Cetorhinus

Cetorhinus
Riesenhai

Riesenhai (Cetorhinus maximus)

Systematik
Unterklasse: Plattenkiemer (Elasmobranchii)
Überordnung: Echte Haie (Galeomorphii)
Ordnung: Makrelenhaiartige (Lamniformes)
Familie: Riesenhaie (Cetorhinidae)
Gattung: Cetorhinus
Art: Riesenhai
Wissenschaftlicher Name
Cetorhinus maximus
(Gunnerus, 1765)

Der Riesenhai (Cetorhinus maximus) ist nach dem Walhai der zweitgrößte bekannte Fisch der Erde. Er erreicht eine Körperlänge von bis zu zehn Metern und dabei ein Gewicht von rund vier Tonnen. Berichte über größere Exemplare mit bis zu zwölf oder gar fünfzehn Metern Länge konnten bisher nicht bestätigt werden. Der kleinste je gefangene Riesenhai war 1,7 Meter lang, doch Tiere mit weniger als drei Metern sind ausgesprochen selten.

Wie der Walhai ernährt sich auch der Riesenhai von Plankton. Im Gegensatz zum Walhai aber, der das Wasser einsaugt und durch seine Kiemen filtriert, schwimmt der Riesenhai mit geöffnetem Maul und lässt so das Wasser durch die Kiemen strömen. Mit dieser Methode ist er in der Lage, rund 2000 Tonnen Wasser in der Stunde zu filtern.

Inhaltsverzeichnis

Merkmale

Das auffälligste Merkmal des Riesenhais sind neben seiner Größe die fünf Paar riesiger Kiemenspalten, die seinen Kopf wie ein Kragen umgeben. Die Schnauze ist konisch und lang gezogen und ragt weit über das Maul hinaus. Der Hai ist fast einfarbig von dunkelgrau bis schwärzlich, wobei die Farbe auf dem Rücken dunkler, auf der Unterseite heller ist. Gelegentlich wurden auch graubraune Exemplare und solche mit helleren Flecken am Bauch beobachtet. Er hat zwei Rückenflossen, von denen die erste die zweite deutlich überragt, zwei Paar Bauchflossen und eine Schwanzflosse mit Seitenkielen und einer deutlichen Einkerbung an der Spitze. Rund 25 Prozent des Körpergewichtes des Riesenhais macht die ölhaltige Leber aus, die den Tieren den Auftrieb im Wasser ermöglicht.

Verbreitung

Riesenhaie kommen in beiden Hemisphären vor, bevorzugen aber die kalten bis gemäßigt warmen Gewässer, wo sie dem jeweiligen Planktonangebot folgen. Auf der Grundlage von Sichtungen, die in der Regel in Küstennähe erfolgten, wurde ihre Verbreitung bisher auf die pelagischen Bereiche von

Eine auf drei Jahre angelegte Studie der Marine Biological Association in Plymouth im Jahr 2002, bei der insgesamt 21 Riesenhaie mit Satellitensendern ausgestattet wurden, zeigte schnell, dass sie bei der Suche nach Nahrung erstaunliche Strecken auch auf dem offenen Meer zurücklegen und dabei eine Wassertiefe von über 700 Metern erreichen, die weit über das hinausgeht, was bisher über die Tiere vermutet wurde. Auch konnte so die Vermutung widerlegt werden, dass die Tiere eine Art von 'Winterschlaf' in der Phase, in der sie ihre Kiemenreusen erneuern, abhalten.

Verhalten und Vermehrung

Riesenhai

Die oben erwähnte Studie zeigt, dass das Wissen über den Riesenhai beschränkt ist. Zum Fressen erscheinen die Tiere einzeln, in kleinen und manchmal aber auch in großen Gruppen von bis zu einhundert Tieren an der Küste, wo sie langsam schwimmend das Plankton filtrieren.

Riesenhaie gebären lebende Junge, die aus Eiern schlüpfen, die im Mutterleib bebrütet werden und sind somit ovovivipar. Ob es beim Riesenhai zu dem von einer Reihe von Haiarten bekannten intrauterinen Kannibalismus kommt, ist nicht gesichert, ebenso wenig ist bekannt, wie viele Jungtiere es bei einem Wurf gibt. Auch ist bis heute nicht bekannt, wie groß ein Riesenhai bei seiner Geburt ist, da trächtige Weibchen bisher nur selten gefangen wurden. Die Tatsache, dass in der Regel die noch nicht geschlechtsreifen oder nicht schwangeren Weibchen bei Fängen die Zahl der Männchen um das nahezu vierzigfache übersteigen, legt die Vermutung nahe, dass schwangere Weibchen sich von den Rudeln absondern. Es wird vermutet, dass die Männchen ab einer Körperlänge von vier bis fünf Metern geschlechtsreif werden, die notwendige Größe bei den Weibchen ist noch nicht bekannt.

Gefährdung und Schutz

Im Nordostatlantik und im Ostpazifik wird der Riesenhai seit langem von Booten aus mit Harpunen bejagt, wobei diese Form des Fischfangs vor China und Japan noch heute weit verbreitet ist. Dabei dient die Leber des Fisch der Ölgewinnung, aber auch die Flossen, das Fleisch und die Haut werden verwertet. Dadurch und auch durch die Fischerei mit Netzen, in denen sich die Tiere verfangen, nehmen die Bestände rasch ab. Durch sein langsames Wachstum, die lange Tragzeit, eine geringe Nachwuchsrate und die späte Geschlechtsreife ist der Riesenhai nicht in der Lage, die Verluste aufzufangen. Er gilt unter Wissenschaftlern als gefährdete Art. Aus diesem Grund wurde von der SSG (Shark Specialist Group) der IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources) ein Antrag bei der CITES erwogen, die Art in die Rote Liste der gefährdeten Tierarten aufzunehmen. In der EU ist der Fang quotiert, es dürfen nicht mehr als 400 Tonnen Lebergewicht pro Jahr erzielt werden. Allerdings wird auch in Norwegen unabhängig von dieser Quote Jagd auf die Tiere gemacht. Rund um die Isle of Man steht der Riesenhai ganzjährig unter Schutz, da allerdings zu wenig über die Lebensgewohnheiten der Art bekannt ist, wurde in Großbritannien ein Antrag gestellt, den Fang in den gesamten Hoheitsgewässern zu untersagen.

Sonstiges

Kryptozoologie

Bedenkt man die Angewohnheit des Riesenhais, sich auch in größeren Verbänden in Oberflächennähe treiben zu lassen, wobei jeweils Teile der Körper sichtbar sind, so könnte hier ein Ursprung für eine Reihe von Berichten über Seeschlangen oder Meeresmonster liegen. Auch die Kadaver der Tiere im Zustand der Verwesung können schnell den Eindruck seltsamer Tiere erwecken, da sich auf Grund ihrer Anatomie die Kiemen, der Unterkiefer und der untere Teil der Schwanzflosse relativ schnell vom Körper lösen. Untersuchungen der DNA legen nahe, dass es sich bei dem Kadaver, den der japanische Trawler Zuiyo Maru 1977 vor der neuseeländischen Küste auffand, allen anderslautenden Berichten zum Trotz um einen Riesenhai gehandelt hat. Viele, teilweise auch in der jüngsten Vergangenheit angespülte Kadaver von vermeintlich unidentifizierbaren Seeungeheuern haben sich bei näherer Betrachtung als die Kadaver von Riesenhaien herausgestellt, eben weil sich die nur lose mit dem restlichen Körper verbundenen Kiefer und Kiemen nach dem Tod sehr schnell lösen und der kleine, fest an der Wirbelsäule verbundene Hirnschädel den Eindruck eines kleinen Kopfes an einem langen Hals erweckt, so dass eine gewisse Ähnlichkeit mit den ausgestorbenen Plesiosauriern entstehen kann. Solche Kadaver nennt man Pseudoplesiosaurier.

Benennung und Einteilung

Andere Benennungen für den Riesenhai sind nach Johan Ernst Gunnerus (1765): Halsydrus maximus, nach Bacri (1819): Cetorhinus rostratus, nach Barrett (1933) Halsydrus maccoyi und nach Siccardi (1960) Cetorhinus normani. Bis heute ist unklar, ob es nur eine oder mehrere, regional vorkommende Arten gibt. Siccardi schlägt folgende Einteilung vor:

  • Nordatlantik: Cetorhinus maximus
  • Mittelmeer: Cetorhinus rostratus
  • Südaustralien: Cetorhinus maccoyi
  • Südatlantik: Cetorhinus normani

Weblinks und Literatur im Netz


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