Schlesisches Theater

Schlesisches Theater
Die Fassade vom Ring (Marktplatz) gesehen
Die Front des Schlesischen Theaters mit der Inschrift Teatr im. St. Wyspiańskiego
Die Fassade des Theaters bei Nacht
Das Schlesische Theater von Nordwesten

Das Schlesische Theater (Teatr Śląski im. Stanisława Wyspiańskiego) ist das Stadttheater, eine der Hauptsehenswürdigkeiten der Stadt Kattowitz in Polen, sowie das größte Theater und eine der wichtigsten kulturellen Einrichtungen der Region. Es nimmt einen zentralen Platz mitten im Kattowitzer Stadtzentrum am Ring ein.

Geschichte

Kattowitz ist eine junge Stadt, die sich infolge der Industrialisierung entwickelte und 1865 das Stadtrecht erhielt. Deswegen bestanden, in Anbetracht der wachsenden Bedeutung und dem Bevölkerungswachstum der Stadt, schon früh Bestrebungen, ein Stadttheater zu errichten. Es entstand auch ein Förderverein, der Spenden für den Bau sammelte, der aber freilich von der Stadtverwaltung großzügig bezuschusst werden musste. 1905 wurde nach Plänen des Kölner Architekten Carl Moritz, der schon Erfahrung in Theaterplanungen gesammelt hatte, mit den Baumaßnahmen begonnen. Als Bauplatz wählte man den Ring, bzw. den damaligen Friedrichsplatz, und riss das alte, schlichte Backsteinrathaus ab. Baulich gesehen ist das Theater dem Neoklassizismus zuzurechnen, wobei starke Anklänge an die Klassische Moderne, aber auch Elemente des Jugendstils vorhanden sind. Zu dieser Zeit hatte Kattowitz um die 35.000 Einwohner, Carl Moritz schuf dagegen ein überproportional großes Theater mit 410 Sitzplätzen, das mit seinem kulturellen Angebot und mit seiner Architektur, sowie imponierenden Größe in eine Großstadt gepasst hätte.

Am 2. Oktober 1907 erfolgte die feierliche Eröffnung des Stadttheaters, oder Deutschen Theaters. In seiner Eröffnungsrede sprach Oberbürgermeister Alexander Pohlmann vom Stadttheater, es möge ein stolzes und unbesiegbares Bollwerk gegen die feindliche polnische Lebensart sein. Dieser chauvinistische Satz drückte den Zweck dieses Gebäudes in übertriebener Weise aus. Wie auch das steinerne Spruchband „Deutschem Wort und Deutscher Art“ am Giebel verkündete, sollte das Theater einerseits das deutsche Kulturleben der ganzen Region voranzubringen und die deutsche Sprache fördern, andererseits aber auch ein Symbol der neuen, von Deutschen geprägten Stadt sein. In der Tat hatte Kattowitz zwar eine klare deutsche Bevölkerungsmehrheit, im ländlichen Umland dagegen, sah die Situation anders aus.

Mit diesem Stadttheater, in dem viele bekannte Schauspieler auftraten und andere ihre Karriere begannen, wurde Kattowitz zur kulturellen Metropole des Oberschlesischen Industriegebiets. Als Kattowitz 1922 an Polen fiel wurde das Theater zwar in Polnisches Theater umbenannt, die Minderheitenabkommen verpflichteten Polen jedoch das kulturelle Leben der Deutschen aufrechtzuerhalten, weshalb weiterhin eine deutsche Theatergemeinde bestand, die von deutschen Bühnen aus Oberschlesien, aber auch aus anderen Teilen Deutschlands bespielt wurde. Andererseits sollte das Theater wie zu deutschen Zeiten, diesmal aber umgekehrt, Polonisierungsmaßnahmen erfüllen. Die alte deutsche Inschrift wurde ebenso entfernt, wie in den 30er Jahren die beiden monumentalen Jugenstilreliefe an den Seiten des Giebels, die Szenen aus der Nibelungensage zeigten. 1936 erhielt das Theater den Namen des polnischen Dramatikers und Malers Stanisław Wyspiańskis, der nach dem 2. Weltkrieg auch über dem Giebel angebracht wurde und war Schauplatz zahlreicher Opernaufführungen. Während der deutschen Besetzung im Zweiten Weltkrieg wurde am Theater eine Tafel mit der alten Aufschrift Deutschem Wort - Deutscher Art angebracht, die die rassistischen Ideologien der Nationalsozialisten untermauern sollte.

In der Nachkriegszeit und im kommunistischen Polen verschwanden die restlichen Verzierungselemente des Theaters (unter anderem die Portale), und die Fassade erhielt einen einfarbigen Verputz. Im Jahre 2000 wurden Renovierungsarbeiten abgeschlossen, die den alten Verputz sowie die Portale, von denen noch Reste verwendet werden konnten, wiederherstellten. Weiterhin schmücken noch drei Reliefe des Tanzes, der Musik und der Literatur die Fassade des Stadttheaters von Kattowitz.

In neuerer Zeit wurden neben Theateraufführungen auch Ausstellungen zum Thema Theater, musikalische Aufführungen und literarische Treffen veranstaltet. So fanden im September 1996 im Theater die „Günter Grass-Tage“ statt, an denen zahlreiche namhafte Übersetzer polnischer und deutscher Literatur teilnahmen.

Weblinks

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