- Rantzau (Adelsgeschlecht)
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Rantzau (auch Ranzow) ist der Name einer in Schleswig-Holstein beheimateten uradligen Familie mit dem Stammhaus Rantzau bei Plön. Sie tritt urkundlich erstmals 1226 mit dem Ritter Johann Ranzow auf.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Mittelalter bis zur Neuzeit
Der Name Rantzau - bzw. Rantzow oder auch Ranzow oder latinisiert Ranzovia - deutet auf einen wendischen Ursprung hin, er bezeichnete ursprünglich nur den Stammsitz bei Plön. Die Rantzauer Familie selbst ist nicht wendischen Ursprungs, doch nahmen die ersten hier niedergelassenen Ritter, wie zu der Zeit üblich, den Namen ihres Besitzes an.[1] Die Stammreihe des Geschlechtes begann mit dem urkundlich 1226 erwähnten Ritter Johann Ranzow, der sich auf Schloss Rantzau bei Plön niederließ.[1] Er diente als Knappe in Diensten Adolfs IV. und wurde um 1235 in den Ritterstand erhoben.[1] Johann von Rantzau war der Begründer der verschiedenen Rantzauer Linien, die in den folgenden Jahrhunderten für die Geschichte Schleswig-Holsteins prägend wurden.
Die Rantzau werden zu den Equites Originarii, den uradeligen Familien Schleswig-Holsteins, gezählt und bis zum Ende des Mittelalters wurden sie zu einer der mächtigsten Familien der Schleswig-Holsteinischen Ritterschaft. Mit Beginn der Neuzeit und dem einhergehenden Strukturwandel von der Grundherrschaft zur Gutsherrschaft gehörten ihnen zeitweise bis zu 71 Güter in den Herzogtümern,[2] die in großer wirtschaftlicher Blüte standen. Insbesondere unter Heinrich Rantzau wurde auch die Kultur gefördert, so dass diese Epoche gelegentlich auch das Goldene Rantzauische Zeitalter genannt wird.[2][3] Viele der heute noch existierenden Herrenhäuser des Landes, wie zum Beispiel Ahrensburg, Breitenburg, Nütschau oder Panker, gehen auf Rantzauische Besitzungen zurück. Die Rantzaus waren auch politisch bedeutend, so stellten sie zahlreiche der Statthalter des dänischen Königs und waren dadurch unmittelbar an der Regierung der Herzogtümer beteiligt.
Die Reichsgrafen zu Rantzau
Die reichsgräfliche Linie wurde durch Christian Rantzau begründet, der von Kaiser Ferdinand II. 1650 in den Reichsgrafenstand erhoben wurde. Sein Besitz wurde zur „unmittelbaren freigehörigen“ Reichsgrafschaft Rantzau erhoben. Ihm folgte in der Reichsgrafschaft sein Sohn Detlef 1663–1697, ebenfalls Statthalter im königlichen Anteil Schleswig-Holsteins, und darauf dessen Söhne Christian Detlef 1697–1721 und Wilhelm Adolf, der auf den Verdacht des Brudermordes hin 1722 verhaftet, von einem dänischen Gerichtshof verurteilt wurde und 1734 kinderlos starb. Seine Besitzungen wurden von der dänischen Krone eingezogen. Seine einzige Schwester erhielt nur die Herrschaft Breitenburg, die sie später auf eine andere Linie des Hauses Rantzau vererbte. Ein Prozess, den die Rantzauschen Agnaten beim Reichskammergericht anstrengten, wurde nie entschieden.
Die Familie Rantzau
Verwandtschaftsverhältnisse
- Heinrich Rantzau († 1497), Amtmann zu Steinburg
- Johann Rantzau (1492–1565), Feldherr und Rat
- Heinrich Rantzau (1526–1598), königlicher Statthalter oo 1554 Christine von Halle
- Franz Rantzau
- Heinrich Rantzau der Jüngere (1599–1674), Orientreisender, dänischer Reichsrat
- Gerhard Rantzau (1558–1627), königlicher Statthalter oo II. Dorothea Brokdorf
- Christian Reichsgraf zu Rantzau (1614–1663), seit 1650 1. Reichsgraf zu Rantzau
- Detlef († 1697), Statthalter und 2. Reichsgraf
- Christian Detlef († 1721, ermordet angeblich von seinem Bruder Wilhelm Adolf), 3. Reichsgraf
- Wilhelm Adolf (d.s.p 1734), 4. Reichsgraf
- Detlef († 1697), Statthalter und 2. Reichsgraf
- Christian Reichsgraf zu Rantzau (1614–1663), seit 1650 1. Reichsgraf zu Rantzau
- Franz Rantzau
- Paul Rantzau († 1579), Herr auf Bothkamp oo Beate Sehestedt
- Breide Rantzau (1563–1639)
- Josias Rantzau (1609–1650), Feldmarschall Ludwigs XIV., Marschall von Frankreich, d.s.p. oo Hedwig Margarethe Elisabeth, Tochter von Gerhard
- Breide Rantzau (1563–1639)
- Heinrich Rantzau (1526–1598), königlicher Statthalter oo 1554 Christine von Halle
- Johann Rantzau (1492–1565), Feldherr und Rat
weitere Mitglieder und Abkömmlinge
- Katharina Rantzau, von 1526–1547 Äbtissin des Klosters Itzehoe
- Daniel Rantzau (1529–1569), dänischer Feldhauptmann
- Daniel Rantzau (1534–1589), Herr auf Salzau und Klosterpropst zu Uetersen.
- Peter Rantzau (1535–1602), Bruder von Daniel, Ratgeber des dänischen Königs Friedrich II
- Balthasar Rantzau (1536–1548), Bischof von Lübeck
- Hedwig Margarethe Elisabeth von Rantzau (Elisabeth von Rantzau, Ordensname Maria Elisabeth; 1624–1706), Gründerin des Annunziatinnen-Klosters Klein Bethlehem in Hildesheim
- Benedicta Margaretha von Löwendal, geb. von Rantzau (1683–1776), Gründerin des Lauchhammer-Werkes
- Hans zu Rantzau (1693–1769), erster holsteinischer Gutsherr, der für seine Bauern 1739 die Leibeigenschaft abschaffte
- Heinrich Rantzau (Bürau) (1695–1726), war Urheber des Todes dreier seiner Leibeigenen
- Cai von Rantzau (1726–1792) war Herr auf Gaartz im Kreis Oldenburg, Klosterpropst und Träger des Danebrog-Ordens
- Peter zu Rantzau (1733–1809), Königlich Dänischer Kammerherr und Regierungsrat in Glückstadt, Klosterprobst zu Uetersen
- Kuno zu Rantzau-Breitenburg (1805–1882), förderte die Auswanderung nach Neuseeland
- Otto von Rantzau (1809–1864), Herr auf Aschau, Klosterprobst zu Uetersen und preußischer Gesandter in Dresden
- Emil Graf zu Rantzau (1827–1888), schleswig-holsteinischer Standesherr
- Kuno zu Rantzau (1843–1917), war ein preußischer und kaiserlich-deutscher Diplomat und Schwiegersohn Bismarcks
- Christian Graf zu Rantzau (1858–1939), Generallandschaftsdirektor von Schleswig-Holstein und Mitglied des preußischen Herrenhauses
- Ulrich von Brockdorff-Rantzau (1869–1928), deutscher Politiker, Reichsaußenminister, Leiter der deutschen Delegation auf der Pariser Friedenskonferenz 1919
- Otto Graf zu Rantzau (1888–1946), deutscher Polizeipräsident, Gestapo-Chef und Ministerialbeamter[4]
- Heino von Rantzau (1894–1946), deutscher Offizier
- Ehrengard Gräfin zu Rantzau (* 1906), Besitzerin des Guts Noer
- Heinrich Christian Graf zu Rantzau (1922–2001), Schriftsteller
- Detlev Graf zu Rantzau (* 1930), deutscher Botschafter bei den Vereinten Nationen in New York[5]
- Heinrich von Rantzau (* 1944), Hamburger Reeder
Wappen
Das Stammwappen ist Silber und Rot gespalten. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken ein silbernes und ein rotes Büffelhorn.
Güter und Besitzungen
Zu den zahlreichen Gütern, Herrenhäusern und Schlössern, die sich zumindest zeitweise im Besitz der weitverzweigten Rantzaus befanden, gehörten unter anderem:
- Schloss Rantzau bei Plön, Schloss Rantzau in Barmstedt, das Ahrensburger Schloss, Schloss Breitenburg, Schloss Bothmer, Schloss Krapperup, Schloss Krengerup, das Wandsbeker Schloss, die Siegesburg, die Steinburg, die Trøjborg, Gut Ascheberg, Gut Dobersdorf, Gut Drage, Gut Ehlerstorf, Gut Freienwillen, Gut Gereby, Gut Güldenstein, Gut Hasselburg, Gut Knoop, Gut Ludwigsburg, Gut Lundsgaard, Gut Noer, Gut Nütschau, Gut Panker, Gut Pronstorf, Gut Rastorf, Gut Rohlstorf, Gut Salzau, Gut Seekamp, Gut Sierhagen, Gut Tralau, Gut Waterneverstorf, Gut Weißenhaus.
50 der Herrenhäuser sind auf der Randleiste der sogenannten Rantzau-Tafel abgebildet, die um 1587 durch Daniel Freese für Heinrich Rantzau angefertigt wurde.
Zudem erwarb Eberhardt von Rantzau, der Miteigner der Deutschen Afrika-Linien, bisher etwa 2.250 Hektar des Sachsenwaldes von der Familie Bismarck.[6]
Museen und Denkmäler
Das Museum der Grafschaft Rantzau befindet sich auf der Barmstedter Schlossinsel im Rantzauer See in Barmstedt. In Bad Segeberg erinnern die Rantzau-Kapelle und der sogenannte Rantzau-Obelisk an Heinrich Rantzau und seine Freundschaft mit dem dänischen König Friedrich II., ebenso wie der Tempel von Nordoe bei Itzehoe.
Quellen/Literatur
- Bernhard Ebneth: Rantzau. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 146–149. (Familienartikel)
- Genealogisches Handbuch des Adels Band 122, Adelslexikon Bd. 11, 2000
- Karl von Rantzau: Das Haus Rantzau. Eine Familienchronik. Celle 1865
- Michael Pommerening, Joachim W. Frank: "Das Wandsbeker Schloss - Rantzau, Brahe und die Familie Schimmelmann", Hamburg 2004, ISBN 3-9807460-3-8
Siehe auch
Weblinks
Commons: Rantzau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Webauftritt Familie Rantzau
- Über die Rantzaus
- Stammbaum der Rantzaus (PDF-Datei; 35 kB)
- Wappen der Rantzau in Siebmachers Wappenbuch
- Das Haus Rantzau - Eine Familienchronik
Einzelnachweise
- ↑ a b c Henning von Rumohr: Schlösser und Herrenhäuser in Ostholstein. Seite 154, 155
- ↑ a b J. Habich, D. Lafrenz, H. Schulze, L. Wilde: Schlösser und Gutsanlagen in Schleswig-Holstein, Seite 201. L&H Verlag, Hamburg 1998
- ↑ F. Lühning, H. Schadendorff: Schloss Ahrensburg. Seite 6. Wachholtz Verlag 1982, ISBN 3-529-02828-2.
- ↑ [1]
- ↑ Munzinger Archiv. Abgerufen am 4. März 2010.
- ↑ Reeder Rantzau - Jetzt gehört ihm schon ein Drittel, Hamburger Abendblatt, 2005
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