Peter Brötzmann

Peter Brötzmann
Peter Brötzmann (Die Röhre, Moers, 2006)
Peter Brötzmann, mœrs festival 2010

Peter Brötzmann (* 6. März 1941 in Remscheid, Deutschland) ist ein deutscher Jazzmusiker, der großen Einfluss auf den europäischen Free Jazz hat. „Von allen Jazzinnovatoren ist er derjenige, der am radikalsten mit allen Traditionen gebrochen hat – nicht nur des Jazz, sondern des Musizierens überhaupt.“[1] Er ist - aus der Fluxusbewegung kommend - ein experimentierfreudiger Saxophonist, der gelegentlich auch Klarinette sowie Tárogató spielt. Insbesondere dem Basssaxophon - ein sonst eher selten eingesetztes Instrument - wurde durch Brötzmann neue Beachtung im Jazz geschenkt. Für Brötzmanns markante und energetische Spielweise ist in Free-Jazz-Zirkeln der Begriff "brötzen" entstanden.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Brötzmann lernte als Neunjähriger Klarinette. Mit siebzehn Jahren begann er an der Werkkunstschule in Wuppertal ein vierjähriges Kunststudium. Nebenher arbeitete er als Grafiker, spielte in verschiedenen Bands Klarinette oder Tenorsaxophon und begann sich Anfang der 1960er Jahre für den freien Jazz zu interessieren. 1961 gründete er mit Peter Kowald und Dieter Rauschtenberger ein Trio.[2] Brötzmann spielte auf den einschlägigen Festivals, arbeitete 1966 in Paris mit Michael Mantler, Carla Bley und Aldo Romano (mit denen er auch auf Tournee ging). Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern des Globe Unity Orchestra. Seine 1968 mit einem Oktett eingespielte Schallplatte Machine Gun gilt für Freunde des Free Jazz als eines der provozierendsten Werke der modernen Jazzgeschichte Europas. Brötzmann ist einer der Gründer des Plattenlabels Free Music Production in Berlin. Bis in die 1980er Jahre trat er regelmäßig beim Total Music Meeting auf, 1973, 1979, 1980 sowie 1984 aber auch bei den offiziellen Berliner Jazztagen. 1976 legte er die Solo-LP Ein halber Hund kann nicht pinkeln vor (der 2001 ein weiteres Soloalbum folgte). In der Zusammenarbeit mit Harry Miller und Louis Moholo gewann „rhythmische Energie als zentrales Antriebsmoment“ ein „Übergewicht über die theatralische, von dadaistischen Episoden durchzogene Aufführungspraxis“ der 1970er Jahre.[3]

Brötzmann war seit Beginn der 1980er Jahre regelmäßig in den USA und Japan präsent, in wechselnden Trios und größeren Besetzungen, häufig aber auch in Duo-Konstellationen. Seit 1981 arbeitet er auch sporadisch mit Bernd Klötzer zusammen. 1986 wurde er neben Sonny Sharrock und Ronald Shannon Jackson Mitglied von Bill Laswells Jazznoisegruppe Last Exit, mit der er mehrere Alben einspielte. Seit dieser Zeit, vor allem in den 1990er Jahren, gewann Brötzmann überraschend große Popularität in den USA.

Mit Ken Vandermark (sax, cl) aus Chicago und dem Schweden Mats Gustafsson (sax) als Kerngruppe seines Chicago Tentetts spielt er seit 2002 im Generationen übergreifenden Trio Sonore. 2004 formiert sich Brötzmann mit Michael Wertmüller (dr) und Marino Pliakas (b) zum Trio Full Blast.

Peter Brötzmanns Sohn, Caspar Brötzmann, ist ebenfalls Musiker. Im Rahmen einer Live-Aufnahme des Peter Brötzmann Tentet 1992 in Wuppertal wirkt Caspar als ein Zehntel des Line-Ups mit. Vater und Sohn spielten gemeinsam das Album Last Home ein.

Ehrungen

Im Jahr 2005 wurde ihm der Von der Heydt-Kulturpreis der Stadt Wuppertal verliehen, nachdem er bereits 1971 den Förderpreis dieses Kulturpreises erhalten hatte.

Auf dem New Yorker Vision Festival 2011 erhielt er den Lifetime Achievement Award.[4] Im gleichen Jahr wurde er für sein Lebenswerk mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. [5]

Diskografie (Auswahl)

Filmografie (Auswahl)

  • "Rage!", Regie: Bernard Josse (F 2011)
  • "Brötzmann", Filmproduktion Siegersbusch, Regie: René Jeuckens, Thomas Mau und Grischa Windus (Kino, DVD, D/UK 2011)

Lexigraphische Einträge

Weblinks

 Commons: Peter Brötzmann – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. E. Dieter Fränzel, Jazz AGe Wuppertal (Hrsg.): Sounds Like Whoopataal. Wuppertal in der Welt des Jazz. Essen 2006, S. 168
  2. Vgl. Sounds Like Whoopataal. Wuppertal in der Welt des Jazz. Essen 2006, S. 172f.
  3. * Ekkehard Jost, Europas Jazz. 1960–80. Fischer, Frankfurt a.M. 1987, S. 133
  4. Peter Brotzmann Honored With Lifetime Achievment Award at Vision Festival (abgerufen am 13. Juni 2011)
  5. Albert Mangelsdorff-Preis 2011 für Peter Brötzmann auf nmz.de, abgerufen am 18. September 2011

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