- Schutzart
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Die Schutzart gibt die Eignung von elektrischen Betriebsmitteln (zum Beispiel Geräte, Leuchten und Installationsmaterial) für verschiedene Umgebungsbedingungen an, zusätzlich den Schutz von Menschen gegen potentielle Gefährdung bei deren Benutzung.
Inhaltsverzeichnis
Grundlagen
Bei vielen Anwendungen müssen elektrische und elektronische Geräte unter erschwerten Umweltbedingungen über viele Jahre sicher arbeiten. Außer dem zulässigen Temperaturbereich stellt die korrosive Belastung, hierunter wird die Beständigkeit gegen aggressive Medien in der Industrie wie Feuchte, Wasser, Dämpfe, Säuren, Laugen, Öl oder Kraftstoffe verstanden, eine Einsatzbeschränkung dar. Zudem muss das Eindringen von Fremdkörpern und von Staub, sowie die Kontamination mit Bakterien und Viren (in der Medizintechnik) für eine zuverlässige Funktion und sicheren Gebrauch verhindert werden.
Bezüglich ihrer Eignung für verschiedene Umgebungsbedingungen werden die geschützten Systeme in entsprechende Schutzarten, sogenannte IP-Codes eingeteilt. Die Abkürzung IP steht für Ingress Protection (deutsch: Schutz gegen Eindringen)[1].
Die mit IP klassifizierte Schutzart ist von der elektrischen Schutzklasse zu unterscheiden. Während die IP-Schutzarten den Schutzgrad des Gehäuses gegen Berührung, Fremdkörper und Wasser definieren, bestimmen die Schutzklassen Maßnahmen gegen berührungsgefährliche Spannungen an betriebsmäßig nicht unter Spannung stehenden Teilen von Betriebsmitteln.
Normung
Für die Codierung der IP-Codes gibt es verschiedene deutsche und internationale Normen.
- DIN EN 60529; VDE 0470-1:2000-09 Schutzarten durch Gehäuse (IP-Code) (IEC 60529:1989 + A1:1999); Deutsche Fassung EN 60529:1991 + A1:2000, früher VDE 0470-1[2]
- DIN 40 050-9:1993-05 mit dem Titel Straßenfahrzeuge; IP-Schutzarten; Schutz gegen Fremdkörper, Wasser und Berühren; Elektrische Ausrüstung, Ausgabedatum: 1993-05. Wie der Titel angibt, ist diese Norm besonders für Straßenfahrzeuge gedacht.
- ISO 20653:2006-08 Road vehicles -- Degrees of protection (IP-Code) -- Protection of electrical equipment against foreign objects, water and access[3] beschreibt den aktuellen Stand für Straßenfahrzeuge mit Erweiterungen der Codierung der Schutzart gegenüber früheren DIN-Normen
Alle Normen sind gültig, unterscheiden sich jedoch im Änderungsstand und im Detail. Bei der Angabe von IP-Codes ist es für eine eindeutige Codierung notwendig, die Bezugsnorm anzugeben.
Da sich die Bedeutungen der Schutzarten innerhalb der jeweiligen Normen im Vergleich zu früheren Ausgaben auch geändert haben, ist es darüber hinaus erforderlich, stets Nummer und Veröffentlichungsdatum der Norm anzugeben, um eine eindeutige Referenz herzustellen.
Mit ISO 20653 vom 15. August 2006 wurde die DIN 40 050 Teil 9 fast wortwörtlich übernommen. Es besteht daher die Möglichkeit, dass DIN 40 050 Teil 9 in Zukunft mit dem Verweis auf ISO 20653 zurückgezogen wird. Lediglich in der Staubzusammensetzung (Prüfstaub) unterscheiden sich die beiden Vorschriften.
Nomenklatur
Den in der Schutzartbezeichnung immer vorhandenen Buchstaben IP werden zwei Kennziffern (im allgemeinen ohne Zwischenraum) angehängt. Diese zeigen an, welchen Schutzumfang ein Gehäuse bezüglich Berührung bzw. Fremdkörper (erste Kennziffer) und Feuchtigkeit bzw. Wasser (zweite Kennziffer) bietet.
Wenn eine der beiden Kennziffern nicht angegeben werden muss oder soll, wird diese durch den Buchstaben X ersetzt (zum Beispiel „IPX1“). Bei Bedarf können an die Ziffernkombination noch definierte Buchstaben zur genaueren Beschreibung der Schutzart angehängt werden. So sieht DIN 40 050 Teil 9 den Buchstaben K für die Kennzeichnung der Ausrüstung von Straßenfahrzeugen bei einzelnen Kennziffern vor.
Schutzgrad (Code)
Schutzgrad für Berührungs- und Fremdkörperschutz (1. Kennziffer)
DIN EN 60529 und DIN 40 050 Teil 9
DIN 40 050
Teil 9
ZifferDIN EN 60529
ZifferSchutz gegen FremdkörperSchutz gegen Berührung0 0 kein Schutz kein Schutz 1 1 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 50 mm Geschützt gegen den Zugang mit dem Handrücken 2 2 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 12,5 mm Geschützt gegen den Zugang mit einem Finger 3 3 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 2,5 mm Geschützt gegen den Zugang mit einem Werkzeug 4 4 Geschützt gegen feste Fremdkörper mit Durchmesser ab 1,0 mm Geschützt gegen den Zugang mit einem Draht 5K 5 Geschützt gegen Staub in schädigender Menge vollständiger Schutz gegen Berührung 6K 6 Staubdicht vollständiger Schutz gegen Berührung Genauere Erläuterungen finden sich in den jeweiligen Normen.
Hinweis: Während DIN EN 60529 IP5X und IP6X definiert, heißen diese beiden Schutzklassen in DIN 40 050 Teil 9 IP5KX und IP6KX.
Schutzgrad Wasserschutz (2. Kennziffer)
DIN EN 60529 und DIN 40 050 Teil 9
DIN 40 050
Teil 9
ZifferDIN EN 60529
ZifferSchutz gegen Wasser0 0 kein Schutz 1 1 Schutz gegen senkrecht fallendes Tropfwasser 2 2 Schutz gegen fallendes Tropfwasser, wenn das Gehäuse bis zu 15° geneigt ist 3 3 Schutz gegen fallendes Sprühwasser bis 60° gegen die Senkrechte 4 4 Schutz gegen allseitiges Spritzwasser 5 5 Schutz gegen Strahlwasser (Düse) aus beliebigem Winkel 6 6 Schutz gegen starkes Strahlwasser 6K Schutz gegen starkes Strahlwasser unter erhöhtem Druck, spezifisch für Straßenfahrzeuge 7 7 Schutz gegen zeitweiliges Untertauchen 8 8 Schutz gegen dauerndes Untertauchen 9K Schutz gegen Wasser bei Hochdruck- /Dampfstrahlreinigung, spezifisch für Straßenfahrzeuge Genauere Erläuterungen finden sich in den jeweiligen Normen.
Hinweis: DIN EN 60529 definiert weder IPX9 noch IPX9K. DIN 40 050 Teil 9 definiert ebenfalls kein IPX9, sondern nur IPX9K.
Bis zum Schutzgrad IPX6 (bei DIN EN 60529) bzw. IPX6K (bei DIN 40 050 Teil 9) sind die darunter liegenden Schutzgrade eingeschlossen. Bei den höheren Schutzklassen gilt dies für die Wasserschutzgrade 7, 8 und 9K nicht automatisch. Falls ein Einschluss einer niedrigeren Schutzart gefordert wird, ist dies durch eine Doppelbezeichnung angegeben, beispielsweise IPX6K/IPX9K.
Typische Schutzarten
In Industrieanlagen wird typischerweise IP54 verbaut, in Schaltschränken IP20. Im Kfz-Bereich ist beim Einbau im Trockenraum des Fahrzeugs bis zu IP55 sinnvoll (eventuell mit Vorgaben für die Einbaulage, so dass ein „Regenschirm“-Prinzip entsteht). Bei Verwendungen in Baumaschinen, im Katastrophenschutz, für Wehrtechnik, offen zugänglichen Einbauorten und im Motorraum von Straßenfahrzeugen wird IP6K6K, IP6K7, IP6K8 und IP6K9K nach DIN 40 050 Teil 9 verwendet. Teilweise sind auch Kombinationen der Schutzarten in Verwendung.
Oft (zum Beispiel bei Bedienelementen im öffentlichen Nahverkehr oder an Aufzügen) muss auch Vandalismus berücksichtigt werden, dann ist IP5X angebracht, auch wenn die Betätigungsstromkreise mit Kleinspannung arbeiten und keine erhöhte Verschmutzungsgefahr besteht.
Ein vollständiger Berührungsschutz ist ab IP 5X gegeben, da ab diesem Schutzgrad ein unbeabsichtigtes Eindringen verhindert wird.
Literatur
- DIN EN 60529 (VDE 0470-1):2000-09 Schutzarten durch Gehäuse (IP-Code) (IEC 60529:1989 + A1:1999); Deutsche Fassung EN 60529:1991 + A1:2000. VDE-Verlag, Berlin
- Gerhard Kiefer: VDE 0100 und die Praxis. 1. Auflage. VDE-Verlag, Berlin und Offenbach 1984, ISBN 3-8007-1359-4.
- Werner Hörmann, Bernd Schröder: Schutz gegen elektrischen Schlag in Niederspannungsanlagen – Kommentar der DIN VDE 0100-410 (VDE 0100-410):2007-06. VDE-Schriftenreihe Band 140, VDE-Verlag, Berlin, ISBN 978-3-8007-3190-9.
- Dieter Vogt, Herbert Schmolke: Elektro-Installation in Wohngebäuden. 7. Auflage. VDE-Verlag, Berlin/Offenbach 2010, ISBN 978-3-8007-3029-2.
- DIN 40050-9:1993-05: Straßenfahrzeuge: IP-Schutzarten. Schutz gegen Fremdkörper, Wasser und Berühren. Elektrische Ausrüstung. Beuth-Verlag, Berlin 1993.
- ISO 20653:2006(E): Road vehicles — Degrees of protection (IP-Code) — Protection of electrical equipment against foreign objects, water and access. ISO, 2006.
Weblinks
- www.elektronik-kompendium.de - IP-Schutzarten
- Bildliche Darstellung der Schutzarten (PDF-Datei; 81 kB)
Einzelnachweise
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