Schafe

Schafe
Schafe
Dickhornschaf (Ovis canadensis)

Dickhornschaf (Ovis canadensis)

Systematik
Überordnung: Laurasiatheria
Ordnung: Paarhufer (Artiodactyla)
Unterordnung: Wiederkäuer (Ruminantia)
Familie: Hornträger (Bovidae)
Unterfamilie: Ziegenartige (Caprinae)
Gattung: Schafe
Wissenschaftlicher Name
Ovis
Linnaeus, 1758
Mufflon (Ovis orientalis musimon)

Die Schafe (Ovis) sind eine Säugetiergattung aus der Gruppe der Ziegenartigen (Caprinae). Sie umfassen fünf Arten, darunter das Wildschaf, aus dem das Hausschaf hervorgegangen ist.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Schafe erreichen eine Kopfrumpflänge von 1,2 bis 1,8 Metern, wozu noch ein 7 bis 15 Zentimeter langer Schwanz kommt. Die Schulterhöhe beträgt 65 bis 125 Zentimeter und das Gewicht 20 bis 200 Kilogramm – wobei die Männchen stets deutlich schwerer werden als die Weibchen. Die Fellfärbung variiert von weißlich bis dunkelbraun, es kommt häufig zu einem Fellwechsel. Die Männchen haben häufig eine Mähne am Hals, im Gegensatz zu den Ziegen aber keinen Kinnbart. Beide Geschlechter tragen Hörner, die der Weibchen sind aber deutlich kleiner. Die Hörner der Männchen drehen sich im Alter spiralig ein und können über 1 Meter lang werden.

Verbreitung und Lebensraum

Wilde Schafe kommen heute im westlichen, mittleren und nordöstlichen Asien sowie im westlichen Nordamerika vor. Im südöstlichen Europa (Balkanhalbinsel) sind wilde Schafe vor rund 3000 Jahren ausgestorben, ob die Mufflon-Populationen auf einigen Mittelmeer-Inseln echte Wildschafe oder verwilderte urtümliche Hausschafe sind, ist umstritten. Die meisten Schafe sind Gebirgsbewohner, es gibt aber auch Tiere, die in Wüsten leben, etwa Populationen der Dickhornschafe.

Lebensweise

Schafe sind vorwiegend tagaktiv, manchmal ruhen sie aber während der heißesten Tagesstunden und begeben sich auch nachts auf Nahrungssuche. Die Weibchen bilden gemeinsam mit den Jungtieren kleine Gruppen, die sich manchmal zu größeren Verbänden zusammenschließen. Die Männchen leben die meiste Zeit des Jahres von den Weibchen getrennt, entweder einzelgängerisch oder in Männchengruppen. Dabei bilden sie – häufig aufgrund der Horngröße oder durch Kämpfe – eine strenge Rangordnung.

Sie sind Pflanzenfresser, die sich vorwiegend von Gräsern ernähren.

Fortpflanzung

Die Paarungszeit fällt meist in den Herbst, nach einer rund fünf- bis sechsmonatigen Tragzeit kommen im Frühling ein bis vier Jungtiere zur Welt. Bei den nordamerikanischen Schafen sind Einzelgeburten üblich, bei den asiatischen Schafen Mehrlinge. Nach mehreren Monaten werden die Jungtiere entwöhnt, nach einem bis sieben Jahren geschlechtsreif.

Schafe und Menschen

Hausschafe zählen zu den ältesten Haustieren überhaupt, sie wurden vor etwa 9000 bis 11000 Jahren domestiziert. Durch Trophäenjagd und Konkurrenz mit Hausvieh sind die wildlebenden Arten gefährdet. Die IUCN listet das Wildschaf als gefährdet (vulnerable) und das Riesenwildschaf als gering gefährdet (near threatened).

In den meisten indoeuropäischen Kulturen galt der Ziegenbock - häufig jedoch auch der Widder - als Sinnbild der Fruchtbarkeit und in diesem Zusammenhang häufig als Verkörperung einer Fruchtbarkeitsgottheit. Sehr schön wird dieser Zusammenhang beim skandinavischen Julbock deutlich.

Systematik

Dall-Schaf (Ovis dalli)
Zeichnung eines Argali (Ovis ammon)

Die Schafe werden innerhalb der Hornträger (Bovidae) in die Unterfamilie der Ziegenartigen (Caprinae) eingeordnet. Entgegen früheren Vermutungen dürften sie mit den Ziegen nicht allzu nahe verwandt sein.

Die Anzahl der Arten ist umstritten. Grubb (2005) unterscheidet folgende fünf Arten in zwei Gruppen:[1]

  • Ovis orientalis-Gruppe/Untergattung Ovis
    • Das Wildschaf (Ovis orientalis) bewohnt das westliche und zentrale Asien. Es werden zahlreiche Unterarten unterschieden, die sich in zwei Gruppen zusammenfassen lassen, das Mufflon (Ovis orientalis orientalis-Gruppe) und der Urial oder Steppenschaf (Ovis orientalis vignei-Gruppe). Aus dem Mufflon ist das Hausschaf hervorgegangen.
    • Der Argali oder Riesenwildschaf (Ovis ammon) ist die größte wildlebende Schafart und lebt in Zentralasien.
  • Bergschafe (Ovis canadensis-Gruppe/Untergattung Pachyceros)
    • Das Schneeschaf (Ovis nivicola) ist im nordöstlichen Sibirien beheimatet.
    • Das Dall-Schaf (Ovis dalli) bewohnt das nördliche Nordamerika.
    • Das Dickhornschaf (Ovis canadensis) lebt im westlichen Nordamerika.

Nicht zur Gattung der Schafe zählen das Blauschaf und das Zwergblauschaf (Gattung Pseudois).

Die Arten der Schafe unterscheiden sich teilweise im Chromosomensatz. So hat das Argali im diploiden Chromosomensatz 56 Chromosomen, während die meisten anderen Schafe nur 54 haben.

Fossile Wildschafe

Wilde Schafe der Gattung Ovis kamen während des Eiszeitalters in Europa vor, sind aber im Fossilbericht relativ selten. Unter den Namen Ovis antiqua und Ovis savini wurden sie etwa aus dem Mittelpleistozän Europas beschrieben. Im Späten Pleistozän, das vor etwa 125.000 Jahren begann, sind wilde Schafe in Italien und Nordafrika relativ häufig. Ein Fund dieser Zeit ist auch aus dem Fränkischen Jura in Deutschland bekannt[2].

Literatur

Einzelnachweise

  1. Peter Grubb: Order Perissodactyla. In: Don E. Wilson, DeeAnn M. Reeder (Hrsg.): Mammal Species of the World. A Taxonomic and Geographic Reference. 3. Auflage. Johns Hopkins University Press, Baltimore 2005, ISBN 0-8018-8221-4, S. 637–722 (S. 707).
  2. Björn Kurtén: Pleistocene mammals of Europe. (Weidenfeld and Nicolson 1968) ISBN 978-0-202-30953-8

Weblinks

 Commons: Schafe – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary Wiktionary: Schaf – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Wikiquote: Schaf – Zitate

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем сделать НИР

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Schafe — Schafe,   Ovis, Gattung der Böcke, v. a. in den Gebirgen Südeuropas, Asiens und Nordamerikas; in Trupps oder Herden lebende Wiederkäuer mit den Arten Wildschaf (Ovis ammon) und Dickhornschaf. Beide Arten (nach anderer Auffassung gibt es bis zu… …   Universal-Lexikon

  • Schafe — (Ovīna), Unterfamilie der Horntiere (s. d.) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Schafe — [Network (Rating 5600 9600)] Auch: • Schaf …   Deutsch Wörterbuch

  • Schafe — kalniniai avinai statusas T sritis zoologija | vardynas taksono rangas gentis apibrėžtis Gentyje 2 rūšys. Paplitimo arealas – Korsika, Sardinija, Kipras, Mažoji Azija, Iranas, Afganistanas, R. Pakistanas, Š. V. Indija, P. R. Tibetas, Užkaukazė,… …   Žinduolių pavadinimų žodynas

  • Die schwarzen Schafe — ist eine satirische Kurzgeschichte, für deren Lesung der damals noch unbekannte Autor Heinrich Böll den Literaturpreis der Gruppe 47 auf der Zusammenkunft Anfang Mai 1951 in Bad Dürkheim[1] gewann[2]. Am 12. Juni desselben Jahres wurde die kleine …   Deutsch Wikipedia

  • Brucellose der Schafe — Die Brucella ovis Infektion (Brucellose der Schafe) ist eine Tierseuche. Das Bakterium Brucella ovis aus der Gattung Brucella ist ausschließlich für Schafe pathogen. Es kommt weltweit vor und gehört zu den wichtigsten Erregern infektiöser… …   Deutsch Wikipedia

  • Die Schafe von den Böcken trennen —   Diese Redewendung (auch in der Form »die Schafe von den Böcken scheiden«) geht, ebenso wie der Ausdruck »die Schafe zur Rechten und die Böcke zur Linken«, auf die Bibel zurück. Jesus verdeutlicht in seiner »Rede vom Jüngsten Gericht« bei… …   Universal-Lexikon

  • Schwarze Schafe — Filmdaten Deutscher Titel Schwarze Schafe Produktionsland Deutschland, Schweiz …   Deutsch Wikipedia

  • Pockenseuche der Schafe — Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen (Syn. Schafpocken, Ziegenpocken) ist eine den Pocken verwandte und ihr klinisch ähnelnde Viruserkrankung der Schafe und Ziegen. Die Krankheit kommt in Afrika, Asien und der Türkei, von dort ausgehend selten… …   Deutsch Wikipedia

  • Pockenseuche der Schafe und Ziegen — Die Pockenseuche der Schafe und Ziegen (Syn. Schafpocken, Ziegenpocken) ist eine den Pocken verwandte und ihr klinisch ähnelnde Viruserkrankung der Schafe und Ziegen. Die Krankheit kommt in Afrika, Asien und der Türkei, von dort ausgehend selten… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”