Schloss Heiligenstedten

Schloss Heiligenstedten
Blick am Wirtschaftsgebäude und der Orangerie vorbei zum Schloss Heiligenstedten
Blick durch die Gartenanlagen auf das Herrenhaus

Das Schloss Heiligenstedten in Heiligenstedten bei Itzehoe in Schleswig-Holstein ist der Mittelpunkt eines früheren Adeligen Gutes. Obwohl nach dieser Definition eigentlich ein Herrenhaus, hat sich für das Bauwerk in der Allgemeinheit seit geraumer Zeit die Bezeichnung eines Schlosses durchgesetzt. Der Bau gründet auf einem befestigten Herrensitz des 16. Jahrhunderts im Störgebiet.

Inhaltsverzeichnis

Das Schloss Heiligenstedten

Die Ländereien um das Schloss gehörten im Spätmittelalter der Familie von Krummendiek. Im 16. Jahrhundert ging der Besitz an die Rantzaus, die bereits in der nicht weit entfernten Breitenburg residierten, und schon kurz darauf an die Familie Ahlefeldt, die wie die Rantzaus zu den Equites Originarii des Landes gehörten. 1583 ließ Balthasar von Ahlefeldt durch den Baumeister Franz von Roncha ein erstes Herrenhaus im Stil der Renaissance errichten. 1691 ging das Gut an die Familie Blome, in deren Besitz es bis 1926 blieb.

1717 wurde ein neues Herrenhaus gebaut, das bei einer Sturmflut 1756 schwer beschädigt wurde. Ab 1769 errichtete man auf Veranlassung von Otto Blome I. einen weiteren Neubau in den Formen des Spätbarock. Dieser Bau bildet auch heute noch den Kern des Hauses, dass 1851 bis 1853 im annähernd neugotischen Stil überformt wurde. Der alte Grundriss wurde dabei weitgehend beibehalten und die Veränderungen vor allem an den Fassaden ausgeführt.

Zum Schloss, das sich auf einer rechteckigen Insel an einer Störsschleife befindet, gehörte einst ein Landschaftspark nach englischem Muster. Dieser ist heute jedoch nach einer Deicherweiterung zu einem großen Teil in der umgebenden Landschaft aufgegangen. Ein weiterer Bereich des Parks wurde einer großen Reithalle geopfert. Der Hauptfassade mit dem Rest der Gartenanlage sind verschiedene Nebengebäude vorgelagert, die einst als Wirtschaftshaus und Orangerie dienten.

Schloss Heiligenstedten im 20. Jahrhundert

1926 veräußerte die Familie Blome den Besitz an das Land Schleswig-Holstein. Das Mobiliar und die Bibliothek des Schlosses wurden versteigert und gelangten zum Teil in das Husumer Schloss. Bis 1939 diente das Haus als Heim für schwer erziehbare Jugendliche. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges wurde es vorübergehend zum Lazarett umfunktioniert, diente aber während des Krieges wieder als Erziehungsheim. Nach Ende des Krieges nahm es, wie viele andere der Landschlösser Schleswig-Holsteins, Flüchtlinge aus den Deutschen Ostgebieten auf. Seit 1958 diente es dann als Altersheim und behielt diese Funktion bis zur Auflösung des Heims 1987.

Nach der Sturmflut 1962 wurden fast alle Deichsiele im Heiligenstedtener Stördeich stillgelegt und verfüllt; das Siel für den Schlossgraben wurde hingegen durch ein gusseisernes Siel mit Schieber ersetzt.[1]

1988 wurde das Schloss besetzt. Dem darauf entstehenden Verein wurde zeitweise ein Teil des Geländes zur Nutzung überlassen. Durch die Presse wurde ein privater Investor auf das Gelände aufmerksam, an den das Land Schleswig-Holstein durch die damalige Finanzministerin des Landes, Heide Simonis, das Schloss gegen einen symbolischen Preis von DM 10.000 verkaufte.

Das Schloss wurde bald darauf an einen anderen Investor verkauft und ein umfangreiches, gastronomisches Konzept entwickelt. Das Herrenhaus wurde bis 1994 vollständig saniert und zu einem Schlosshotel umgestaltet. In den Nebengebäuden wurden verschiedene Restaurants eingerichtet und ein Trainingszentrum für Sportpferde sollte als weiterer Anziehungspunkt dienen. Das Projekt scheiterte jedoch unter anderem an Meinungsverschiedenheiten zwischen den Betreibern und der Gemeinde Heiligenstedten, aber auch, da die erwarteten Besucherzahlen ausblieben. Gegenwärtig wird für die überschuldete Anlage ein neuer Käufer gesucht. Das Schloss befindet sich rechtlich in Privatbesitz und ist daher nicht für Besucher zugänglich.

Literatur

  • Hans und Doris Maresch: Schleswig-Holsteins Schlösser, Herrenhäuser und Palais. Husum Verlag, Husum 2006.
  • Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1994.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Erwin Papke: Heiligenstedten. Ein historisches Kleinod an der Stör. Heiligenstedten 1995, S. 463.
53.9300555555569.475

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