Schonische Messe

Schonische Messe
Olaus Magnus: Fischfang (1555)
Skanör mit Falsterbo um 1900

Die Schonische Messe (dänisch Skånemarkedet; schwedisch Skånemarknaden; deutsch: „Schonenmarkt“) war im Mittelalter während der Zeit des Heringfangs eine jährlich stattfindende Messe in Skanör-Falsterbo auf der Halbinsel Falsterbo im damals dänischen Schonen, auf dem aber auch alle anderen Arten von Fertig- und Halbfertigprodukten bis hin zu Rohstoffen gehandelt wurden.

Die reichen Fanggründe nördlich der Halbinsel Falsterbo für den Hering, eine beliebte und notwendige Fastenspeise des an Fastentagen reichen Mittelalters, begründete am Anfang des 12. Jahrhunderts diese größte nordeuropäische Handelsveranstaltung des Mittelalters und den rasanten Aufstieg und Reichtum der Hansestädte des Wendischen Viertels der Hanse, insbesondere von Lüneburg, Lübeck, aber auch von Wismar, Rostock, Stralsund und Danzig. Die Messe fand zwischen Ende Juli und Ende Oktober statt, wurde jedoch in manchen Jahren bis in die Mitte des Novembers hinein verlängert. Zur Konservierung der Fische für den Transport nach Kontinentaleuropa wurden Fässer und Salz benötigt. Die nächsten reichen Salzvorkommen waren in Lüneburg und wurden von dort über die Alte Salzstraße nach Lübeck gebracht, von dort samt Fässern nach Falsterbo, hinzu kamen die Lieferungen der Güter des täglichen Bedarfs für die in der Saison dort bis 20.000 anwesenden Menschen (Bier als damaliges Grundnahrungsmittel, Fleisch). Auch die dort tätigen Hilfskräfte wurden zum Großen Teil aus den deutschen Städten der Ostseeküste mit Schiffen mitgebracht. So lagen im Öresund vor Falsterbo bis Dragør auf der Insel Amager am Westufer des Sunds zeitweilig gleichzeitig bis zu 500 Schiffe unterschiedlicher Größenordnung, die kleinen konnten 4-5 Fass Heringe laden, die großen um die 400. Ab 1398 erfolgte der Salztransport zwischen Lüneburg und Lübeck über den ersten Kanal Europas, der eine Wasserscheide überwand, den Stecknitz-Kanal. Der Rücktransport der gepökelten Heringe in den Fässern erfolgte auf dem gleichen Weg. Die Dänische Krone vergab an die Städte der Hanse, aber sehr zum Leidwesen der Hanse auch an die Umlandfahrer genannten Kaufleute aus England und den Niederlanden, sogenannte Vitten, Konzessionen auf ein bestimmtes Stück Land auf den Wiesen der Halbinsel, von Stadt zu Stadt durchaus von unterschiedlicher Größe, auf der diese die für die Fischfangsaison notwendigen Gebäude errichteten. Die größten Vitten waren die von Lübeck und Danzig mit je 6 - 10 Hektar. Die Vitten unterstanden Älterleuten der jeweiligen Städte, die auch die Jurisdiktion innehatten. Die dort tätigen Kaufleute aus den Städten waren in speziellen Kaufleutekorporationen, den Schonenfahrer-Gilden ihrer Herkunftsstädte organisiert, die dort wegen der wirtschaftlichen Bedeutung für ihre Städte auch erheblichen Einfluss auf den Rat der Stadt hatten. Aus Sicht der Dänischen Krone waren Vitten Konzessionen, die in der Summe erheblich zum dänischen Staatshaushalt beitrugen, wie später auch der Sundzoll.

Der Kampf um die Privilegien in diesem Geschäft war einer der Kernpunkte der ständigen und häufig auch kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen den Hansestädten und den dänischen Königen. Im Frieden von Stralsund (1370) konnte für einen Zeitraum bis 1385 der Heringsmarkt in Schonen von der Hanse als Monopol gesichert und der zunehmende Wettbewerbsdruck der Umlandfahrer völlig zurückgeführt werden. Damit wurde der Messecharakter zugunsten der heimischen Stapelrechte aufgehoben und der Markt auf einen reinen Heringsmarkt reduziert.

Das Ausbleiben der Heringe um 1560 beendete die große Zeit der Märkte in Schonen, Skanör und Falsterbo devastierten nahezu, einher ging allerdings auch der wirtschaftliche Niedergang der Städte des Wendischen Viertels der Hanse.

Literatur


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