- Sen no Rikyū
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Sen no Rikyū (jap. 千利休; * 1522 in Sakai; † 21. April 1591) ist eine bedeutende Person der japanischen Sengoku-Zeit und hatte wesentlichen Einfluss auf die Entwicklung der japanischen Teezeremonie.
Inhaltsverzeichnis
Bedeutung
Rikyū verband Aspekte des täglichen Lebens mit höchsten spirituellen und philosophischen Ansprüchen zu dem „einen einzigartigen Lebensweg“, der bis in die Gegenwart als "Teeweg" übermittelt wurde.
Rikyū war ein Mann mit einfachem Geschmack und einem kultivierten, disziplinierten Lebensstil. Er definierte den Begriff wabi cha (Tee des stillen Geschmacks, s.u.), der für Einfachheit, Bäuerlichkeit und andere bescheidene Eigenschaften in der Teezeremonie steht. Wabi cha betont die Geltung dieser Ideale, nachdem die Teezeremonie bereits ein Jahrhundert zuvor durch Ikkyū revolutioniert worden war.
Rikyūs außergewöhnlicher Sinn für Schönheit prägte auch wesentlich die Raku-Keramik, die Japanische Architektur, das Design sowie unzählige Künste und Kunsthandwerke, die mit der Welt des Tees verbunden sind.
Lebensweg
Rikyū, dessen ursprünglicher Name Yoshiro lautete, wurde in Sakai geboren. Sein Vater war der Lagerhausbesitzer Tanaka Yohei. Rikyū gebrauchte jedoch den (koreanischen) Familiennamen Sen (千) nach seinem Großvater Sen'ami, einem koreanischen Einwanderer, der für Ashikaga Yoshimasa tätig gewesen war. Während seiner Jugend praktizierte er Zen im Nanju-ji in Sakai bei Dairin – dabei nahm er den Namen Hosensai Soeki an. Yoshiro begann bereits in jungen Jahren, die Teezeremonie zu studieren. Sein erster Lehrer, Kitamuki Dochin, unterrichtete ihn im traditionellen Stil der Teezeremonie, der für den Shoin (Empfangsraum) passend war. Später lernte er von Takeno Jo-o den neuen Stil des kleinen, strohgedeckten Teehauses. Später lebte er im Daitoku-ji. Dieser Tempel im Nordwesten Kyōtos hatte eine lange, tiefe Verbindung zur Teezeremonie. Sen sammelte später Spenden für den Bau des Sanmon-Tores des Daitoku-ji, weshalb er in diesem Tempel noch heute mit einer Statue geehrt wird.
1585 diente er als Chajin bei einer speziellen Teezeremonie am kaiserlichen Hof, woraufhin ihm der Taikō Toyotomi Hideyoshi per Dekret den Titel Rikyū Koji verleihen ließ. (Koji, d.h. "Edler" war der niedrigste Rang der buddhistischen Hierarchie.)
Bereits in dieser Zeit schuf Rikyū ein Gedicht: "Obwohl viele Menschen Tee trinken - wenn Du den Weg des Tees nicht kennst, wird der Tee Dich austrinken."
Ein anderes, bekanntes Zitat von Rikyū lautet: "Der Weg des Tees ist nichts als dies: Zuerst kochst Du Wasser, dann machst Du den Tee und trinkst ihn." Ein inneres Verständnis für die Bedeutung und Poesie dieser Aussage kann wohl erst nach langem Üben des Teeweges erfahren werden.
Seit seinem 58. Lebensjahr diente er dem Oda Nobunaga als Teemeister. Nach dessen Tod wurde er oberster Teemeister von Toyotomi Hideyoshi, dem faktischen Nachfolger von Nobunaga. Hideyoshi setzte Nobunagas Eroberungspolitik fort und vereinigte Japan nach zehn Jahren der Bürgerkriege. Formal war Rikyū nur für den Tee verantwortlich. Aufgrund des häufigen persönlichen Kontaktes, den er während der Zeremonie zum Regenten hatte, erlangte er jedoch auch in anderen Dingen großen Einfluss auf Hideyoshi.
„Rikyū hat die Tee-Formen mit dem Werke Hyaku-jō-seiki (百丈清槻 [dt. „die Reinen Regeln des Baizhang“]) geschaffen und für immer bestimmt.“ Er ist der Begründer der Urasenke-Traditionslinie des Cha-dō, die heute in der 16. Generation besteht. Die Familie diente während der Tokugawa-Zeit über Generationen hinweg den fürstlichen Familien Maeda und Hisamatsu.
Zu dieser Zeit kam die Teezeremonie Chanoyu in Kontakt mit christlichen Missionaren, die nach Sakai und Kyōto kamen und sich mit Rikyu und anderen Lehrern des Teeweges anfreundeten. Unter den 7 Hauptschülern von Rikyū waren drei Christen: Furuta Oribe, Takayama Ukon und Gamou Ujisato.
Wabi-cha
In den späteren Lebensjahren begründete und praktizierte Rikyū das Ideal des Wabi-cha, das auf der Theorie fußt, daß Tee und Zen eins seien. Diese Theorie wurde von seinem Sohn Sotan (1578-1658; = Gempaku) weiterentwickelt. Mit feinem Gespür wählte er aus Alltagsgegenständen die Dinge für den Gebrauch im Teeraum aus. Diese Abwendung von importierten chinesischen Utensilien, die bereits von Jo-o begonnen wurde, setzte Rikyū fort. Seine bereits damals als hervorragend angesehene Auswahl gilt bis heute als Standard.
Es war Rikyū, der damals den vermutlich nicht-japanischstämmigen Dachziegelmacher Chōjirō (長次郎) instruierte, eine neue Art Teeschalen herzustellen, die heute als Raku bekannt sind.
Rikyūs innovatives Architekturdesign und der beispielhafte Gebrauch des Raumes sind in seinem Teehaus Taian bei Myokian in der Nähe von Kyōto zu sehen. Die ganze Welt Rikyos wird hier in einem zwei Tatami großen Raum gezeigt. Wegen seiner kulturellen Bedeutung wurde dieses Teehaus von der japanischen Regierung zu einem Nationalen Kulturgut Japans erklärt.
Als sich Rikyū der Vollendung seines Lebenswerkes näherte, wurde die Große Teeversammlung am Kitano-Schrein im Oktober 1587 in Nordwest-Kyōto einberufen. Zu dieser Zeit waren sich Hideyoshi und Rikyu sehr nahe. Hideyoshi verkündete daher, dass jeder, egal ob reich oder arm, von hoher oder niederer Geburt, einen Topf für Wasser und einen Topf für Tee mitbringen und der Versammlung beiwohnen solle. Über 1000 Menschen aus allen Schichten versammelten sich daraufhin am Schrein. Hideyoshi errichtete ein massiv goldenes Teehaus, während Rikyū die von ihm bevorzugte strohgedeckte Hütte nutzte. So waren beide Extreme des Tees in Kitano präsent.
Daitoku-ji und Tod
Hideyoshi war mit Rikyū eng befreundet. Der Feldherr brachte dem Meister eine Achtung und Verehrung entgegen wie kaum einem anderen Menschen. Aber es war ein gefährliches Zeitalter, in dem man selbst seinen Verwandten und Freunden nicht zu trauen pflegte. Es gelang den Feinden des Teemeisters, Hideyoshi einzureden, daß sein Freund Rikyū an einer Verschwörung gegen ihn beteiligt sei und ihn vergiften wolle. Hideyoshi schöpfte Verdacht und verurteilte ihn zum Tode. Als Folge dieser sogenannten Daitokuji-Tor-Affäre durfte er - ehrenvoll - seppuku begehen. Einer anderen Auffassung nach widersprach Rikyū dem Shōgun in seinen Kriegsplänen. Rikyū war bereits 71 Jahre alt. Nach dem Abschied von seiner Familie und seinen Schülern verfasste er sein Todesgedicht, das im ersten Teil aus einem buddhistischen Abschiedsgedicht (遺偈, yuige) und im zweiten Teil aus einem Waka besteht:
Kanji Romaji freie Übersetzung nach Suzuki Daisetsu 人生七十
力囲希咄
吾這寶剣
祖佛共殺
堤る我得具足の一太刀
今此時ぞ天に抛jinsei shichijū
riki i ki totsu
waga kono hōken
sobutsu tomo ni korosu
hissaguru waga egu soku no hitotsutachi
ima kono toki zo ten ni nageutsuIch hebe das Schwert,
Dies mein Schwert,
Lang in meinem Besitz
Die Zeit ist am Ende gekommen.
himmelwärts werfe ich es hinauf!Die zweite Zeile beruht auf Unmon Zenjis Zen-Vers Totsu totsu totsu riki i ki (咄咄咄力囗希, dt. „Ha! Ha! Ha! … Ka!“), der durch dieses Abschiedsgedicht popularisiert wurde. totsu ein angestrengter Ausruf ohne eigentliche Bedeutung. Das 4 und 5 Kanji bilden zusammen hier den Ausruf Ka [manchmal auch zusammengeführt als ein Zeichen geschrieben]. Das abschließende Ki hat ebenfalls keine eigentliche Bedeutung hier und dient der Verstärkung des Vorgehenden.[1]
Nach Rikyūs Tod erwies sich dessen Unschuld, Hideyoshi bedauerte seine Verurteilung und den Verlust einer so bedeutenden Person.
Einzelnachweise
- ↑ Victor Sōgen Hori: Zen Sand. The Book of Capping Phrases for Kōan Practice. University of Hawaiʻi Press, 2003, ISBN 0-8248-2284-6, S. 247 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche).
Siehe auch
Literatur
- Inoue, Yasushi; Gräfe, Ursula (Übs.); Der Tod des Teemeisters; Frankfurt 2007 (Suhrkamp); 176 S.; ISBN 978-3-518-41901-4 (biographischer Roman)
- Iten, Charly; Der Teeweg und die Welt der japanischen Teeschalen - zur Töpferkunst der von Sen no Rikyū und Furuta Oribe geschätzten Brennöfen; Zürich 2004 (Univ. Diss.) online
Weblinks
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Commons: Sen-no Rikyu – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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