Schulstreik

Schulstreik
Schülerdemonstration (2009)

Als Schulstreik bezeichnet man den Unterrichtsboykott durch Schüler, meist verbunden mit Demonstrationen während der Unterrichtszeit, zur Durchsetzung politischer Ziele. Da Schüler in der Schule eine Dienstleistung in Anspruch nehmen, handelt es sich genau genommen nicht um einen Streik im konventionellen Sinne, sondern um einen Boykott. Dennoch hat sich der Begriff des Schulstreiks etabliert. Er läuft heute analog zu Studentenprotesten.

Inhaltsverzeichnis

Schulstreiks in der Geschichte

Einige Bekanntheit erreichte der Wreschener Schulstreik von 1901, in dem polnische Schüler sich gegen deutschsprachigen Religionsunterricht auflehnten, den die preußische Regierung verordnet hatte. Anlass für Schulstreiks konnte wie in Südafrika ein größerer politischen Kampf oder manchmal auch nur eine einzelne Verwaltungsentscheidung sein.[1]

Jüngere Schulstreiks

Auch heute greifen Schüler häufig zu Streiks, um auf ihre konkreten Probleme aufmerksam zu machen[2][3], aber auch um generell Stellung zu beziehen wie bei den Schulstreiks anlässlich des Irakkriegs 2003. Die Abschaffung der Lernmittelfreiheit, die Einführung von Zentralprüfungen und die Verkürzung der Gymnasialschulzeit auf 12 Jahre haben in den Bundesländern zu Schülerprotesten geführt.[4][5] Die deutsche Bewegung erreicht bisher allerdings bei Weitem nicht das Ausmaß von jüngeren Schülerprotesten in anderen Ländern zum Beispiel in Frankreich[6], Chile[7] und Italien.[8] Gruppierungen haben auf einen bundesweiten Schulstreik am 12. November 2008 hin gearbeitet. An diesem Schulstreik nahmen rund 100.000 Schüler teil.[9]

Ein weiterer deutschlandweiter Schulstreik fand vom 15. bis 20. Juni 2009 im Rahmen des Bundesweiten Bildungsstreiks 2009 statt. Höhepunkt der Aktion war ein bundesweiter Unterrichtsboykott am 17. Juni, bei dem nach Aussagen der Veranstalter fast 270.000 Schüler und Studenten teilnahmen.[10][11]

In Österreich wurde am 20 April 2009 sowie am 24. April 2009 zu Schulstreiks aufgerufen. So waren in Wien am 24. April zirka 25.000 Schüler unterwegs. Insgesamt streikten in ganz Österreich rund 60.000 Schüler.[12] Grund der Proteste waren, aus Sicht der Schüler unsinnige und widersprüchliche, Beschlüsse der Ministerin für Unterricht, Kunst und Kultur Claudia Schmied, die zuvor durch den Vorschlag zur unentgeltlichen Mehrarbeit für Lehrer sowie der – nach aktuellem Stand in die Tat umgesetzten – Abschaffung der schulautonomen Tage in die Schlagzeilen geraten war. Weiterhin wollten die österreichischen Schüler mehr Mitspracherechte in der Schulpolitik erhalten.

Quellen

  1. DIE ZEIT, 3. Mai 1963 Nr. 18: Der Schulstreik in Hettenhain (Stand: 27. Oktober 2008)
  2. Egger; Fassbind (2008): Streik: Die Lehrer verschliessen die Augen vor den Problemen. In: 20minuten. (Stand: 27. Oktober 2008)
  3. Berliner Morgenpost (2008): Kursierte der Mathe-Test schon länger?. (Stand: 27. Oktober 2008)
  4. Wikinews (2008): „Schulstreik“ in Berlin (Stand: 27. Oktober 2008)
  5. FSO Tübingen (2008): SCHULSTREIK – in Tübingen und bundesweit In: Indymedia (de). (Stand: 27. Oktober 2008)
  6. Spiegel online (Schulspiegel): ALLEZ ENFANTS – Französische Schüler bremsen Sarkozy. (Stand 16. Dezember 2008)
  7. Lateinamerika Nachrichten: Die Revolution der Pinguine. Nummer 385/386, Juli/August 2006.
  8. Indymedia.de: La vostra crisi non la paghiamo noi. (Stand 24. Oktober 2008)
  9. Schulaction.org: Bildungsblockaden einreißen (Stand: 13. Oktober 2008)
  10. heute.de: „Für ein besseres Bildungssystem“
  11. Demozahlen auf der Homepage des bundesweiten Bildungsstreiks 2009 (Stand: 18. Juni 2009)
  12. oe24.at: Demos mit 60.000 Schülern für freie Tage

Siehe auch

Weblinks


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