfgang Sommer: Samuel Benedikt Carpzov als Oberhofprediger in Dresden zur Zeil der Regierung von Kurfürst Johann Georg IV. und von Kurfürst und König Friedrich August I. (1692–1707). In: Die lutherischen Hofprediger in Dresden - Grundzüge ihrer Geschichte und Verkündigung im Kurfürstentum Sachsen. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2006, S. 239–249, ISBN 3-515-08907-1
- G. Müller, Tholuck: Carpzov, Familie. In: Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche (RE). 3. Auflage. Band 3, Hinrichs, Leipzig 1897, S. 725–731.
- Julius August Wagenmann: Carpzov, Samuel Benedict. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 4, Duncker & Humblot, Leipzig 1876, S. 25 f.
- Friedrich Wilhelm Bautz: Carpzov, Samuel Benedikt. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 1, Hamm 1975, Sp. 938.
- Carpzov, Sam. Benedict. In: Zedlers Universal-Lexicon, Band 5, Leipzig 1733, Spalte 1138.
- Johann Samuel Ersch und Johann Gottfried Gruber: Allgemeine Encyclopädie der Wissenschaften und Künste. Teil 15, Seite 216
Weblinks
- Druckschriften von und über Samuel Benedict Carpzov im VD 17
- Genealogischer Eintrag zu Samuel Benedict Carpzov
Vorgänger Amt Nachfolger Georg Green Oberhofprediger in Dresden
1692–1707Gottlob Friedrich Seligmann
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