Willy-Brandt-Platz (Frankfurt)

Willy-Brandt-Platz (Frankfurt)
Willy-Brandt-Platz
Wappen Frankfurt am Main.svg
Platz in Frankfurt am Main
Willy-Brandt-Platz
Blick vom Main Tower
Basisdaten
Ort Frankfurt am Main
Ortsteil Innenstadt
Einmündende Straßen Friedensstraße, Weißfrauenstraße, Neue Mainzer Straße, Gallusanlage, Münchener Straße, Gutleutstraße
Bauwerke Städtische Bühnen Frankfurt, Eurotower

Der Willy-Brandt-Platz ist ein Platz in der westlichen Innenstadt von Frankfurt am Main. Er liegt innerhalb des sogenannten Bankenviertels an den Wallanlagen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die beiden „Gallenthore“ um 1845

Bis zum Abriss der Frankfurter Stadtbefestigung im Jahr 1809 gab es im Westen der Stadt zwei Stadttore: Das in der Verlängerung der Großen Gallusstraße gelegene Alte oder Innere Galgentor aus dem 14. Jahrhundert, seit dem 18. Jahrhundert auch Gallustor oder Gallentor genannt, führte aus der Stadt über den inneren Stadtgraben auf die vor dem Tor gelegene Bastion des Galgenbollwerks. Etwa 100 Meter südlich des Alten Galgentores, am heutigen Willy-Brandt-Platz zwischen Galgenbollwerk und Mainzer Bollwerk, entstand 1661 bis 1662 das Neue oder Äußere Galgentor mit einer Zugbrücke über den äußeren Stadtgraben. Von hier gab es keinen direkten Zugang in die Stadt.

Nach der Schleifung der Stadtbefestigung legte Stadtgärtner Sebastian Rinz die Wallanlagen an, einen durch die Wallservitut vor Eingriffen geschützten Grüngürtel, der sich bis heute um die Frankfurter Innenstadt zieht. 1810 errichtete Johann Friedrich Christian Hess zum Schutz der Durchfahrten durch die Wallanlagen zwei klassizistische Torbauten. Ihre schmiedeeisernen Gitter wurden noch bis 1864 jeden Abend verschlossen.

Mit dem südlichen Äußeren Gallustor entstand durch Verlängerung der Münzgasse erstmals ein direkter Zugang von Westen zur Altstadt. Das nördlich gelegene Tor an der Großen Gallusgasse wurde weiterhin als Inneres Gallenthor bezeichnet. Nach der Inbetriebnahme des Taunusbahnhofs 1839 entstand die nach diesem benannte Taunusstraße, deren Name in der Folge auf das Tor überging. Es trägt seitdem den Namen Taunustor, das Äußere Gallenthor historisch inkorrekt Gallustor.

Von diesem Namen abgeleitet erhielt der hier beginnende Abschnitt der Wallanlagen den Namen Gallusanlage, der ab dem Taunustor folgende heißt demnach Taunusanlage.

Die Gallusanlage war von 1839 bis 1888 Standort der drei Frankfurter Westbahnhöfe, die 1888 durch den Hauptbahnhof ersetzt wurden. Das Gallustor war also eine wichtige Verbindung zwischen dem historischen Stadtkern und den Bahnhöfen.

Nach dem Bau des neuen Schauspielhauses wurde der Platz 1902 in Theaterplatz umbenannt. Seit 1992 trägt er den heute gültigen Namen Willy-Brandt-Platz.

Gestaltung

Willy-Brandt-Platz nach Umgestaltung

Der Willy-Brandt-Platz ist ein kombinierter Platz für Fußgänger, Straßenindividualverkehr, Straßenbahn und die U-Bahn. Die Gestaltung richtete sich lange Zeit nach den Bedürfnissen des Autoverkehrs, was zu Problemen für die anderen Verkehrsteilnehmer führte. Nach dem Bau des Theatertunnels konnte dieser Verkehr größtenteils in den Untergrund verlegt werden.

Der Platz wurde 2005 barrierefrei umgebaut, so dass mobilitätsbehinderte Besucher Oper und Schauspiel stufenlos über den Platz und in die Straßenbahn gelangen können. Ein neues Ausleuchtungskonzept soll eine angenehme Atmosphäre schaffen. Dominiert wird der Platz durch das bekannte, vor allem bei Touristen beliebte Euro-Symbol vor der Europäischen Zentralbank (EZB). Dieses soll aber nach Umzug der Bank an ihren neuen Standort – in den Skytower im Ostend – ab 2014 dort aufgestellt werden.

Einmündende Straßen

Insgesamt sieben Straßen münden heute am Willy-Brandt-Platz ein:

Gutleut- und Münchener Straße
  • Ostseite
    • die Friedensstraße in Richtung Kaiserplatz;
    • die Weißfrauenstraße, mit Straßenbahnschienen in Richtung Altstadt, die sich im weiteren Verlauf in Berliner Straße, Bethmannstraße und Münzgasse aufspaltet.
  • Im Verlauf der ehemaligen Befestigungen
    • die Neue Mainzer Straße (östlich), die Hauptstraße des Bankenviertels;
    • die Untermainanlage (nordöstlich)
  • Westseite

Gebäude

Das 1959 größtenteils abgerissene Alte Schauspielhaus.

Europäische Zentralbank

Das bekannteste Gebäude ist der Hauptsitz der Europäischen Zentralbank. Mit seiner Höhe von fast 150 Metern überragt der Eurotower den Platz. Es wurde ursprünglich für die Bank für Gemeinwirtschaft (BfG) errichtet.

Schauspielhaus

Das Opern- und Schauspielhaus der Städtischen Bühnen wurde 1899-1902 im Jugendstil als Schauspielhaus erbaut und 1944 durch Bomben schwer beschädigt. Zunächst behelfsmäßig repariert, diente es ab 1951 als Spielstätte für die Oper Frankfurt. 1959-1963 wurde das Gebäude komplett umgebaut, die Fassade des historischen Schauspielhauses wurde dabei nahezu vollständig abgebrochen und mit einer im damaligen Sinne modernen Hülle überbaut. Zunächst wurde 1960 auf dem Nachbargrundstück ein neues Schauspiel und eine weitere kleine Bühne, das sogenannte Kammerspiel, errichtet. 1963 wurden beide Gebäude mit einer modernen, gemeinsamen 120 Meter langen Glasfassade versehen. Die Oper Frankfurt zählt zu den angesehensten Opernhäusern der Welt und erhielt 1995 und 2003 die Auszeichnung Opernhaus des Jahres.

U-Bahnhof

Hauptartikel: U-Bahnhof Willy-Brandt-Platz

Die große Rolltreppenanlage im U-Bahnhof.

Der Bahnhof Willy-Brandt-Platz ist ein Knotenpunkt im Netz der Frankfurter U-Bahn. Hier kreuzen sich die A-Strecke (Linien U1, U2, U3 und U8) und B-Strecke (Linien U4 und U5).

Kurioses

Nachdem der ehemalige Bundeskanzler und Friedensnobelpreisträger Willy Brandt 1992 gestorben war, initiierte SPD-Oberbürgermeister Andreas von Schoeler die Umbenennung des Platzes. Die Schilder mussten jedoch schnell wieder ausgetauscht werden, als ein italienischer Journalist bemerkte, dass die Schreibweise fälschlicherweise "Willi-Brandt-Platz" lautete.[1]

Einzelnachweise

  1. Frankfurter Rundschau vom 19. Juni 2009: „Unübertroffen bleibt eine Panne, die den ehemaligen Oberbürgermeister Andreas von Schoeler fast aus den Latschen kippte: Als er 1993 das Schild für den in Gedenken an den verstorbenen Bundeskanzler umbenannten ‚Willy-Brandt-Platz‘ enthüllte, offenbarte sich Ungeheuerliches. Auf dem Schild stand ‚Willi‘.“

Weblinks


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