BS 2000

BS 2000
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BS2000 (seit 1992 lautet der offizielle Name BS2000/OSD) ist die Mainframe-Betriebssystemplattform von Fujitsu Siemens Computers.

Mainframesysteme sind darauf optimiert, viele Programme auf einem Computer parallel installieren und ausführen zu können. Damit kann die notwendige Anzahl der Rechner klein gehalten werden. Ursprünglich konnten so Kosten für die früher deutlich teureren Hardwarekomponenten eingespart werden. Heute liegt der Vorteil einer Architektur, die mit wesentlich weniger Rechnern auskommt, darin, dass dadurch die Komplexität der IT-Infrastruktur deutlich geringer ist. Dies spart Betriebskosten und erhöht die Robustheit.

Damit sich verschiedene Anwendungen und Nutzer auf einem Rechner nicht wechselseitig beeinträchtigen, müssen Mainframesysteme die verschiedenen Benutzer und die Prozesse optimal voneinander abschotten können. Sie tun das durch die Virtualisierung aller von den Anwendungen genutzten Ressourcen und durch ein differenziertes, nach Zugriffsrechten und Prioritäten gesteuertes zentrales Ressourcenmanagement.

Der hohe Virtualisierungsgrad entkoppelt zugleich die Anwendungssoftware von Hardware- und Implementierungsdetails und bildet damit die Grundlage für langfristige Kompatibilität, hohe Flexibilität, hohe Verfügbarkeit, weite Skalierbarkeit und große Robustheit der auf Mainframes laufenden Services.

Anders als andere Mainframesysteme bietet BS2000/OSD in allen Betriebsarten (Batch-, Dialogbetrieb und Online Transaction Processing) und unabhängig davon, ob es nativ oder als Gastsystem in einer virtuellen Maschine läuft, genau dieselbe Schnittstelle. Diese Einheitlichkeit der Benutzerschnittstelle und der gesamten BS2000-Softwarekonfiguration macht die Administration und die Automatisierung besonders einfach.

BS2000/OSD ist vorwiegend im europäischen Markt verbreitet. In Deutschland ist es nach den IBM-Mainframesystemen das am meisten verbreitete Mainframesystem. Im öffentlichen Sektor, im Banken- und Versicherungsumfeld, aber auch in der Industrie sind Mainframes wegen ihrer architekturbedingten Verlässlichkeit, Verfügbarkeit und Skalierbarkeit für viele Kernanwendungen die erste Wahl.

Historie

Entwicklungsgeschichtlich hat das BS2000/OSD seine Wurzeln im Betriebssystem TSOS (Timesharing-Operating-System), das von RCA zuerst für das Modell /46 der Spectra/70-Serie entwickelt wurde. Dies ist eine Rechnerlinie der späten 60er Jahre, die in der Architektur mit der S/360-Serie von IBM verwandt ist. Es war eines der ersten Betriebssysteme überhaupt, bei denen konsequent das Prinzip der virtuellen Adressierung und eines abgeschotteten Adressraums für die Programme verschiedener Benutzer eingeführt wurde. Darüber hinaus hat TSOS schon von Beginn an die Datenperipherie nur über satzorientierte oder blockorientierte Dateischnittstellen zugänglich gemacht, so dass unnötige Geräteabhängigkeiten in Benutzerprogrammen vermieden werden konnten.

Im Vergleich zu konkurrierenden Betriebssystemen (insbesondere von IBM) war BS2000 für den Benutzer leichter zu bedienen, da es insbesondere beim Zugriff auf das Dateisystem weniger Konfigurationsmöglichkeiten gab – was aber neben der etwas eingeschränkten Flexibilität auch die Tuning-Möglichkeiten einschränkte.

In Europa wurde BS2000 Ende der 1960er Jahre zuerst auf Siemens-Rechnern der Serie 4004 installiert. Ihnen folgten dann Anfang der 1970er die Rechner der Serie 7.700. Die Rechnerarchitektur war eine Erweiterung der IBM-S/360-Systeme. Der Befehlssatz war sehr ähnlich, es gab aber mehr Befehle und Register. Es standen 4 statt 3 Funktionszustände (P1=User, P3=Interruptbearbeitung, P2=System, P4=Maschinenfehler) zur Verfügung. Die Abkürzung TSOS blieb als User-Account lange Zeit erhalten, sie entsprach der Root-Kennung von Unix-Systemen.

1972
BS2000 wurde bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München als Informationssystem für die Presse eingesetzt. Der große Vorteil für die Softwareentwickler war der integrierte Debugger IDA (Integrated Debugging Aid). Es konnten an der BS2000-Kommandozeile Breakpoints gesetzt und Programmvariablen ausgelesen und verändert werden.
1975
Im Juni 1975 lieferte Siemens eine Weiterentwicklung dieses Betriebssystems (Version 5.0) für die Modelle der Siemens-Großrechner der Serie 7.700 aus. Schon diese erste BS2000-Version unterstützte Platten-Paging und drei verschiedene Betriebsarten im selben System: den Dialog-, den Batch- und den Teilhaberbetrieb, einen Vorläufer des Online Transaction Processing (OLTP-Betrieb). Das Betriebssystem musste für die vorhandene Hardwarekonfiguration angepasst (generiert) werden, d. h. die internen Tabellen des Betriebssystems für die Ein-/Ausgabe, Hauptspeicherkonfiguration usw. wurden durch einen Systemgenerierungslauf erzeugt. In einem zweiten Lauf wurden die optionalen Software-Module und die zuvor erzeugten Tabellen zu dem eigentlichen ladefähigen Betriebssystemkern gebunden.
1977
Mit dem Kommunikationssystem Transdata erfolgte der Einstieg in die damals moderne Rechnervernetzung. Ähnlich wie im BS2000 musste das PDN (Programmsystem zur Daten- und Netzsteuerung) an die jeweilige Hardwarekonfiguration angepasst werden, d. h. jede Leitung, jedes Modem, jeder Bildschirm und Drucker musste definiert werden.
1978
Die Einführung der Multiprozessortechnik verbesserte die Systemverfügbarkeit; damit wurden die ersten Bi-Prozessormodelle 7.761 und 7.762 von Siemens unterstützt. Das Betriebssystem konnte von da an den Ausfall eines Prozessors verkraften. Gleichzeitig wurde dadurch das Leistungsspektrum erheblich ausgeweitet. Die Leistung einer 7.760 (Monoprozessor) lag bei ca. 1 MIPS. Die Leistung war durch die verwendete TTL-Schaltkreistechnik begrenzt. Die Akronym MIPS wurde auch gerne mit „Meaningless Indicator for Processorspeed“ übersetzt. Der Adressraum für User und Betriebssystem war durch die 24-Bit-Adressierung auf 16 MByte beschränkt.
1979
Mit dem Transaktionsmonitor Universal Transaction Monitor (UTM) wurde das für Mainframes besonders wichtige Online Transaction Processing als weitere Betriebsart unterstützt.
1987
BS2000 wird auf die S/370-Architektur portiert (31-Bit) und unterstützt jetzt 2 GB große Adressräume, 512 Prozesse und das XS-Kanalsystem (Dynamic Channel Subsystem).
BS2000 wurde auch verkleinert: durch Einsatz einer Hercules-Karte in einem Sinix-System 9780 konnte man sich den Großrechner unter den Schreibtisch stellen.
1989
Es wurden mit der Version 9.0 neue Rechner unterstützt. Die zwei Baureihen (H60 und H90) wurden in München entwickelt und in Augsburg gefertigt. Bei der H90 (Entwicklungsname Tiger) kamen wassergekühlte ECL-Schaltkreise zum Einsatz (Kühlschrank wurde mitgeliefert), die Monoprozessorleistung betrug maximal 15 MIPS.
1990
Mit der virtuellen Maschine VM2000 können mehrere BS2000-Systeme, auch unterschiedlicher Versionen, parallel auf einem Rechner laufen. Das Konzept findet sich heute bei Virtualisierungslösungen wie VMWare ESX oder XEN wieder. Das neue hierarchische Speicherverwaltungssystem HSMS verdrängt automatisch selten genutzte Daten auf billigere Speichermedien. Sobald diese Daten wieder benötigt werden, werden sie ebenso automatisch wieder auf Medien mit schnellem Datenzugriff restauriert. Das Bandarchivsystem Maren ermöglicht den Anschluss von Robotersystemen.
1991
BS2000 wird mit der Version 10 in voneinander entkoppelte Subsysteme zerlegt. Das erhöht die Flexibilität bei der Weiterentwicklung und der Softwareauslieferung. Außerdem wurde die Sicherheit des Systems gemäß F2/Q3 evaluiert.
1992/1995
Das BS2000 wird in Richtung Offenheit für Anwendungssoftware neu ausgerichtet und heißt ab da BS2000/OSD (Open Server Dimension). Nach der Portierung der POSIX-Schnittstellen 1992 wird 1995 der XPG4-Standard voll unterstützt.
1996
Portierung von BS2000/OSD auf die RISC-Architektur der Firma MIPS. Obwohl das Betriebssystem jetzt auf unterschiedlichen Hardware-Architekturen (S-Server mit S/390-Architektur und SR2000-Server für die RISC-Architektur) läuft, wird für BS2000-Anwendungen der objektkompatible Ablauf garantiert. Für S/390 produzierte Anwendungen können ohne Neuübersetzung auf Rechnern mit RISC-Architektur eingesetzt werden. Durch die notwendige Emulation des S/370-Befehlssatzes ist die Performance von nicht neu übersetzen Programmen nicht immer optimal.
1997
Mit WebTransactions können bestehende BS2000-Anwendungen Internet-tauglich gemacht werden, ohne in diese Anwendungen eingreifen zu müssen.
1999
Als erstes Betriebssystem weltweit erhält BS2000/OSD das Internet-Branding der Open Group.
2002
Mit der Portierung von BS2000/OSD auf die SPARC-Architektur entsteht die neue SX-Serverlinie. Damit setzt Fujitsu Siemens Computers seine Strategie der Hardwareunabhängigkeit bei gleichzeitigem Erhalt der vollen Kompatibilität fort.
2004
Nach Escon und Ficon wird jetzt auch Fibre Channel unterstützt. Durch die Integration in SAN-Speichernetze mit Fibre-Channel-Technologie werden Durchsatzsteigerungen gegenüber den Vorgängertechnologien erreicht.
2007
BS2000/OSD-Version 7.0 wird freigegeben. Entwicklungsschwerpunkte sind: Bereitstellung der Snap- und Clone-Funktionalität der EMC Symmetrix DMX-Speichersysteme für BS2000-Dateien und -Platten. Online Provisioning für Pubsets (Diese Funktion fügt je nach Bedarf zu einem BS2000-Dateisystem automatisch Platten aus einem Pool freier Platten hinzu oder gibt überschüssige Platten wieder in diesen Pool zurück). Autonome, dynamische Steuerung von I/O-Ressourcen (IORM). Ähnlich wie die Prioritätensteuerung bei der Zuteilung von CPU-Zeitscheiben realisiert diese Funktion eine Prioritätensteuerung für Prozesse beim Zugriff auf I/O-Ressourcen.
2008
BS2000 wurde auf die X86-Architektur portiert. Die neuesten Server verwenden Intel-Xeon-CPUs.

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