Schauspielhaus (Frankfurt)

Schauspielhaus (Frankfurt)
Das 1902 erbaute Schauspielhaus
Heutige Ansicht
Rückseite des Schauspielhauses mit dem Eingang zum Kleinen Haus

Das Schauspielhaus in Frankfurt am Main war ein 1899 bis 1902 errichteter Theaterbau im Jugendstil. Von 1902 bis 1944 diente der am Gallustor gelegene Bau als Spielstätte des Schauspiels Frankfurt, einer Sparte der Städtischen Bühnen. Der Innenraum bot in Parkett und drei Rängen Platz für 1166 Zuschauer. Die Baukosten betrugen 2,3 Millionen Mark.

Am 29. Januar 1944 brannte das Schauspielhaus nach einem Bombenangriff aus, blieb aber in seiner Rohbausubstanz weitgehend erhalten. 1948 fiel die Entscheidung, das Gebäude als Spielstätte für die Oper Frankfurt wiederaufzubauen, als Ersatz für das ebenfalls 1944 zerstörte Opernhaus. Die Stadt konnte und wollte in Anbetracht anderer dringlicher Wiederaufbauprojekte zunächst nur wenig Geld für die Wiederherstellung des Kulturbetriebes ausgeben.

Anfang 1950 wurde der Wiederaufbau durch die Frankfurter Stadtverordnetenversammlung trotzdem gestoppt. Erst nach massiven öffentlichen Protesten (u. a. wurden rund 50.000 Unterschriften für den Erhalt und Wiederaufbau der Städtischen Bühnen gesammelt) fiel im Oktober 1950 der Beschluss zum Weiterbau. Am 23. Dezember 1951 wurde das Schauspielhaus, nunmehr Großes Haus der Städtischen Bühnen genannt, wieder eingeweiht. Fortan diente es als Spielstätte für die Oper Frankfurt. Das Schauspiel musste, abgesehen von gelegentlichen Gastspielen in seiner ehemaligen Bühne, weiterhin im Börsensaal spielen.

Das Große Haus war mit der für die damalige Zeit modernsten Bühnentechnik ausgestattet. Die 38 Meter durchmessende Drehbühne, in der sich noch eine kleinere Drehbühne mit 16 Meter Durchmesser befindet, ist die größte Europas.

1956 begannen erste Planungen, das Große Haus zu einer sogenannten „Theaterdoppelanlage“ auszubauen, die Oper und Schauspiel unter einem Dach vereinen sollte. 1960 wurde zunächst eine neue Spielstätte für das Schauspiel auf einem Nachbargrundstück errichtet.

1962 wurde die alte Jugendstilfassade des alten Schauspielhauses von 1902 endgültig abgeschlagen, ihre Reste verschwanden hinter einer 120 Meter langen Glasfassade, die beiden Gebäudeteile umspannte. Unter der Decke des Foyers hängt – über die ganze Breite des Gebäudes – die Plastik „Goldwolken“ des ungarischen Künstlers Zoltán Kemény (1907–1965). Marc Chagall (1887–1985) malte 1959 im Auftrag der Stadt für das Foyer das Gemälde „Commedia dell’Arte“.

1963 war die neue Doppelanlage fertiggestellt. Am 12. November 1987 brannte das große Haus bei einem Feuer, das von einem Obdachlosen verursacht wurde, vollständig aus. In der Zeit, in der das Haus zerstört war, war die Oper im benachbarten Schauspiel beheimatet, und das Schauspiel seinerseits im Bockenheimer Depot. Die Oper wurde in unveränderter Form wieder aufgebaut und 1991 wieder in Betrieb genommen.

Die Pantherquadriga

Durch einen glücklichen Zufall blieb die Pantherquadriga, ein 1902 von Franz Krüger geschaffener Giebelschmuck, erhalten. Die bronzene Statue stellt die Siegesgöttin Nike auf einem von vier Panthern gezogenen Streitwagen dar. Sie wurde um 1960 beim Fassadenumbau demontiert und an einen Interessenten in Wehrheim verkauft, der sie Anfang der siebziger Jahre an einen Schrotthändler in Nieder-Eschbach weiterverkaufte. Dort wurde sie von einem Photographen zufällig entdeckt. Nachdem eine Anfrage beim Stadtarchiv ergab, dass es sich tatsächlich um die verschollene Quadriga des Schauspielhauses handelte, erwarb die Aktionsgemeinschaft Alte Oper das Werk für 250.000 Mark und stiftete sie für den Wiederaufbau der Alten Oper, deren Giebel sie seit 1981 ziert. Der ursprüngliche Giebelschmuck der Alten Oper, ein von zwei Greifen gezogener Sonnenwagen des Phöbus Apollon, war 1944 zerstört worden.

Weblinks

 Commons: Schauspielhaus Frankfurt – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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