- Schlauchreifen
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Schlauchreifen (Schweiz: Collé oder auch Tubolare) sind eine Bauart des Fahrradreifens, bei der, anders als bei den allgemein üblichen Drahtreifen, der Reifenmantel zu einer geschlossenen Hülle vernäht ist, in dessen Inneren der eigentliche Schlauch aus Gummi oder Latex liegt. Schlauchreifen werden vorwiegend im Radrennsport, bei Querfeldein-Rennen, im Bahnradsport sowie bei Saalsportdisziplinen (Kunstradfahren, Radball, Radpolo und zum Beispiel beim Rollstuhlbasketball) verwendet. Für die Straße hergestellte Schlauchreifen werden mit Breiten von 18 bis 25 mm angeboten, deren Masse liegt zwischen 140 und 300 Gramm.
Inhaltsverzeichnis
Aufbau
Der Mantel eines Schlauchreifens besteht aus zwei bis drei Lagen von gummiertem Baumwoll- oder Nylongewebe, der Karkasse, auf der Lauffläche griffig gemacht durch eine Gummiauflage, den Protektor, häufig auch verstärkt durch ein bis zwei Gewebestreifen darunter. Auf der Innenseite ist der Mantel vernäht. Diese Naht wird mit einem dünnen, aufgeklebten textilen Nahtband geschützt.
Durch die Bauart kann die Karkasse besonders leicht und flexibel gehalten werden, gleichzeitig halten Schlauchreifen sehr hohem Reifendruck stand. Schlauchreifen haben deshalb einen besonders geringen Rollwiderstand. Im Bahnradsport sind diese Reifen für über 15 bar, oberhalb von 14 bar verliert der Reifen jedoch wesentlich an Elastizität. Im Rennfahrer-Jargon gilt er deshalb oberhalb dieser Grenze als „totgepumpt“.
Montage und Reparatur
Schlauchreifen können nur auf spezielle Felgen montiert werden, die eine konkave Außenfläche (das Felgenbett) besitzen. Felgenhörner wie bei Hakenfelgen für Drahtreifen fehlen. Schlauchreifenfelgen können besonders leicht und stabil konstruiert werden. Bis in die 1950er Jahre waren Felgen oft aus Hickory-Holz verbreitet, sie waren zwar leichter als damalige Aluminiumfelgen, die oft auf einem Holzkern basierten, aber aufwändiger in der Herstellung und hielten Nässe nur bedingt stand. Zuletzt fanden Holzfelgen noch bei Bahnrädern und im Straßenrennsport bei manchen Berg-Etappen Verwendung. Moderne Felgen aus Kohlenstofffaser werden meist als Schlauchreifenfelge konstruiert, was zu einer Renaissance der Schlauchreifen geführt hat.
Um Schlauchreifen auf der Felge zu halten, müssen sie aufgeklebt werden. Vor allem im Bahnradsport wurde dazu früher oft ein Kleber auf Schellackbasis verwendet, heute verwendet man zähflüssigen Klebstoff (im Radrennfahrer-Jargon als „Reifenkitt“ bezeichnet), oder Felgenklebeband. Bei starker Erwärmung (beispielsweise durch häufiges Bremsen bei langer Bergabfahrt) besteht insbesondere bei Felgen aus Aluminium das Risiko, dass der Klebstoff an Haftkraft verliert und sich der Reifen verschiebt. Dann kann das Ventil abreißen, oder der Reifen schlimmstenfalls gänzlich von der Felge springen. Dem Radprofi Joseba Beloki passierte dies während der neunten Etappe der Tour de France 2003, als der Reifen vom Hinterrad sprang und Beloki dadurch schwer stürzte.
Der Wechsel eines defekten Schlauchreifens ist sehr einfach: Der defekte Reifen wird von der Felge gezogen, der Ersatzreifen wird nun auf das noch ausreichend klebende Felgenbett gedrückt und aufgepumpt. Die eigentliche Reparatur von Reifenschäden ist hingegen bei Schlauchreifen mühsam und kompliziert. Um an den Innenschlauch zu kommen, muss die Naht an der richtigen Stelle des Mantels aufgetrennt, der Schlauch geflickt werden, und korrekt wieder vernäht werden, was nur mit einiger Übung gelingt.
Vor- und Nachteile – Alternativen
Seit den 1980er Jahren gibt es auch schmale Drahtreifen, die in Kombination mit Hohlkammerfelgen und Latex-Schläuchen ähnliche Fahreigenschaften haben wie sie Schlauchreifen bieten. Da Drahtreifen in der Regel weniger kosten und leichter zu reparieren sind, haben sie sich im Hobbybereich durchgesetzt. Schlauchreifen werden heute vor allem im Radrennsport auf der Straße und bei Querfeldein-Rennen verwendet. Im Querfeldeinsport nutzt man die konstruktiven Vorteile von Schlauchreifen, um mit sehr niedrigem Luftdruck (teils nur 2,5 bar) Traktionsvorteile auf weichem Untergrund zu erreichen. Im Bahnradsport dürfen nur Schlauchreifen benutzt werden.
Vorteile der Schlauchreifen sind die Notlaufeigenschaften, da der aufgeklebte Reifen auch bei Defekt nicht von der Felge springen kann und die geringere rotierende Masse an den Laufrädern. Schlauchreifen können mit erheblich mehr Reifeninnendruck als Drahtreifen gefahren werden, aber auch mit sehr viel niedrigerem, weil Durchschläge nicht unmittelbar zu Defekten führen. Die Kastenfelgen für Schlauchreifen sind erheblich verwindungssteifer als Drahtreifenfelgen mit gleicher Masse.
Literatur
- Michael Gressmann, Franz Beck, Rüdiger Bellersheim: Fachkunde Fahrradtechnik. 1. Auflage, Verlag Europa Lehrmittel, Haan-Gruiten, 2006, ISBN 3-8085-2291-7
- Frank Lewerenz, Martin Kaindl, Tom Linthaler: Das Rennrad Technikbuch. 1. Auflage, Pietsch Verlag, Stuttgart, 2005, ISBN 3-613-50486-3
- Peter de Leuw: Fahrräder Richtig auswählen, sicher fahren. 1. Auflage, Beuth Verlag GmbH, Berlin-Wien-Zürich, 2006, ISBN 3-410-16487-1
- Jörg Urban, Jürgen Brück: Fahrradreparaturen Wartung und Pannenhilfe. 1. Auflage, Gondrom Verlag GmbH, Bindlach, 2007, ISBN 978-3-8112-2938-9[[]]
Kategorien:- Fahrradtechnik
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