- Seilriss
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Der Begriff Seilriss bedeutet im Segelflugsport das unvorsehbare Reißen des Schleppseils im Windenstart oder F-Schlepp. Hierbei findet durch das Fehlen einer Energiezufuhr kein Steigen mehr statt, d.h. der Start muss abgebrochen werden. Ein Seilriss kommt unterschiedlich häufig vor, was vor allem auf den Zustand des Seils und die unterschiedlichen Belastungen des Seils in der Startwinde zurückzuführen ist.
Inhaltsverzeichnis
Auslöser eines Seilrisses
Ein Seilriss wird meistens durch Materialermüdung an den bis zu 2000m langen Stahl- oder Kunststoffseilen ausgelöst, die gerade bei hoher Startfrequenz großen Belastungen ausgesetzt sind. Allerdings kommt es auch vor, dass durch zu steiles Steigen, vor allem direkt nach dem Abheben (sog. Kavalierstart), die Belastungsgrenze überschritten wird. Auch wenn ein Seilriss sehr unangenehm ist und es gerade bei falscher oder zu langsamer Reaktion des Piloten zu gefährlichen Zwischenfällen kommen kann, ist er beim Überschreiten der Belastungsgrenze das kleinere Übel gegenüber der Zerstörung (Abmontieren, Zerlegen) der Flugzeugstruktur und dem daraus resultierenden Absturz. Zu diesem Zweck müssen alle Schleppseile eine Sollbruchstelle aufweisen, die reißen soll, ehe das Seil oder das Flugzeug beschädigt werden.
Reaktion auf einen Seilriss
Sofort nach dem Seilriss wird kräftig nachgedrückt, die Flugzeugnase senkt sich, die Geschwindigkeit wird größer und damit nimmt das Risiko ab, dass es zu einem Strömungsabriss kommt (nur beim Windenstart). Sodann wird mehrfach (i. d. R. dreimal) der Ausklinkmechanismus betätigt, um zu verhindern, dass ein Seilrest am Flugzeug hängenbleibt, was zu schweren Unfällen führen kann, wenn sich dieser bei der Landung an einem Baum o.ä. verhakt.
Je nach Flughöhe zum Zeitpunkt des Seilrisses werden dann zwei Fälle unterschieden:
Das Reißen des Seils oberhalb der Entscheidungshöhe
Hat das Flugzeug zum Zeitpunkt des Seilrisses bereits annähernd die übliche Ausklinkhöhe, wird lediglich der Seilrest ausgeklinkt und der Flug normal fortgesetzt. Geschieht der Seilriß in einer früheren Startphase (ca. 100-150m Höhe), wird eine verkürzte Platzrunde geflogen, d.h., es wird in Windrichtung eingekurvt, und durch eine kürzere, ansonsten aber gleich aufgebaute Platzrunde zur Landung gebracht.
Das Reißen des Seils unterhalb der Entscheidungshöhe
Je nach Länge des Flugplatzes und damit der zur Landung verfügbaren Fläche kann die Entscheidungshöhe recht unterschiedlich sein. Sie liegt ungefähr bei 100m. Unterhalb dieser Höhe hat man im Segelflug nicht genügend Zeit, eine verkürzte Platzrunde zu fliegen. Dann wird sofort ein steiler Sinkflug eingeleitet, bei dem nach Möglichkeit Landehilfen, z.B. Landeklappen eingesetzt werden oder der Seitengleitflug(Slip) verwendet wird. Die Landung erfolgt dann noch in Startrichtung auf dem Flugplatz. Da diese Form der Landung aber einen recht großen Platz voraussetzt, wird auf sehr kleinen Plätzen oder auf Plätzen die kurz vor dem normalen Aufsetzpunkt relativ große Hindernisse haben (Bäume, Häuser etc.), geradeaus weitergeflogen, dann eine 180°-Kurve geflogen und entgegen der Landerichtung auf dem Flugplatz gelandet (Bayernkurve). Das hat den Nachteil, dass im Allgemeinen mit dem Wind gelandet werden muss, was vor allem bei böigem Wind zu Problemen führen kann.
Reparatur des Seils
Ein gerissenes Seil wird zusammengegespleißt. Dazu werden die beiden gerissenen Enden abgeschnitten und in ihre Litzen aufgeteilt. Diese werden dann über kreuz wieder zusammengesetzt, sodass ein Teilstück des Seils doppelt vorliegt. Theoretisch ist damit die Festigkeit des Originalseils wieder mehr als hergestellt, es hat sich dennoch bewährt, die Enden des Spleißes mit Schellen zu fixieren. Ein solcher exakt ausgeführter Spleiß ist deutlich fester als der Rest des Seils, sodass ein erneuter Riss an einer reparierten Stelle sehr selten ist.
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