Sendelbinde

Sendelbinde
Gugel, Bild aus Meyers
Ein Gugelherr: Georgius Macropedius in der Tracht der Brüder vom gemeinsamen Leben

Eine Gugel ist ein ab dem Hochmittelalter nachweisbares Kleidungsstück, das fast ausschließlich von Männern getragen wurde. Im Prinzip war eine Gugel eine Kapuze, welche auch teilweise die Schultern bedeckte und meist aus verschiedenen Stoffen, vor allem Wolle, angefertigt wurde.

Während es sich zunächst wohl primär um ein Gebrauchskleidungsstück gehandelt hat, wurde das Tragen der Gugel durch Männer ab dem 14. Jahrhundert sehr modisch. Im Zuge dessen wurde die Gugel auch mit einem überlangen Kapuzenzipfel, der Sendelbinde, verziert, sowie auch im 14. Jahrhundert vorzugsweise durch Zaddeln, später auch durch Glöckchen, was jedoch wieder abebbte, und sich schließlich nur als Zeichen von Unterhaltern wie z. B. Narren erhielt. Im Verlaufe der Spätgotik etablierten sich zahlreiche alternative Trageweisen, bei der unter anderem die des Tragens mit dem Kopfloch voraus auf dem Kopf zur Entwicklung einer eigenen Kopfbedeckung, dem Cappuccio oder Chaperon, führte. Späte Varianten, wie die süddeutsche Fransengugel, führten in ähnlicher Trageweise zu dem vom Bildnis des Albrecht Dürers bekannten Hut mit Fransen um 1500. Parallel entwickelten sich offene Haubenformen, die von Frauen ohne Abnehmen ihrer leinernen oder seidenen Haube getragen werden konnten, jedoch eher im linksrheinischen und Norddeutschen Raum verbreitet waren. Gugeln im Allgemeinen, und geschlossene Gugeln im Besonderen, lassen sich anhand von Stadtverordnungen und fehlenden Bildquellen jedoch recht deutlich als männliches Kleidungsstück einordnen, dessen Tragen bei Frauen als verpönt und unrechtschaffen angesehen wurde. Der Name der bayerischen Geheimgesellschaft Guglmänner leitet sich von diesem Kleidungsstück ab, sie tragen noch heute bei rituellen Zusammenkünften eine schwarze Kapuze, die Kopf und Schultern zur Gänze bedeckt.

Der früheste Fund, der als Gugel interpretiert wurde, stammt aus einer Grabung in Haithabu, jedoch ist die genaue Konstruktion der Fragmente unklar, neuere Analysen legen nahe, dass es sich bei den Textilfragmenten um eine Hose gehandelt haben kann.

Heraldik

Gugel im Wappen von Güglingen

Diese Kopfbedeckung ist auch in der Heraldik im Wappen als gemeine Figur anzutreffen. In der Stadt Güglingen ist es ein redendes Wappen. Ein altes Münchner Siegel zeigt einen Mönchskopf mit Gugel.

Siehe auch

Weblinks


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  • Sendelbinde — Sendelbinde,   nach dem Seidenstoff Zendel benannter langer Streifen, der seitlich von der turbanartigen Kopfbedeckung der Männer in der 1. Hälfte des 15. Jahrhunderts herabhing und um Kopf und Kinn gewickelt werden konnte.   …   Universal-Lexikon

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  • Mazzocchio — (ital., spr. óckjo), eine im 15. und 16. Jahrh. in Mittelitalien gebräuchliche Kopfbedeckung mit wulstigem Rand, von der auf der einen Seite des Gesichts die Sendelbinde, auf der andern ein offener Beutel herabhing (s. Tafel »Kostüme II«, Fig. 1) …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

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