Schloss Gadow

Schloss Gadow
Schloss Gadow um 1860, Sammlung Alexander Duncker

Schloss Gadow ist ein ehemaliger Rittersitz im Nordwesten der Prignitz in Brandenburg. Es liegt inmitten der wald- und wiesenreichen Landschaft der Löcknitz-Niederung.

Zum Schloss gehört eine der schönsten und weiträumigsten Parkanlagen in der Region, mit dendrologisch wertvollem Bestand. Neben anderen Naturdenkmalen befindet sich dort die älteste Eiche des Landkreises Prignitz.[1] Das Schloss ist denkmalgeschützt.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Gadow gehörte neben anderen Gütern in der Prignitz zu den uralten Besitzungen der aus der Altmark stammenden Familie von Moellendorff, die in der Prignitz zuerst im 13. und 14. Jahrhundert in Urkunden in Erscheinung trat und hier bald ausgedehnten Grundbesitz erwarb. Das Dorf Gadow wurde im 14. Jahrhundert wüst, während sich im Verlaufe des 15. Jahrhunderts hier aber ein Rittersitz etablierte. Von den mittelalterlichen Gebäuden dieser Anlage ist nichts erhalten. Nach vielerlei Umbauten entstand um 1790 wohl ganz neu ein spätbarockes Wohnhaus von zwei Geschossen, einem hohen Souterrain und einem Mansarddach, als Hans Georg Gottlob von Moellendorff (1758-1839) hier seinen Hausstand begründete und auch jene Gartenanlagen schuf, die später zu einem bedeutenden Landschaftspark erweitert wurden.

1804 bis 1816 war Gadow im Besitz des berühmten Generalfeldmarschalls Wichard Joachim Heinrich von Moellendorff (1724-1816), dessen Erbe sein Adoptivsohn Hugo von Wilamowitz-Moellendorff (1806-1865) wurde. Dessen Vater Daniel Theodor von Wilamowitz (1768-1837) hat 1818 im rechten Winkel an den bestehenden Barockbau zwei Flügel von gleicher Länge anbauen lassen und an Stelle der einstigen Freitreppe die noch heute zum Eingang führende geschwungene Rampe angelegt. Zwei Jahre zuvor (1816) ließ er auch das eindrucksvolle klassizistische Mausoleum am westlichen Ende des Parks nach Plänen des Berliner Baumeisters Samuel Sachs in Form eines griechischen Tempels errichten. Hier fand der berühmte friderizianische General seine letzte Ruhestätte. Als Hugo von Wilamowitz-Moellendorff 1829 Gadow selbst übernahm, begann der dendrologisch außerordentlich interessierte Mann damit, den vorhandenen Park im englischen Geschmack weiträumig durch neue Anlagen zu einem großen Landschaftspark mit Tiergarten, Gewächshaus, Eiskeller, Pferdeställen, Forsthaus etc. umzugestalten, in den diese Gebäude einbezogen und durch Sichtachsen in Beziehung zueinander gestellt wurden. Die reizvolle Umgebung des Schlosses mit der Löcknitz, einigen Teichen und Wiesen bot dafür die besten Voraussetzungen. In jenen Jahren begründete Hugo von Wilamowitz-Moellendorff hier außerdem eine berühmte Vollblutzucht, aus der später der legendäre Hengst „Scherz“ hervorging, den Franz Krüger nach dessen Siegen in England mit dem stolzen Besitzer, der 1857 in den Grafenstand erhoben wurde, malte.

1853 wurde schließlich das Schloss im klassizistischen Stil mit neuen Treppenhäusern, reichen Stuckdecken etc. eingreifend umgestaltet. Das Mansarddach wurde zu einem Mezzaningeschoß mit sehr flachem Schiefer-Walmdach verändert. Als Ergebnis entstand die noch heute bestehende monumentale Dreiflügelanlage mit zwei Hauptgeschossen, einem Souterrain- und Mezzaningeschoß. Im Innern haben sich nach dem Umbau des ganzen Schlosses Mitte der 1960er Jahre zu einem FDGB-Ferienheim keinerlei historische Strukturen oder gar Innendekorationen erhalten, das wertvolle Inventar ging 1945 größtenteils verloren.

Der ausgedehnte Landschaftspark wurde ab 1865 vom Grafen Wichard von Wilamowitz-Moellendorff (1835-1905) mit bedeutenden Anpflanzungen verschiedenster Gehölzarten (insbesondere Koniferen, Rhododendren und Douglasien) bereichert, die den Gadower Park zu einem der artenreichsten Landschaftsgärten der Mark Brandenburg machten. Er ist erhalten und wird gepflegt (u. a. Waldlehrpfad der Oberförsterei Gadow).

Seit 1994 wird das Schloss als Ferienanlage für Kinder genutzt.

Literatur

  • Torsten Foelsch: Adel, Schlösser und Herrenhäuser in der Prignitz. Ein Beitrag zur Kunst- und Kulturgeschichte der Prignitz, Perleberg, Leipzig 1997, S. 38 ff.
  • Alexander Duncker (Hrsg.): Die ländlichen Wohnsitze, Schlösser und Residenzen der ritterschaftlichen Grundbesitzer in der preußischen Monarchie nebst den königlichen Familien-, Haus-, Fideicommiss- und Schatullgütern in naturgetreuen, künstlerisch ausgeführten, farbigen Darstellungen nebst begleitendem Text, Bd. 2, Berlin 1859/60, Nr. 61
  • Paul Ortwin Rave: Die alten Gärten und ländlichen Parke in der Mark Brandenburg In: Brandenburgische Jahrbücher 14/15, Berlin 1939, S. 155
  • Peter-Michael Hahn, Hellmut Lorenz (Hrsg.): Herrenhäuser in Brandenburg und der Niederlausitz. Kommentierte Neuausgabe des Ansichtenwerks von Alexander Duncker (1857-1883), Berlin 2000, Bd. 2, S. S. 166-169
  • Gerhard Vinken u. a., Brandenburg In: Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. München, Berlin 2000, S. 347

Weblinks

Quellen

  1. www.landkreis-prignitz.de/Landkreis/kreisrecht/naturdenkmale lenzen elbtalaue
  2. Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum: Denkmalliste des Landes Brandenburg: Landkreis Prignitz (PDF-Datei; 282 kB)
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