Schickse

Schickse

Schickse (Jiddisch: שיקסע schikse f, שיקסעס schikses pl von Hebräisch שֶקֶץ šeqeẓ, „Unreines, Abscheu“[1]) bezeichnet ursprünglich eine nichtjüdische Frau. [2]Das Wort ist aber auch ein jiddisches Schimpfwort, das über das Rotwelsche Eingang in die deutsche Sprache gefunden hat, und das früher als abfällige Bezeichnung für ein Mädchen („Flittchen“) gebraucht wurde, heute eher satirischen Charakter hat und sich bspw. auf eine attraktive nichtjüdische Frau oder Mädchen bezieht, die für jüdische Männer oder Knaben eine Versuchung darstellen könnte.

Das männliche Gegenstück der Schickse ist im Jiddischen der Schegez (jiddisch: שייגעץ schejgez m, שקצים schkozim pl; YIVO: sheygets, shkotsim).

Inhaltsverzeichnis

Etymologie und Bedeutungen

Im engen jiddischen Sprachgebrauch bezeichnet „Schickse“ abfällig ein nichtjüdisches (gojisches), meist christliches Mädchen[1]. Wenn man impliziert, dass ein observanter Jude nur eine Jüdin heiraten darf, ist eine Schickse also ein nichtjüdisches Mädchen, die für Heirat und Familiengründung nicht in Frage kommt. Daraus entwickelten sich im Laufe der Zeit die negativen Konnotationen einer zu grell geschminkten, zu aufreizend gekleideten und sexuell zu freizügigen jungen Frau, die u. a. auch in das Deutsche und Englische übernommen wurden. Dabei existieren allerdings viele Bedeutungsnuancen, von liebevoll-ironisch über milde abwertend bis hin zu stark pejorativ (beleidigend). So kann „Schickse“ aus jüdisch-orthodoxer Sicht auch eine unfromme Jüdin bezeichnen; im amerikanisch-jüdischen Soziolekt bezeichnet shiksa princess ein besonders attraktives, blondes WASP-Mädchen.

Volksetymologien

Im Deutschen wird das Wort gelegentlich volksetymologisch von „schick“ (chic) abgeleitet, demnach wäre eine Schickse also eine Frau, die übertrieben schick aufgemacht ist. Eine weitere falsche Herleitung kommt von „angeschickert“, also ein leicht angetrunkenes und somit enthemmtes Mädchen. Da Schickse früher auch eine abfällige Bezeichnung für ein Dienstmädchen war[1], leitet eine weitere Volksetymologie den Begriff von „Schick se“ („Schicke sie“) her [Quelle?], demnach wäre eine Schickse also ein Dienstmädchen, das man lästige Botengänge erledigen lässt.

Medien

  • In der zweiten Folge der dritten Staffel von The Big Bang Theory sprechen Howard und Raj über die „shiksa goddess“. Leonard würde mit Penny seine „shiksa goddess“ bereits haben.
  • Ein Beispiel für diesen Tropus gibt es in der Folge „The Serenity Now“ der US-Sitcom Seinfeld, in der eine Anzahl jüdischer Charaktere Elaine Benes (Julia Louis-Dreyfus) attraktiv finden; Jason Alexander alias George Costanza erklärt daraufhin, dass ihr „shiksappeal“ die Ursache ist.
  • Lenny Bruce schrieb eine Kurzgeschichte Schiksen, die er den WASP zuordnete.
  • Jason Robert Browns Musical The Last Five Years verwendet ein Lied mit dem Titel Shiksa Goddess, der das Verlangen der Hauptfigur Jamie nach einer nicht-jüdischen Frau untersucht, die er letztendlich heiratet.
  • In einer Episode der amerikanischen Sitcom Die Nanny beschreibt Fran Fine (Fran Drescher) ihr Mündel Maggie, eine blonde britische Millionärstochter, einem jüdischen Jungen, der sich mit ihr treffen möchte, als „shiksa goddess“.
  • In der sechzehnten Folge der fünften Staffel der Serie Die Nanny beklagt sich die von der Heirat ihrer Tochter besessene Sylvia Fine (Renée Taylor) darüber, dass sich ihre Tochter Fran Fine direkt vor ihren Augen in eine shikse verwandele, nachdem diese äußerte, dass es ihr egal sei, ob sie jemals einen Verlobungsring von Max Sheffield (Charles Shaughnessy) erhalte, da letztlich das wichtigste ihre Liebe zueinander sei.
  • Der Ausdruck wurde ebenso in einer Episode der vierten Staffel von Queer as Folk benutzt. Die jüdische Lesbierin Melanie beschreibt ihre nichtjüdische Partnerin Lindsay als „Shiksa Goddess“, nachdem Lindsay ihr untreu war.
  • In einer Episode von Sex and the City bezeichnet der jüdische Scheidungsanwalt Harry Goldenblatt seine Freundin, Charlotte York (Kristin Davis), als „shiksa goddess“, nachdem sie darüber diskutierten, dass er eine Jüdin heiraten müsste; das führte zu ihrem Gespräch über das Judentum.
  • Dr. Julianna Cox (Michelle Forbes), die Chefin des medizinischen Stabes in der TV Serie Homicide, bezeichnet sich nach der Untersuchung eines jüdischen Opfers selbst als „an ordinary shiksa“ (zur Überraschung von Ermittler John Munch (Richard Belzer)).
  • In der Episode Heartbreak der ersten Staffel von Chicago Hope – Endstation Hoffnung spricht die katholisch erzogene Camille während der Shiv'ah mit einem befreundeten Rabbiner. Sie sagt: „Rabbi Taubler married me and my husband. He used to joke that I was his first shiksa.“ Dies quittiert die Gemeinde teils mit einem Grinsen, teils mit Kopfschütteln.
  • In Staffel 1, Episode 15 (Disco Inferno) der CBS-Krimiserie Cold Case – Kein Opfer ist je vergessen untersucht das Team einen Fall von 1978, bei dem 22 Menschen während des Feuers in einer Diskothek starben. Ermittler Lilly Rush (Kathryn Morris) wird von der Mutter eines Opfers (Benny) gojische (im englischen Original: shiksa) genannt.
  • Der Ausdruck findet häufige Anwendung in Philip Roths Roman Portnoy’s Complaint, die neben anderem die Eroberung diverser „Shikses“ eines jüdischen Mannes beschreibt.
  • Shiksas werden in dem Lied You won’t succeed on broadway des Musicals Monty Python’s Spamalot erwähnt. Eine Zeile lautet: „You may even have some shiksas making stews!“
  • In einem Saturday Night Live Sketch stellt John Belushi Vito Corleone (Der Pate) in einer Therapiegruppe dar. Eine andere Patientin, die Laraine Newman als Stewardess darstellt, bereitet ein Dessert zu und hört dabei zufällig, wie die Mutter ihres Freundes sagt: “Look, the shiksa’s making us a Presbyterian pie.”
  • Im Film Der Jazzsänger (1927) sagt Jackies Mutter: “Maybe he’s fallen in love with a shiksa.”
  • Im Kapitel "Mimi - eine Liebe auf Zeit" aus seinem Buch "Kaiserhofstraße 12" bezeichnet Valentin Senger seine nichtjüdische Freundin als Schickse.
  • In Staffel 7, Episode 9 der TV-Serie Dr. House beschwert sich House bei seiner (jüdischen) Freundin Cuddy, sie hätte ihm ruhig verraten können, dass ihre Mutter eine "Schickse" sei (nachdem er diese aus Unwissenheit in üblich ruppiger Manier angegangen war)

Literatur

Einzelnachweise

  1. a b c Duden, das große Fremdwörterbuch; Mannheim & Leipzig, 2000, ISBN 3-411-04162-5
  2. Leo Rosten, Jiddisch: Eine kleine Enzyklopädie. München 2002, ISBN 3-423-24327-9

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Schickse – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

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