Samuel Oppenheimer

Samuel Oppenheimer
Samuel Wolf Oppenheimer, Lithographie von Josef Kriehuber nach älterer Vorlage

Samuel Oppenheimer (* 21. Juni 1630 in Heidelberg; † 3. Mai 1703 in Wien) war ein Geldleiher, Armeelieferant, Hofverwalter und Diplomat im Heiligen Römischen Reich des 17. Jahrhunderts. Er hatte ein freundschaftliches Verhältnis zu Prinz Eugen, einem österreichischen Feldherrn und Kunstmäzen, und spielte als dessen Armeelieferant und Geldgeber eine wichtige Rolle in der Finanzierung der Türkenkriege. So ermöglichte er Prinz Eugen, medizinische Hilfsgüter für seine Truppen zu entsenden. Die von Prinz Eugen für Oppenheimer aus der Türkei herbeigeschafften hebräischen Manuskripte bildeten den Grundstock für die David-Oppenheimer-Bibliothek, heute Bestandteil der Bodleian-Bibliothek an der Universität Oxford. Obwohl die Juden in Wien 1670 von Leopold I. vertrieben worden waren, bat dieser Oppenheimer, sich dort niederzulassen. Er bekam das Privileg zugestanden, im Herzen Wiens ein Wohnhaus zu errichten. Er wurde zum Oberhoffaktor ernannt und zum Hofjuden Ludwigs von Baden, dem er 100.000 Gulden für Kriegsauslagen zur Verfügung stellte.

Um 1700 brach in Wien ein Aufruhr unter der Bevölkerung aus, Häuser wurden gestürmt und geplündert. Für die Plünderung Oppenheimers Anwesens, der ein Günstling des Kaisers war, wurde ein Mann gehängt und weitere Mittäter inhaftiert. Als Österreichs Staatskasse 1701 infolge des Ausbruchs des Spanischen Erbfolgekriegs vor dem Bankrott stand, stellte Oppenheimer die erforderlichen Mittel zur Verfügung, um die Finanzkrise zu bewältigen.

Seine zu 12 bis 20 % verzinsten Darlehen stellten den größten Posten unter den damaligen Schulden Österreichs dar. Sie sollen sich auf ca. sechs Millionen Gulden belaufen haben, die Oppenheimer größtenteils über Dritte refinanziert hatte. Nach seinem Tode entledigte sich Österreich dieser Schulden, indem es sie nicht zurückzahlte, sondern vielmehr den Konkurs über seinen Nachlass verfügte. Die kaiserliche Konkurserklärung stürzte alle mit Oppenheimer in Verbindung stehenden Geldgeber in eine schwere Krise und nachweislich auch die Frankfurter Börse.

Familie

Oppenheimer hatte fünf Söhne und drei Töchter:

  • Daniel Moses (* um 1656; † 1675/1677 in Worms) dessen Sohn Jehuda Loeb Oppenheimer heiratet Simelie Behrens, eine Tochter des Leffmann Behrens
  • Nathan Oppenheimer († 1730)
  • Mendel Menachem Emanuel Oppenheimer (* 1657; † 13. September 1721 in Wien) verheiratet mit Judith Juta Tamar Gomperz (* 1671; † 18. April 1738 in Wien)
  • Simon Wolf Oppenheimer († 10. November 1726 in Hannover) übersiedelte nach Hannover und gründete dort ein Bankhaus. Er war verheiratet mit Fradel Behrens († 2. Mai 1717), einer Enkelin des Leffmann Behrens
  • Lea Oppenheimer († 26. April 1705) heiratete Mendel Emanuel Drach (Trach) († 15. Oktober 1744 in Frankfurt a. M.)
  • Frumet Oppenheimer († 1713 in Frankfurt a. M.) heiratete Josef Guggenheim (* ca. 1660 in Lengnau; † 1735 in Frankfurt a. M.)
  • Abraham Oppenheimer († 1753)
  • Schoendele Oppenheimer heiratete Lob Deutz "zur Arche" († 1711?)

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Samuel Oppenheimer — (born June 21 1630, Heidelberg May 3, 1703, Vienna) was a banker, imperial court factor, diplomat, and military supplier for the Holy Roman Emperor. He enjoyed special favor of Emperor Leopold I, to whom he advanced considerable sums of money for …   Wikipedia

  • Oppenheimer (Familie) — Samuel Wolf Oppenheimer (1630 1703) David ben Abraham Oppenheim (1664–1736) …   Deutsch Wikipedia

  • Samuel Heidelberg — Samuel Oppenheimer (* 21. Juni 1630 in Heidelberg; † 3. Mai 1703 in Wien) war ein Geldleiher, Armeelieferant, Hofverwalter und Diplomat im Heiligen Römischen Reich des 17. Jahrhunderts. Heutzutage würde man ihn als Spekulanten bezeichnen,… …   Deutsch Wikipedia

  • OPPENHEIMER, SAMUEL — (1630–1703), Austrian court jew and military contractor. He began his career in Heidelberg as purveyor to the elector, Karl Ludwig, and tax collector of palatinate Jewry. Subsequently he moved to vienna where he received the right of unlimited… …   Encyclopedia of Judaism

  • Oppenheimer — ist der Familienname von: Oppenheimer (Familie), altes Patriziergeschlecht, aus welchem die von Oppenheim und von Oppenfeld sowie die Lichtenstein hervorgingen. Oppenheimer ist der Name folgender Personen: Carl Oppenheimer (1874–1941), deutscher… …   Deutsch Wikipedia

  • Oppenheimer — as a surname may refer to: Alan Oppenheimer (born 1930), film actor Andrés Oppenheimer (born 1951), Argentine author and journalist known for his analysis of Latin American politics Bernard Oppenheimer (1866–1921), South African and British… …   Wikipedia

  • OPPENHEIMER, JOSEPH BEN ISSACHAR SUESSKIND — (also known as Joseph Suess or Jud (Jew) Suess ; 1698 or 1699–1738), Court Jew and confidential financial adviser to the duke of wuerttemberg . His father was a prominent merchant in Heidelberg and collector of taxes from the Jews of the… …   Encyclopedia of Judaism

  • Oppenheimer — Cette page d’homonymie répertorie les différents sujets et articles partageant un même nom. Oppenheimer est un patronyme d origine allemande, dérivé de la ville d Oppenheim dans le palatinat du Rhin. Il est ou a été porté par : Samuel… …   Wikipédia en Français

  • Oppenheimer, Samuel — (1630–1703)    Austrian financier. A member of an old and respected Frankfurt family, Oppenheimer rose to prominence in Heidelberg as a financial agent and army contractor to Karl Ludwig, elector of the Palatinate. From 1673 he was a major… …   Who’s Who in Jewish History after the period of the Old Testament

  • Oppenheimer, Joseph ben-Issachar Süsskind (Jud Süss) — (1689/90–1738)    German financier. Joseph Oppenheimer was the best known of the ‘court Jews’ that were employed by the rulers of central European states from the 16 to the late 18 century. Born in Heidelberg, he was a kinsman of the financier… …   Who’s Who in Jewish History after the period of the Old Testament

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”