Baby Sommer

Baby Sommer
Günter Baby Sommer, 2008, Moers Festival

Günter „Baby“ Sommer (* 25. August 1943 in Dresden) ist einer der international profilierten deutschen Schlagzeuger und Perkussionisten und zählt zu den Free Jazz Musikern der ersten Generation in Europa.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach seinem Studium an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber Dresden, an die Günter Sommer 1995 als Professor für Schlagzeug und Perkussion zurückkehrt, findet er zur europäischen Avantgarde des Free Jazz und entwickelt sich in Begegnungen und Auftritten mit Musikern wie Peter Brötzmann, Alexander von Schlippenbach, Paul Lovens, Peter Kowald oder Evan Parker musikalisch weiter.

Nach ersten Erfahrungen in Amateurgruppen während seines Studiums gehörte Sommer ab 1966 dem Friedhelm-Schönfeld-Trio, dem Manfred Ludwig Sextett, der Klaus Lenz-Big Band, der Jazzrock-Gruppe SOK und anschließend der Gruppe "Synopsis" an. In den zuletzt genannten Gruppen spielt er bereits mit Ulrich Gumpert zusammen, der sein idealer Spielpartner wird und mit dem er als Duo in den siebziger Jahren auf zahlreichen Konzerten im In- und Ausland große Erfolge feiert.

Zu dieser Zeit beginnt Sommer mit anderen, zum Teil auch selbstgebauten Instrumenten zu experimentieren (z.B. Pauken, Hörner, Orgelpfeifen) um seine Ausdrucksmöglichkeiten zu erweitern. Nicht nur bezüglich dieser Erweiterung des Instrumentariums, sondern auch bezüglich seiner Öffnung hin zu anderen Musikkulturen und dem Arbeiten mit Pausen und Stille als Gestaltungsmittel hatte der Komponist und Instrumentenexperimentator Hans-Karsten Raecke einen gewissen Einfluss. Dabei zwang der hinter einem Vorhang spielende Sommer sein Publikum, die Aufmerksamkeit vom Zusehen beim Musikmachen zum konzentrierten Hin-Hören zu lenken. Erste Solo-Auftritte mit dieser Hörmusik fanden in der Westberliner Philharmonie und der DDR-Jazzbühne Berlin statt. Seit 1985 hat Sommer sein Hörmusik-Konzept im Sinne des Musiktheaters um eine Zusammenarbeit mit Tänzern und Schauspielern erweitert.

Ab 1977 gab Sommer auch im Duo mit dem Merseburger Domkantor Hans-Günther Wauer Konzerte, reiste 1979 mit DDR-Musikern und dem Trio "Kowald-Smith-Sommer" durch Europa und nach Japan, nahm an zahlreichen Jazz-Veranstaltungen und internationalen Workshops teil. Seit 1984 ist er Drummer beim Zentralquartett, mit dem er bis heute zusammenarbeitet.

Im weiteren arbeitete er eng mit Schriftstellern wie Christa Wolf und Christoph Hein zusammen und gestaltete deren Texte musikalisch. Außerdem beginnt eine bis heute fortgesetzte künstlerische Kooperation mit dem Schriftsteller Günter Grass. Zu der 1987er Publikation "Es war einmal ein Land", in der Günter Grass zu Sommers Perkussionsmusik aus seinen Werken "Die Blechtrommel" und "Die Rättin" liest, schreibt Sommer für den Textband auch das Vorwort und eine Anleitung zum richtigen Hören.

Nach der politischen Wende verlagerte sich Sommers Wirkungskreis zunächst in den Alpenraum – eine Zusammenarbeit mit Inge Mißmahl und dem Off-Off-Theater Konstanz, den Swiss Horns und dem italienischen Crams Percussion Staff entwickelte sich. 2001 spielte er mit Dietmar Diesner die Musik zu Jürgen Böttcher`s Film Konzert im Freien.

Günter Sommer wurde mehrfach als "Pollwinner Internationales Jazzforum" ausgezeichnet und erhielt 1985 mit dem "Kunstpreis der DDR" eine erste Würdigung seines Lebenswerkes. Zu seinen Schülern gehören Matthias Macht und Christian Lillinger.

Sommer Schlagzeugspiel ist durch 93 Tonträgerveröffentlichungen dokumentiert.

Diskografische Hinweise (Auswahl)

  • Hörmusik (1979, FMP) Sommers erste Solo-Album
  • Touch The Earth (1979, FMP) Trio mit Leo Smith und Peter Kowald
  • Zentralquartett (1990, INTAKT) Mit Konrad Bauer, Ernst-Ludwig Petrowsky und Ulrich Gumpert
  • Wisdom In Time (2006, INTAKT) Duo mit Leo Smith

Vertonungen von Literatur

- * Es war einmal ein Land (1987) - mit Günter Grass - * 1001 Nacht. Die 1. bis 13. Nacht. Hörspiel von Helma Sanders-Brahms. Regie: Robert Matejka. Prod.: RIAS und DLR Berlin, 1993-1999. ISBN 3-89584-995-2 [u.a.] - * 1001 Nacht. Die 14. bis 17. Nacht. Regie: Helma Sanders-Brahms. Prod.: DLR Berlin, 2001 u. 2002. - * Mein Jahrhundert (2004) - mit Günter Grass


Weblinks


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