Seeschlange (Kryptozoologie)

Seeschlange (Kryptozoologie)
Seeschlange.
Olaus Magnus: Historia de Gentibus Septentrionalibus. Rom 1555.

Als Seeschlange bezeichnet man in der Kryptozoologie eine Reihe von im Wasser lebenden Tieren, deren Existenz bislang nicht bewiesen ist. Diese „Seeungeheuer" sollen beispielsweise von Zeit zu Zeit an den östlichen Küsten von Amerika sowie auch in den größeren Buchten der Küste von Norwegen gesehen worden sein.

Inhaltsverzeichnis

Berichte

Die frühesten Berichte über die mysteriösen Seeschlangen stammen von Olaus Magnus (1490-1557) aus dem Reisebericht Historia de gentibus septentrionalibus[1] von 1555 und dann von Nikolaus Gramius (1656). Das Tier wird als schlangenförmig, bei verhältnismäßig nicht bedeutender Dicke bis 30 Meter (oder nach Olaus Magnus 1,5 Meilen) lang, von brauner Färbung und mit einem langen, schmalen, mit einer Mähne umgebenen Kopf mit roten Augen beschrieben. Zu Beginn des 18. Jahrhunderts beschrieb der deutsche Abenteurer Martin Wintergerst die große Seeschlange, die er bei Fischfangreisen im Nordatlantik gesehen haben will.[2]

1977 bargen die Makrelenfischer des japanischen Trawlers Zuiyo Maru mit ihren Fangnetzen vor der Küste Neuseelands einen über zehn Meter langen drachenartigen Kadaver aus einer Meerestiefe von etwa 300 bis 350 Metern Tiefe. Der Fischer Michihiko Yano entnahm eine Gewebeprobe und fotografierte den Fund, der dann wieder ins Meer geworfen wurde. Anhand der Fotos wurde teilweise vermutet, dass es sich um einen Plesiosaurier gehandelt haben könnte, während die Gewebeproben eher auf einen Riesenhai (Cetorhinus maximus) hindeuteten. Beim Verwesungsprozess von Riesenhaien entstehen zuweilen groteske Formen, die erwiesenermaßen schon in vielen anderen Fällen für Kadaver von Seeungeheuern gehalten wurden. Zwischen 1984 und 1997 erschienen zahlreiche Publikationen, die den Fund dann aufgrund widersprüchlicher Indizien schließlich abschließend als "ungelöstes Rätsel" bezeichneten.

1983 entdeckte Owen Burnham an einem Strand in Gambia Gambo, „die Große Seeschlange von Gambia"; dabei handelte es sich um ein an den Strand gespültes und bereits verwesendes Tier, dessen biologische Gattungszugehörigkeit nicht bestimmt werden konnte; es hatte eine Gesamtlänge von rund 4,7 Metern, einen delphinähnlichen Kopf mit kurzem Hals; die gemessene Länge des runden und spitz zulaufenden Schwanzes betrug etwa 1,4 und die Gesamtbreite des Tieres etwa 1,5 Meter.

Zeichnung eines Riemenfisches von 1860 an einem Bermudastrand, der als Seeschlange bezeichnet wurde

Auch wurden schon über 9 Meter lange Riemenfische im Meer und an Stränden gefunden, die Seeschlangen stark ähneln. Aufgrund ihrer Größe und ihres Aussehens wird vermutet, dass Riemenfische der Ursprung für viele Legenden von Seeschlangen sind.

Interpretation

Für die Möglichkeit der Existenz langgestreckter, schlangenartiger Seetiere wird das Vorhandensein ähnlicher ausgestorbener Tiere wie Hydrarchus oder Zeuglodon angeführt, doch können obige Angaben darauf beruhen, dass man reihenweise schwimmende Delphine, große Haifische, in Gruppen schwimmende Riesenhaie oder auch den Riesenseetang für die vielbesprochene Seeschlange gehalten hat.

Der wahrscheinlichste Kandidat bei den noch heute existierenden Meerestieren könnte jedoch der Riemenfisch Regalecus glesne sein, ein bis zu zehn Meter langer Tiefseefisch mit einem langgestreckten Körper. Er besitzt einen pferdeähnlichen Kopf und einen Kamm, der einer Mähne sehr ähnelt. Er besitzt die größte Ähnlichkeit, wenn man nach den Berichten geht; hin und wieder gerät das Tier auch in Fischernetze.

Die mythologischen Seeschlangen aus Sagen und dem Volksglauben sind nicht mit den Seeschlangen aus der biologischen Gruppe der marinen Reptilien identisch.

Einzelnachweise

  1. http://www.ub.uit.no/northernlights/ger/omagnus.htm
  2. Der durch Europam lauffende, durch Asiam fahrende, an Americam und Africam anländende und in Ostindien lange gebliebene Schwabe. Memmingen 1712, 1713; zitiert nach Viktor Hantzsch: Wintergerst, Martin. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 43, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 496 f.

Literatur

Gebhardt, Harald und Ludwig, Mario: Von Drachen, Yetis und Vampiren - Fabeltieren auf der Spur. BLV-Verlag, München, 2005, ISBN 3-405-16679-9

P. Werner Lange: Seeungeheuer - Fabeln und Fakten, VEB F. A. Brockhaus Verlag, Leipzig, 1979, nicht mehr im Handel erhältlich

Weblinks


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