Seidenbandspinne

Seidenbandspinne
Wespenspinne

Wespenspinne (Argiope bruennichi)

Systematik
Unterordnung: Echte Webspinnen (Araneomorphae)
Teilordnung: Entelegynae
Überfamilie: Radnetzspinnen (Araneoidea)
Familie: Echte Radnetzspinnen (Araneidae)
Gattung: Argiope
Art: Wespenspinne
Wissenschaftlicher Name
Argiope bruennichi
(Scopoli, 1772)

Die Wespenspinne (Argiope bruennichi) (auch Zebraspinne, Tigerspinne oder Seidenbandspinne) ist eine Spinne aus der Familie der Echten Radnetzspinnen. Die große und sehr auffallend gezeichnete Art wurde 2001 zur Spinne des Jahres gewählt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Während Männchen nur eine Körperlänge von sechs Millimetern erreichen, werden Weibchen mit bis zu 25 Millimetern deutlich größer. Unverwechselbar ist bei den Weibchen das gelb-weiß gestreifte Opisthosoma (Hinterleib), welches mit schwarzen Querbändern wespenähnlich gezeichnet ist, und das silbrig-weiß behaarte Prosoma (Vorderleib). Die hellbraunen Männchen mit undeutlicher dunkler Zeichnung sind wesentlich unauffälliger.

Verwechslungsmöglichkeiten

Eine Verwechslungsgefahr ist kaum vorhanden. Die nur im Mittelmeerraum vorkommende, nah verwandte Art Argiope lobata baut ebenfalls Netze mit Zickzack-Band und hält sich wie A. bruennichi – wenn ungestört – immer in der Mitte des Netzes (der Nabe) auf, wo sie mit ihrer lebhaft schwarz-gelben Zeichnung und ihrer etwa gleichen Körpergröße genau so auffällig ist. Der Hinterleib von A. lobata ist jedoch deutlich breiter als der von A. bruennichi und „gelappt“, d. h. mit kräftigen seitlichen Höckern versehen. Die Netze sind meistens deutlich größer als die von A. bruennichi.

Verbreitung und Lebensraum

Die Wespenspinne war bis vor etwa 50 Jahren in Mitteleuropa sehr selten; ihr Vorkommen war auf wenige Verbreitungsinseln in der Oberrheinischen Tiefebene, im Rhein-Main-Gebiet und in der Umgebung von Berlin beschränkt. Seitdem hat die Art ihr Areal stark vergrößert und ausgedehnt. Mittlerweile ist sie in fast allen europäischen, sowie in einigen asiatischen und nordafrikanischen Ländern anzutreffen.[1] [2]

Die Art bevorzugt sonnige, offene Standorte mit niedriger bis halbhoher Vegetation und hoher Heuschrecken-Population auf trockenem wie feuchtem Untergrund; z. B. Trockenrasen, lückig bewachsenes Ödland oder Feuchtwiesen. Ab Mai sind junge Spinnen anzutreffen, von Juli bis August findet man erwachsene Tiere. Die Weibchen sind bis in den Oktober anzutreffen.

Netzbau

Im Schnitt benötigt eine Wespenspinne 40 Minuten für den Netzbau. Die Höhe der Netznabe liegt üblicherweise zwischen 20 und 70 cm über dem Boden. Die Höhe ist angepasst an den Lebensraum der Beutetiere. Charakteristisch für das Netz der Wespenspinne ist ein häufig sehr kräftiges, zickzackförmiges Gespinstband in vertikaler Ausrichtung ober- und unterhalb der Nabe, das sogenannte Stabiliment. Inzwischen sind weitere Formen von Stabilimenten bekannt. Es gibt zum Beispiel kreisförmige Anordnungen der Zickzacklinien um die Netzmitte herum (besonders bei Jungspinnen), nur ein Gespinstband nach unten weisend oder gar ein fehlendes Stabiliment. Diese abnormalen oder fehlenden Stabilimente deuten darauf hin, dass die ursprünglich zugeschriebene stabilisierende Wirkung für das Netz nicht primär gilt. Auch die Vermutung, dass es sich ausschließlich um eine Art Tarnung des Netzes handelt, gilt als nicht gesichert.

Beobachtungen zeigen, dass der Aufbau des Stabiliment entweder durch chemische Kontaminierung des Lebensraumes beeinflusst wird, oder durch das Alter und Geschlecht der Wespenspinnen. Männliche Spinnen weben überwiegend, bis zum Erreichen ihrer Geschlechtsreife, die häufige senkrechte Zickzacklinie über und unter der Netznabe, aber auch zirkulär verlaufende Gespinstbänder um die Mittelnabe. Ab September, Oktober scheinen die männlichen Wespenspinnen meist nur noch einarmige, nach unten gerichtete Zickzacklinen zu weben. Weibliche Wespenspinnen legen auch überwiegend die bekannte vertikale Zickzackline an, aber auch das ganze Jahr über kreisförmige Stabilimente. Sogar Kombinationen aus einem zirkulären Stabiliment und vertikalen zickzackförmigen Gespinstbändern wurden beobachtet.

Ernährung

Weibliche Wespenspinne mit frisch gefangener Sumpfschrecke

Bedingt durch ihren Lebensraum besteht die Beute vor allem aus Heuschrecken und Hymenopteren wie Bienen und Wespen. Es werden jedoch auch fast alle anderen Insekten geeigneter Größe erbeutet wie Fliegen, Schmetterlinge, Libellen oder Heupferde. Wespenspinnen mit hohem Nahrungsangebot entwickeln sich schneller, fertigen mehr Kokons an und verschwinden deutlich früher. Artgenossen, die wenig fressen, gehen erst sehr spät in Winterruhe. Sobald sich Beute in dem Netz der Wespenspinne verfangen hat, wickelt sie ihr Opfer ein und tötet es mit Gift. Die Weichteile der Beute werden durch injiziertes Gift verflüssigt und dann ausgesaugt (extraintestinale Verdauung).

Fortpflanzung

Weibchen mit Kokon
Weibchen mit Kokon

Die Paarung vollzieht sich Ende Juli bis Anfang August. Die Männchen rütteln am Netz des Weibchens und erregen es dadurch. Nachdem sich das Weibchen erhoben hat, kriecht das Männchen darunter und befruchtet es. Wespenspinnenweibchen sind wie alle Weibchen innerhalb der Gattung Argiope extrem kannibalistisch und versuchen unmittelbar nach Beginn der Paarung das Männchen zu erbeuten; dieses versucht dann zu fliehen. Dabei bricht der zur Spermienübertragung dienende Bulbus oft ab und verstopft so die Geschlechtsöffnung des Weibchens. Damit erhöht sich zwar nicht die Überlebenschance des Männchens bei der Kopulation, jedoch erhöhen sich die Erfolgsaussichten seiner Vaterschaft gegenüber konkurrierenden, später kopulierenden Männchen.[3]

Ab Ende August legen die Weibchen ihre Eier in kugelförmige, bräunliche Kokons. Die Jungspinnen, die schon bald schlüpfen, überwintern im gut getarnten Kokon. Sobald es für sie warm genug ist, verlassen sie ihren Kokon und entwickeln sich sehr schnell zu erwachsenen Spinnen.

Giftigkeit

Das Gift der Wespenspinne ist für den Menschen nicht gefährlich. Die Giftklauen können die menschliche Haut nicht durchbrechen, da sie zu kurz sind. Lediglich an dünnen Hautstellen, wie zum Beispiel an den Ohrläppchen, kann es theoretisch zu einem Giftbiss kommen. Schwellungen, Rötungen und leichte Schmerzen können die Folge sein.

Gefährdung

Die Art ist weit verbreitet und in geeigneten Habitaten häufig. Sie wird in Deutschland in der Roten Liste als „ungefährdet“ eingestuft.

Quellen

Einzelnachweise

  1. Murphy, J. (2006), British Arachnological Society: World Distribution Map. British Arachnological Society
  2. Staudt, A. [Koord.] (2008), Arages e.V.: Europäische Verbreitung. Arages e.V.
  3. Stefan H. Nesslera, Gabriele Uhl and Jutta M. Schneider: Genital damage in the orb-web spider Argiope bruennichi (Araneae: Araneidae) increases paternity success. Behavioral Ecology 18, Heft 1. Seite 174-181, 2007 abstract, online

Literatur

  • P. Sacher (1991): Rudimentäre Radnetze bei adulten Männchen der Wespenspinne Argiope bruennichi. - Veröff. Naturhist. Mus. Schleusingen 6: S. 30-38
  • Heiko Bellmann: Spinnen: beobachten - bestimmen, Naturbuch Verlag, Augsburg 1992, ISBN 3-894-40064-1
  • Blick, T. (Koord.) (2004): Checkliste der Spinnen Mitteleuropas. Checklist of the spiders of Central Europe. (Arachnida: Araneae). Arachnologische Gesellschaft e. V
  • Harvey, P. R., D. R. Nellist & M.G. Telfer (eds) (2002): Provisional atlas of British spiders (Arachnida, Araneae), Volumes 1 & 2. Huntingdon: Biological Records Centre.
  • Kronestedt, T. (2001): Checklist of Spiders (Araneae) in Sweden. Department of Entomology, Swedish Museum of Natural History, Stockholm.

Weblinks


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