- Carl Moritz
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Carl Moritz (* 27. April 1863 in Berlin; † 23. August 1944 in Berg (Starnberger See)) war ein deutscher Architekt und Immobilien-Unternehmer.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Carl Moritz studierte Architektur an der Technischen Hochschule (Berlin-) Charlottenburg und legte nach einem Referendariat im öffentlichen Bauwesen das 2. Staatsexamen ab. 1894 begann er seine Karriere als selbstständiger Architekt in Berlin, im selben Jahr führte ihn eine Studienreise nach England, ein Jahr darauf nach Italien. Von 1896 bis 1898 war er Stadtbauinspektor beim städtischen Hochbauamt in Köln. Ab Herbst 1898 war er als freischaffender Architekt in Köln tätig. Er gründete in Köln bis in die 1930er Jahre des 20. Jahrhunderts insgesamt acht Architekturbüros bzw. Firmen, wobei er eng mit den Architekten Albert Betten und Werner Stahl zusammenarbeitete. 1934 setzte er sich zur Ruhe und ließ sich am Starnberger See nieder, dort verstarb er 1944.
Werk
Einen großen Teil seines Schaffens machen Bankgebäude aus: In seiner Laufbahn baute Carl Moritz ca. 40, die meisten für den Barmer Bankverein, für den er als eine Art Hausarchitekt arbeitete. Weiterhin sind nicht weniger als ca. 50 Villen und ungefähr 15 Wohnsiedlungen von ihm bekannt. Außerdem errichtete Moritz ca. 20 katholische Sakralbauten und sieben Theater – beides Bauaufgaben, für die er als gefragter Spezialist gelten kann. Daneben war er sehr an der Ausbildung der nachkommenden Generationen interessiert. Er hielt während seiner Laufbahn viele Vorträge und schrieb mehrere Publikationen.
Schriften
- Die Entwicklung des modernen Theaterbaues. (Vortrag auf der Wanderversammlung des Verbandes deutscher Architekten und Ingenieur-Vereine (VDAI) in Düsseldorf am 13. September 1904)
- In: Deutsche Bauzeitung, 38. Jahrgang 1904
- In: Zentralblatt der Bauverwaltung, 24. Jahrgang 1904, Nr. 77 (S. 477–479) und Nr. 78 (S. 485–486).
- Neue Theaterkultur. Vom modernen Theaterbau. (= Flugblätter für künstlerische Kultur, Hefte 1–6.) Stuttgart 1906.
- Wohnhäuser und Villen von Carl Moritz, Architekt in Cöln. (= 2. Sonderheft der Zeitschrift Die Architektur des XX. Jahrhunderts.) Ernst Wasmuth, Berlin 1909.
- Kirchliche Bauten und Klöster, Erziehungsanstalten und Krankenhäuser. (= 7. Sonderheft der Zeitschrift Die Architektur des XX. Jahrhunderts.) Ernst Wasmuth, Berlin 1910.
- Banken und andere Verwaltungsgebäude. (= 9. Sonderheft der Zeitschrift Die Architektur des XX. Jahrhunderts.) Ernst Wasmuth, Berlin 1911.
Theaterbauten
- 1900–1902: Stadttheater (später: Städtisches Opernhaus) in Köln, Habsburgerring (im Zweiten Weltkrieg zerstört, Ruine 1958 abgebrochen)
- 1904–1905: Stadttheater in Barmen, Neuer Weg (1939 umgebaut, im Zweiten Weltkrieg zerstört, 1954–1956 verändert wiederaufgebaut als Opernhaus Wuppertal)
- 1906–1907: Stadttheater in Kattowitz (Oberschlesien) / Katowice (Polen), heute: „Teatr Slaski“ (Schlesisches Theater)
- 1905–1907: Stadttheater Düren, Hoeschplatz (am 16. November 1944 bei einem Bombenangriff zerstört)
- 1909–1910: „Residenztheater“ in Wiesbaden (im Zweiten Weltkrieg zerstört)
- 1911–1912: Varieté-Theater „Groß Cöln“ in Köln, Friesenstraße
- 1913–1916: Stadttheater in Stralsund, Olof-Palme-Platz (1968 im Inneren modernisiert)
- 1914–1915: Umbau des Stadttheaters in Bochum, Königsallee (1938 im Inneren modernisiert, im Zweiten Weltkrieg zerstört)
Theater-Entwürfe
- Wettbewerb 1901: Stadttheater in Bielefeld (1902–1904 ausgeführt nach Entwurf von Bernhard Sehring)
- Wettbewerb 1901: Stadttheater in Dortmund (1902–1904 ausgeführt nach Entwurf von Martin Dülfer)
- Wettbewerb 1906: Stadttheater in Lübeck (1907–1908 ausgeführt nach Entwurf von Martin Dülfer)
- Wettbewerb 1906: Stadttheater in Posen (heute: Poznan, Polen) (1909–1910 ausgeführt nach Entwurf von Max Littmann)
- Wettbewerb 1906: Stadttheater in Cottbus (1907–1908 ausgeführt nach Entwurf von Bernhard Sehring)
- Wettbewerb 1908: Königliches Hoftheater in Stuttgart (1909–1912 ausgeführt nach Entwurf von Max Littmann)
- Wettbewerb 1909: Stadttheater in Duisburg (1911–1912 ausgeführt nach Entwurf von Martin Dülfer)
- Wettbewerb 1909: Stadttheater in Bremerhaven (1910–1911 ausgeführt nach Entwurf von Oskar Kaufmann)
- Wettbewerb 1909: Stadttheater in Hagen (1910–1911 ausgeführt nach Entwurf von Ernst Vetterlein)
- Wettbewerb 1911: Großes Opernhaus in (Berlin-) Charlottenburg (nicht ausgeführt)
- Wettbewerb 1912: Neues Königliches Opernhaus Berlin (nicht ausgeführt)
- Wettbewerb 1913: Stadttheater in Krefeld (nicht ausgeführt)
- Wettbewerb 1913: Stadttheater in Bonn (nicht ausgeführt)
- Wettbewerb 1914: Stadttheater in Münster (Westfalen) (ausgeführt nach Entwurf von Max Littmann?)
- Wettbewerb 1919: Stadttheater in Gelsenkirchen (nicht ausgeführt)
Sakralbauten (Auswahl)
- 1896–1898: St.-Afra-Stift in Berlin-Gesundbrunnen, Graunstraße (unter Denkmalschutz)
- 1898: Eben-Ezer-Kapelle für die katholisch-apostolische Gemeinde in Berlin-Charlottenburg, Bismarckstraße 40, heute genutzt von der Friedenskirche Charlottenburg (Baptistengemeinde Berlin-Charlottenburg), unter Denkmalschutz
- 1900–1902: kath. Pfarrkirche St. Mariae Rosenkranz in (Bochum-) Langendreer, Alte Bahnhofstraße (im Zweiten Weltkrieg bis auf den Turm zerstört)
- 1903: kath. Herz-Jesu-Kirche in Witten-Stockum, im März 1984 abgetragen
- 1906–1908: kath. Pfarrkirche St. Nikolaus in Essen-Stoppenberg, Gelsenkirchener Straße
- 1908–1910: kath. Pfarrkirche St. Joseph in Bielefeld, Kaiserstraße (heute: August-Bebel-Straße 7)
- 1910–1911: kath. Pfarrkirche St. Elisabeth in Essen-Frohnhausen, Spittlerstraße (nach Kriegsschäden stark verändert)
- 1912–1914: kath. Pfarrkirche St. Joseph in (Castrop-Rauxel-) Habinghorst
- 1928–1930: kath. Pfarrkirche Christus König, genannt Erphokirche, in Münster, Erphokirchplatz (1972 im Inneren verändert)
Sonstige Bauten (unvollständig)
- 1895–1899: Volksschule Gravenreuthstraße (heute „Geschwister-Scholl-Schule“) in Köln-Ehrenfeld
- 1898: Wohnhaus Zeughausstraße 13, Köln [1]
- 1904–1905: Josephshaus des St. Hedwig-Krankenhauses in Berlin
- 1905–1907: Museum für die musikhistorische Sammlung von Wilhelm Heyer in Köln (heute: Hotel Viktoria)
- 1906: Kaufhaus Hettlage in Köln
- 1906–1907: eigenes Wohnhaus in Köln-Marienburg (1937 abgebrochen)
- 1906–1907: Büro- und Geschäftshaus, sog. „Stollwerck-Haus“, in Köln, Hohe Straße (völlig verändert)
- 1906–1907: Wohnhaus Schütte in Düsseldorf, Lindemannstraße 34 (unter Denkmalschutz)
- 1907: Filiale des Barmer Bankvereins in Osnabrück
- 1907: Wohnhaus Thelemann in Düsseldorf, Nettelbeckstraße 3
- 1907: Kreishaus in Siegburg
- 1907: Wohnhaus Ballauf in Düsseldorf, Lindemannstraße 20 (unter Denkmalschutz)
- 1907: Gebäude des Barmer Bankvereins in Iserlohn
- 1907: Gymnasium in Ahrweiler
- 1907–1909: „Volkshaus“ in Düsseldorf
- 1907–1909: Kreishaus des Landkreises Köln in Köln
- 1907–1909: Rathaus in Frechen
- 1908–1909: Gebäude des Barmer Bankvereins in Bielefeld, Jahnplatz
- 1909: Erweiterungsbau für den Barmer Bankverein in Barmen, Fischertal
- 1909: Filiale des Barmer Bankvereins in Lippstadt
- 1909: Filiale des Barmer Bankvereins in Soest
- 1909: Gebäude der Rheinisch-Westfälische Disconto-Gesellschaft AG in Düsseldorf, Breite Straße (Fassade erhalten)
- 1909–1910: Büro- und Geschäftshaus, sog. „Gereonshaus“, in Köln [2]
- 1910: Rathaus in (Köln-) Porz
- 1910: Bürogebäude der Firma Pahl in Düsseldorf-Rath (verändert)
- 1910: Backfabrik mit Colonialwarenlager und Fuhrpark für den Allgemeinen Consumverein „Freies Rheinland“ in Düsseldorf, Ronsdorfer Straße 77
- 1910–1914: Warenhaus der Carl Peters GmbH in Köln, Zeppelinstraße/Breite Straße 103-135. Nach Kriegsschäden völlig verändert wiederaufgebaut. Heutige Nutzung durch Karstadt[3]
- 1911–1912: Rathaus in Menden (Sauerland)
- 1911–1912: Gebäude des Barmer Bankvereins in Düsseldorf, Breite Straße
- 1911–1912: Büro- und Geschäftshaus mit Hotel „Handelshof“ in Essen, Am Handelshof
- 1911–1913: Büro- und Geschäftshaus, sog. „Getreidehaus“, in Düsseldorf (nicht erhalten)
- 1912: Büro- und Geschäftshaus, „Fürstenhof“, Köln, Ecke Marzellenstraße 2-8/Trankgasse[4]
- 1913: Gebäude des Barmer Bankvereins in Köln, Unter Sachsenhausen 21-27. Heute: Gebäudekomplex „Dominium“ der Generali[5]
- 1913: Gebäude des Bankhauses Simon Hirschland in Essen, Lindenallee 7/9 (Fassade erhalten)
- 1913–1914: sog. „Westbau“ des Kurhotels in Bad Neuenahr
- 1913–1915: Deutzer Hängebrücke in Köln (1945 zerstört)
- 1914: Haupttor der Deutschen Werkbund-Ausstellung Köln 1914
- 1914–1916: Büro- und Geschäftshaus, sog. „Hansa-Haus“, in Krefeld
- vor 1915: Remise/Stallgebäude zu einem herrschaftlichen Wohnhaus in Düsseldorf
- 1915: Schwanhilden-Brunnen in Essen-Stoppenberg
- 1916: Mausoleum der Familie Stollwerck auf dem Melaten-Friedhof in Köln
- 1920: Filiale des Barmer Bankvereins in Bonn
- 1920–1921: Wohnungsbauten für die Besatzungstruppen in Köln-Riehl, Riehler Gürtel u.a.
- 1921: Umbau für den Barmer Bankverein in Gelsenkirchen
- 1922–1924: Erweiterungsbau des Barmer Bankvereins in Düsseldorf
- 1922–1924: Gebäude der Darmstädter und Nationalbank AG in Köln, An den Dominikanern 2. Heute: Sozialgericht Köln[6]
- 1923: Gebäude des Barmer Bankvereins in Essen (zerstört)
- 1924–1925: Gebäude der Darmstädter und Nationalbank AG in Düsseldorf, Königsallee 2/4
- 1926: Gebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Köln
- 1927–1928: Gebäude der Allgemeinen Ortskrankenkasse in Koblenz, Rizzastraße 9/11
- 1927–1928: Wohnungsbauten in Köln-Klettenberg, Heisterbachstraße
- 1927–1928: Verwaltungsgebäude der Köln-Bonner Eisenbahnen in Köln
- 1929–1930: Siedlung am „Krieler Dom“ in Köln-Sülz
Literatur und Quellen
- Ralph Berndt: Bernhard Sehring. Diss., TU Cottbus, 1998.
- Klaus Winands: Das Theater in Stralsund. In: Denkmalschutz und Denkmalpflege in Mecklenburg-Vorpommern, Band 6 (1999)
- Wolfram Hagspiel: Köln-Marienburg. Bauten und Architektur eines Villenvorortes. Bachem, Köln, 1996.
- Wulf Herzogenrath: Der Westdeutsche Impuls 1900–1914. Kat., Kölnischer Kunstverein 1984.
Einzelnachweise
- ↑ Hiltrud Kier; Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Denkmälerverzeichnis Köln Altstadt und Deutz. 12.1, Rheinland Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0455-2, S. 130.
- ↑ Hiltrud Kier: Reclams Städteführer. Architektur und Kunst. Köln. Philipp Reclam jun., Stuttgart 2008, ISBN 978-3-15-018564-3, S. 170.
- ↑ Hiltrud Kier; Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Denkmälerverzeichnis Köln Altstadt und Deutz. 12.1, Rheinland Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0455-2, S. 38.
- ↑ Hiltrud Kier; Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Denkmälerverzeichnis Köln Altstadt und Deutz. 12.1, Rheinland Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0455-2, S. 94.
- ↑ Hiltrud Kier; Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Denkmälerverzeichnis Köln Altstadt und Deutz. 12.1, Rheinland Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0455-2, S. 124.
- ↑ Hiltrud Kier; Landeskonservator Rheinland (Hrsg.): Denkmälerverzeichnis Köln Altstadt und Deutz. 12.1, Rheinland Verlag, Köln 1979, ISBN 3-7927-0455-2, S. 23.
Weblinks
Commons: Carl Moritz – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- http://www.andreas-praefcke.de/carthalia/europe/pl_katowice_teatr.htm [Stadttheater Kattowitz]
- Literatur von und über Carl Moritz im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Kategorien:- Deutscher Architekt
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