Johann Gottlob Carpzov

Johann Gottlob Carpzov
Johann Gottlob Carpzov

Johann Gottlob Carpzov (* 26. September 1679 in Dresden; † 7. April 1767 in Lübeck) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Johann Gottlob Carpzov war ein Sohn von Samuel Benedict Carpzov aus der sächsischen Gelehrtenfamilie Carpzov. Er studierte er ab 1696 Theologie an der Universität Wittenberg, wechselte 1698 an die Universität Leipzig und ab 1700 an die Universität Altdorf. Dort schloss er seine Studien mit der Abhandlung „De synagoga cum honore sepulta“ ab. Danach begab er sich als Gesandtschaftsprediger des polnisch-kursächsischen Abgesandten D. E. Bose zum Einsatz, der ihn nach England und Holland führte. Nach Dresden 1704 zurückgekehrt, wurde er als Diakon an die Kreuzkirche berufen.

1708 ging er nach Leipzig, wurde dort Diakon an der Thomaskirche und hielt ein Jahr darauf Vorlesungen an der Universität Leipzig. Ab 1713 lehrte er als außerordentlicher Professor der orientalischen Sprachen in Leipzig. Nach dem Erwerb des akademischen Doktorgrades 1724 wurde er 1730 als Superintendent nach Lübeck berufen, wo er nach langem Wirken im Alter von 88 Jahren verstarb.

Am 26. September 1706 heiratete er Christina Benedicta (geb. Dornblütin) in Dresden. Er hatte acht Kinder, von denen die Töchter Sophia Benedicta und Johanna Friderica die Eltern überlebten.

Wirken

Als Gegner des Pietismus, vertrat er vehement den Standpunkt der lutherische Orthodoxie. Als Mitstreiter Valentin Ernst Löschers setzte er sich erster mit der Herrnhuter Brüdergemeine auseinander und veröffentlichte 1742 eine Streitschrift gegen sie.

1754 gab er im Auftrag des Lübecker Geistlichen Ministeriums das Lübeckische Kirchenhandbuch heraus, das die herkömmlichen Sitten und Gebräuche der Stadtkirchen durch eine Art Lektionar und Agende festlegte.

Europaweit bekannt wurde er als Vertreter der orthodoxen Verbalinspirationslehre des Alten Testaments. Diese verteidigte er gegen die einsetzende Bibelkritik durch Richard Simon, Jean Leclerc und William Whiston.

Werke

  • Introductio in libros canonicos bibliorum Veteris Testamenti Omnes. 3 Teile, Leipzig 1714–21, 1731, 1741, 1757
  • Critica sacra veteris testamenti, parte I. circa textum originalem, II. circa versiones, III. circa pseudo-criticam Guil. Whistoni, solicita. 3 Teile, Jo. Chistian Martinus, Leipzig 1728. 1748 auf Englisch erschienen: A defense of the hebrew bible, with some remarks of Moses Marcus 1729 London
  • Apparatus historico-criticus Antiquitatum Veteris Testamenti. Leipzig 1748
  • Religions-Untersuchung der bömisch- und mährischen Brüder von Anbeginn ihrer Gemeinen, bis auf gegenwärtige Zeiten. Dem ist beygefüget Iohannis Hederici Beweis, daß die sogenannten böhmisch- und mährischen Brüder weder öffentlich noch insbesondere mit denen Gemeinen der Augspurgischen Confeßion einstimmig seyn. Aus dem lat. Orig. ganz neu übers. Breitkopf, Leipzig 1742

Literatur

Weblinks


Vorgänger Amt Nachfolger
Georg Heinrich Götze Superintendent der Lübecker Kirche
1730–1767
Johann Andreas Cramer

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Johann Gottlob Carpzov — (September 26, 1679, Dresden mdash;April 27, 1767, Lübeck) was a German Christian Old Testament scholar, a nephew of Johann Benedict Carpzov II and a son of Samuel Benedict Carpzov. He was the most famous and most important Biblical scholar of… …   Wikipedia

  • Johann Gottlob Carpzov — Pour les articles homonymes, voir Carpzov. Johann Gottlob Carpzov (26 septembre 1679 à Dresden 7 avril 1767 à Lübeck) est un écrivain allemand. On lui doit : une Dissertation sur les opinions des philosophes touchant la nature de Dieu,… …   Wikipédia en Français

  • Carpzov — is the name of a family, many of whose members attained distinction in Saxony in the seventeenth and eighteenth centuries as jurists, theologians and statesmen.The family traced its origin to Simon Carpzov, who was burgomaster of Brandenburg in… …   Wikipedia

  • Johann Erhard Kapp — (* 23. März 1696 in Oberkotzau ; † 7. Februar 1756 in Leipzig) war ein deutscher Rhetoriker und Historiker. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Christian Stemler — (* 12. Oktober 1701 in Kopitzsch; † 29. März 1773 in Leipzig) war ein deutscher lutherischer Theologe. Leben Stemler stammte aus einer weitverzweigten Gelehrtenfamilie und wurde als vierter Sohn des P …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Andreas Cramer — Johann Andreas Cramer, zeitgenössischer Kupferstich Johann Andreas Cramer (* 27. Januar 1723 in Jöhstadt; † 12. Juni 1788 in Kiel) war ein deutscher Schriftsteller und Theologe. Inhaltsverzeichnis …   Deutsch Wikipedia

  • Johann Daniel Kluge (Theologe) — Johann Daniel Kluge (* 6. Juni 1701 in Weißenfels; † 5. Juli 1768 in Zerbst) war ein deutscher lutherischer Theologe und Kirchenlieddichter. Leben Kluge hatte ab seinem 11. Lebensjahr in Weißenfels die höhere Schule besucht, die er am 21. März… …   Deutsch Wikipedia

  • Carpzov — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Carpzov ou Carpzow, Carpzovius est le nom d une famille du Brandebourg, d origine espagnole (Carpezana), dont de nombreux membres furent célèbres en Saxe… …   Wikipédia en Français

  • Carpzov — Die Familie Carpzov ist eine berühmte sächsische Gelehrtenfamilie des 16. bis 18. Jahrhunderts. Sie stammt von Simon Carpzov ab, der in der Mitte des 16. Jahrhunderts Bürgermeister von Brandenburg an der Havel war. Simon Carpzov hinterließ zwei… …   Deutsch Wikipedia

  • Gottlob Friedrich Seeligmann — Gottlob Friedrich Seligmann, auch: Seeligmann (* 21. November 1654 in Hainewalde; † 24. Dezember 1707 in Dresden) war ein deutscher lutherischer Theologe. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 1.1 Erste Leipziger Zeit 1.2 Rostocker Zeit …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”